Nach oben sinken
256 Seiten

Nach oben sinken ist eine Erzählung, die in der Mitte des letzten Jahrhunderts im Kanton Wallis angesiedelt ist. Meichtry erzählt aus der Sicht eines heranwachsenden Protagonisten verschiedene Episoden aus Kindheit und dem jungen Erwachsenenalter. Er zeichnet so ein Gesellschafts- und Familienbild aus einem streng katholischen Alpenkanton, in welchem das Leben an der unheimlichen Macht der Natur ausgerichtet und Schweigen die höchste Tugend ist. Kapitel für Kapitel lernen wir Familienmitglieder und zahlreiche Dorforiginale mit ihren Lebensgeschichten kennen. Die Handlung wird durch die Nachforschungen des Protagonisten zu einem verschwundenen und totgeschwiegenen Grossonkel vorangetrieben. Eine Erzählung einer Familie, die das Zusammenleben im Wallis des 20. Jahrhunderts mit einer guten Prise Humor wiedergibt.

Munk
384 Seiten

Jan Weiler legt zwanzig Jahre nach Nick Hornbys "High Fidelity" sein ganz eigenes "Mann rekapituliert seine Liebesbeziehungen"-Buch vor, und es gelingt ihm. Im Gegensatz zum sehr verbitterten und oft zynischen Protagonist bei Hornby stellt Weiler mit Peter Munk einen Hauptcharakter in die Welt, der fähig ist zu Selbstreflektion und nicht in Selbstmitleid versinkt. Der Schluss des Buches konnte nicht ganz das Niveau der ihm vorausgehenden Kapitel erreichen. Manche Lesende werden in Munk den immerselben nach einem Herzinfarkt geläuterten oder sich in der Midlifecrisis befindenden Mann erkennen. Weiler liegt aber diese Episodenhaftigkeit der Erzählung. Es gibt ihm Gelegenheit durch einen Einblick in sehr abseitige Gesellschaftsgruppen, das Zusammenbringen von Charakteren mit extremen bis wahnsinnigen Eigenschaften und der Schilderung von typischen bis seltsamen Situationen, die jeder Beziehung innewohnen, seine Erzählkunst mit der gesunden Prise Humor zu Papier zu bringen.

Dschinns
366 Seiten

Fatma Aydemir erzählt die Migrationsgeschichte einer kurdisch-türkischen Familie und ihrem An- und Zurechtkommen in Deutschland. Sehr gelungen ist, dass die Autorin jedem der sechs Familienmitglieder ein Kapitel gibt und darin der Perspektive der jeweiligen Protagonisten Raum gibt. Daraus entsteht Seite für Seite ein schärferes Bild dieser Familie, ihren Lebensumständen, Erwartungen und Erfahrungen. Sehr lesenswert.

Als Großmutter im Regen tanzte
384 Seiten

Eine Familiengeschichte von Tochter, Mutter und Grossmutter, die unzählige Geheimnisse um die Vaterschaft und die Vergangenheit birgt. Parallel dazu wird im Wechsel mit der Situation der Tochter, die ins Haus der Grossmutter zurückkehrt, das junge Erwachsensein der Grossmutter geschildert. Diese junge Norwegerin heiratet kurz nach Kriegsende 1945 einen deutschen Soldaten und kehrt mit ihm in seine Heimat in Ostdeutschland zurück. Mit grosser Deutlichkeit und der ganzen Härte wird das Ankommen und die Situation vor Ort im kriegsversehrten Deutschland beschrieben.

Die geheimste Erinnerung der Menschen
448 Seiten

Sarr macht es uns nicht einfach, seiner Erzählung und allen Seitensträngen davon zu folgen. Er springt zwischen den Zeiten, Kontinenten und Generationen und verwebt Erlebtes und Erzähltes zur Geschichte eines geheimnisvollen senegalesischen Autors, der ein einziges und sprachmächtiges Buch geschrieben hat. Mutmassungen, lange zurückliegende Begegnungen und mystische Elemente erschweren die Verortung von Charakteren und Begebenheiten. Sarr legt mit "Die geheimste Erinnerung der Menschen" eine spannende und vielverzweigte Geschichte vor, die durch die Handlung, die gelungene Sprache sowie durch seine literarische Stärke und Tiefe überzeugt.

Der Gesang der Flusskrebse
464 Seiten

Ein gleichwohl wunderbare und tragische Geschichte. Delia Owens zeigt mit den Charakteren des Buches, wie hässlich sich Menschen gegenüber anderen verhalten können. Lichtblicke und die bezauberndsten Momente des Buches sind die Figuren, die unvoreingenommen und ohne Vorurteile auftreten. Zeitweise entwickelt sich die Erzählung etwas gar konstruiert weiter, was in Verbindung mit den komplizierten und starken Emotionen zu Szenen führt, die den Eindruck von Kitsch nicht ganz von sich weisen können.