Eine traumhafte Lektüre. Mit feinfühliger Sprache schafft Murakami stimmungsvolle und magische Räume, so geheimnisvoll, dass Lesende im Dunkeln tappen, ihnen aber auch viel Interpretationsspielraum gelassen wird. Der vorurteilslose Umgang der Figuren untereinander, die alle ihre eigene (schwere) Vergangenheit und ihr Überzeugungen mit sich tragen, versprüht eine seltsame Zuversicht, dass überzeugte Entscheidungen stets auf den richtigen Weg führen.

Ausgehend von einem Gespräch mit ihrem Vater auf einer Parkbank geht Nadine Olonetzky ihrer Familiengeschicht nach. Die Shoah und ihre Folgen sind zentral. Die Autorin beschreibt tagebuchartig aus erzählten Erinnerungen und Dokumenten von den Grausamkeiten und der Entmenschlichung, von der Kälte der Täter und der zwischenmenschlichen Wärme sowie von den familiären Traumata und den bürokratischen Labyrinthen zu Entschädigungszahlungen. Der Schreibstil ist fragmentarisch, mit zahlreichen Wiederholungen und Wiederaufnahmen von Themen wie auch unzähligen offenen und unbeantworteten Fragen. Das ist gewöhnungsbedürftig, aber auch ein Mittel, um die Wirren und Schrecken des Krieges zu zeigen, die Wehr- und Ratlosigkeit jüdischer Familien von damals bis heute darzustellen und sich den immensen oder totalen Verlust von geliebten Personen, Erinnerungen und Habseligkeiten irgendwie bewusst zu machen. Etwas dass man niemandem und keiner Familie wünscht und deshalb ein wichtiges Buch.

Ein Kurzaufenthalt in New York dient der erzählenden Person Blicke zurück zu werfen, auf Veränderungen, vermeintliche Gewissheiten, auf Freundschaft und Liebe und auf die eigene Person, im unmerklichen Wandel ihres Lebens.

Es ist immer wieder unglaublich, wie viel in einen Tag eines Teenagers passt und wie bedeutend all die „ersten Male“, wie von Till hier im Buch zwischen 16 und 18 Jahren, wahrgenommen werden.

Deutschland 2022, eine Erzählung, die sich einzig in E-Mails und Chat-Nachrichten zwischen Theresa, Landwirtin in Brandenburg, und Stefan, Journalist in Hamburg, entwickelt. Die beiden kennen sich aus dem Studium, waren eine WG und sind sich vertraut. Die Kraft der Geschichte liegt aber in den Differenzen zwischen den beiden und in den weit voneinander entfernten Realitäten. Die schonungslose Ehrlichkeit von Theresa und Stefan, das Erzähltempo und die Heftigkeit der Ereignisse führt uns viele hässliche Seiten unserer eigenen Gegenwart vor Augen.

Glücklich wegen der Sprache, der Erzählweise und der gelungenen Übersetzung. Wehmütig, den nun endgültig letzten von GGM verfassten Text gelesen zu haben.

Ein dystopischer Roman rund um den Klimawandel, im Zentrum der Erzählung drei junge Menschen, die weit weg von allen anderen (übriggebliebenen) Menschen in einem abgelegenen Haus ihre Zukunft leben.

Ein Buch wie ein Actionfilm. Die Geschichte entwickelt sich rund um das Thema der weltweiten Fischereiindustrie. Unterhaltsam, spannend und erschütternd.

Whitehead legt ein wortgewaltiges Werk über die Lebensumstände afroamerikanischer Sklaven vor. Die Erzählung mit weiblicher Hauptfigur treibt vorwärts und trotzdem verpasst es der Autor nicht, ein Stimmungsbild der noch jungen Vereinigten Staaten um 1815 zu zeichnen. Brutalität, Unmenschlickeit und grausame Schicksale lassen der Hoffnung nur wenig Platz, aber es gibt sie.

Ein Buch übers Frau Sein, Mutter Sein und das Leben in der Familie, mit Freunden sowie in Partnerschaft. Das alles aus der wichtigen, weiblichen Perspektive. Erzählt wird das Ganze aus den Sichtweisen von sechs oder sieben Personen, deren Innenleben und Reflektionen wir kennenlernen. Ein nachdenkliches, poetisches und philosophisches Buch, das in seiner Ereignisarmut viel Schwere transportiert.

Juli Zeh erzählt uns von Dora, Werbetexterin Mitte 30, und ihrem Umzug von Berlin in die Brandenburger Provinz Anfang 2020. Der Titel „Über Menschen“ ist in zweierlei Hinsicht sprechend für dieses Buch. Einerseits werden unterschiedliche Lebensentwürfe aus Doras Umfeld beschrieben. Sie, die Hauptperson, lernen wir über die Beziehungen und Reibungen mit diesen Menschen kennen. Andererseits stellt uns die Autorin ständig vor die Entscheidung, ob und wo zwischen zwei Menschen eine Balance herrscht oder es ein Gefälle gibt. In unterschiedlichen Situationen tritt mal der eine, mal die andere als „Übermensch“ in Aktion. Zeh überlässt es dem Leser, die beschriebenen Menschen und Situationen zu bewerten. Mit einer guten Portion Situationskomik und Humor nimmt Juli Zeh den ernsten Themen die Schwere.

Die Autorin gibt mit der feinfühligen Erzählung Einblick in eine Tatsache einer modernen Gesellschaft. Das Alleine-Zuhause-Sterben. Der Fokus liegt auf einer Firma, die sich auf das Reinigen solcher Wohnungen spezialisiert hat, die Ich-Erzählerin ist eine Mitarbeitende des kleinen Teams. Ein Jahr lang begleiten wir sie durch ihren Alltag in Tokio. Flašars Geschichte dreht sich um das Leben, und was es mit sich bringt, sie erzählt es mit feinem Humor und ohne Umschweife.

↑ 2024
2023 ↓

Eine Geschichte einer fünfköpfigen Hawaiianischen Familie, die mit dem Alltag und dem Leben kämpft. Die Kapitel werden abwechslungsweise aus deren fünf Perspektiven erzählt. Eine wundersame Erzählung zur unsichtbaren und nicht greifbaren Verbindung der Menschen zu ihrer Insel, eine Geschichte mit Magie und über die starken Bande einer Familie.