Ein Buch übers Frau Sein, Mutter Sein und das Leben in der Familie, mit Freunden sowie in Partnerschaft. Das alles aus der wichtigen, weiblichen Perspektive. Erzählt wird das Ganze aus den Sichtweisen von sechs oder sieben Personen, deren Innenleben und Reflektionen wir kennenlernen. Ein nachdenkliches, poetisches und philosophisches Buch, das in seiner Ereignisarmut viel Schwere transportiert.
Juli Zeh erzählt uns von Dora, Werbetexterin Mitte 30, und ihrem Umzug von Berlin in die Brandenburger Provinz Anfang 2020. Der Titel „Über Menschen“ ist in zweierlei Hinsicht sprechend für dieses Buch. Einerseits werden unterschiedliche Lebensentwürfe aus Doras Umfeld beschrieben. Sie, die Hauptperson, lernen wir über die Beziehungen und Reibungen mit diesen Menschen kennen. Andererseits stellt uns die Autorin ständig vor die Entscheidung, ob und wo zwischen zwei Menschen eine Balance herrscht oder es ein Gefälle gibt. In unterschiedlichen Situationen tritt mal der eine, mal die andere als „Übermensch“ in Aktion. Zeh überlässt es dem Leser, die beschriebenen Menschen und Situationen zu bewerten. Mit einer guten Portion Situationskomik und Humor nimmt Juli Zeh den ernsten Themen die Schwere.
Die Autorin gibt mit der feinfühligen Erzählung Einblick in eine Tatsache einer modernen Gesellschaft. Das Alleine-Zuhause-Sterben. Der Fokus liegt auf einer Firma, die sich auf das Reinigen solcher Wohnungen spezialisiert hat, die Ich-Erzählerin ist eine Mitarbeitende des kleinen Teams. Ein Jahr lang begleiten wir sie durch ihren Alltag in Tokio. Flašars Geschichte dreht sich um das Leben, und was es mit sich bringt, sie erzählt es mit feinem Humor und ohne Umschweife.
Eine Geschichte einer fünfköpfigen Hawaiianischen Familie, die mit dem Alltag und dem Leben kämpft. Die Kapitel werden abwechslungsweise aus deren fünf Perspektiven erzählt. Eine wundersame Erzählung zur unsichtbaren und nicht greifbaren Verbindung der Menschen zu ihrer Insel, eine Geschichte mit Magie und über die starken Bande einer Familie.
Ein toller Boyle, der die drei Geschichten von Eltern, Sohn und Tochter in Kalifornien respektive Florida erzählt. Menschliche Schicksalsschläge werden gesamtgesellschaftlichen, wie dem Klimawandel gegenübergestellt. Es bleibt dem Leser überlassen, die Situationen zu bewerten und vergleichen. Das Buch enthält einige Stellen, in denen man nicht weiss, ob man fassungslos und traurig sein soll oder man wegen der irrsinnigen, fast ironischen Beschreibung ins Schmunzel gerät. Schörkellos reibt uns Boyle auf jeder Seite unseren verschwenderischen Lebensstil unter die Nase, ein Buch unserer Gegenwart.
Ein historischer Roman über die Erforschung des Niger mit der Hauptfigur Mungo Park. Wir erfahren von seinem Leben von Ende des 18. bis zum Anfang des 19. Jh., folgen ihm auf zwei Entdeckungstouren entlang des Flusslaufs und lernen Figuren aus seiner Familie, seinem Umfeld und Weggefährten von seinen Reisen kennen. Boyle gibt uns mit seiner Erzählweise und seinen facettereichen Personen, auch wenn teils derb und unverblümt, einen wohl sehr autentischen Einblick in die Lebensrealität um 1800. Wer Entdeckergeschichten mag und deftige Sprache nicht scheut, wird das Buch mögen.
Im Zentrum der Erzählung steht ein Strategiespiel zum Zweiten Weltkrieg. Schauplatz ist ein Ferienort in Spanien und die Geschichte ist aus Tagebucheinträgen der erzählenden Person, Udo Berger, aufgebaut. Bolaño, so scheint es, lässt das über mehrere Wochen dauernde Spiel (eine einzige Partie) und die Ereignisse im Ferienort parallel laufen, sodass Bergers Situation, der sich nach der Abreise seiner Partnerin entschliesst, noch einige Wochen länger in Spanien zu bleiben, immer aussichtloser, beklemmender und einsamer wird. Bergers Affären, angebliche Freunde, seine Bekanntschaft mit dem seltsamen und verschlossenen Kontrahenten im Strategiespiel und der Ausgang der Partie, alles ist im Abwärtstrend begriffen. Bergers Stimmung und seine Situation verdüstern sich, er selber verliert sich darin und seine Wahrnehmung ist mit zunehmender Dauer die eines seelischen Wracks. Seine Gesunheit, die Dauer des Spiels und der Aufenthalt in Spanien sind zeitlich begrenzt und er nimmt je länger desto mehr Schaden. Ein düsteres und beklemmendes Buch.
»In dem Roman sind Fabel, Legende, Phantasie und Groteske zu einer Einheit verwoben.…» Fantastischer Lesespass!
Whitehead legt ein wortgewaltiges Werk über die Lebensumstände afroamerikanischer Sklaven vor. Die Erzählung mit weiblicher Hauptfigur treibt vorwärts und trotzdem verpasst es der Autor nicht, ein Stimmungsbild der noch jungen Vereinigten Staaten um 1815 zu zeichnen. Brutalität, Unmenschlickeit und grausame Schicksale lassen der Hoffnung nur wenig Platz, aber es gibt sie.