So schön in Klang und Rhythmus schreibt in der Schweiz nur Kureyshi. Die Autorin benutzt die Ich-Erzählerin als eine Art Kamera, die sie ausrichten, scharfstellen und auch abwenden kann. Daraus entstehen Beobachtungen von Beziehungsdreiecken mit oder in der Nähe der Hauptfigur. Eine junge Frau, die ihr Leben bestreitet, aber nie ganz für sich, sondern scheinbar immer für andere. Gelingt es ihr ihren eigenen Weg zu finden? Nur schon für Kureyshis Sprachbilder lohnt sich die Lektüre.
Die Ich-Erzählerin kümmert sich um Lili, die im Altersheim lebt. Sie hilft ihr im Alltag mit Dingen, um die sich das Pflegepersonal nicht kümmern kann. Lili ist die Grossmutter von Sophie, die beste Freundin der Ich-Erzählerin. Sie wohnt mit Sophie und ihrem Sohn Eric im selben Haus. Sie zieht Eric gemeinsam mit Sophie auf. Die Ich-Erzählerin hat eine Stelle gefunden in einer anderen Stadt, aber sie getraut sich nicht, Sophie und Eric davon zu erzählen. Sie hat Angst davor, die beiden im Stich zu lassen.
Meral Kureyshi schreibt in kleinen und feinen Beobachtungen, der (scheinbar autofiktive) Roman ist ein Patchwork aus Beobachtungen und Gedanken, von Anfang bis Ende mit einer Melancholie unterlegt, trotzdem immer auch wieder lustig. Es geht um Fürsorge, Freundschaft, ums Abschiednehmen. Eine schöne Sprache, oft poetisch. Das Buch war auf der Shortlist für den CH-Buchpreis 2025.