Eine Erzählung zur Stellung der Frau in der Gesellschaft, in der Wissenschaft und in der Familie in den USA der späten 50er. Im Zentrum der Geschichte steht Elizabeth Zott, deren Weg wir verfolgen und der von Tiefpunkt zu Tiefpunkt nur durch ihre Hartnäckigkeit fortgeführt wird.
„«Nöd us Zucker» ist eine Ode an die Achterbahn namens Leben und an dessen Fülle, Reichhaltigkeit und Verrücktheit. Es ist das ehrliche Zeugnis einer jungen Frau, die mit Tiefgang und Selbstironie Allzumenschliches offenlegt. So hat sich Lidija nicht nur «en verdammte Platz idärä Scheisswält» erkämpft, sondern auch meine Verbundenheit, weil mir ihre Tagebucheinträge gezeigt haben, dass wir doch alle im gleichen Abteil der Achterbahn sitzen. Darum bin ich Team Lidija.“ (aus dem Nachwort von Gisela Feuz) Treffender könnte es nicht beschrieben sein.
Eine mexikanische Familiengeschichte über 2-4 Generationen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, erzählt aus der Kinderperspektive oder wiedererzählt von Geschichten, die dem Sohn der Familie weitergegeben wurden. Eine Prise magischer Realismus und sehr typische aber liebevoll gezeichnete Charaktere prägen die Geschichte. Politik, Wirtschaft, Krieg und Fortschritt bleiben Themen am Rand und lassen so dem Menschlichen und dem Erleben der Figuren viel Platz.
Ein Buch von 2004, das nichts an Dringlichkeit und Aktualität verloren hat. Roth nimmt uns mit auf ein dunkles Gedankenexperiment Anfang der 1940er Jahre. Schauplatz sind die USA, im Zentrum der Geschichte eine jüdische Familie in einfachen Verhältnissen. Die Erzählung führt uns ein paar wenige Jahre durch die amerikanische Geschichte mit dem Unterschied, dass nicht Roosevelt ein drittes Mal Präsident wird, sondern Lindbergh. Dieser verfolgt eine isolationistische Haltung der USA gegenüber einem Kriegseintritt gegen D, It und Jp, ausserdem wird ihm, nicht ungerechtfertigt, eine starke antisemitische Einstellung vorgeworfen. Was Roths Erzählung auch für die heutige Zeit so relevant macht, zeigt sich stark in zwei Aspekten: erstens zeigt er, wie wichtig es ist, dass Politik und Gesellschaft nicht müde werden dürfen, das Überschreiten roter Linien und das Brechen von Tabus immer und auch in der unwichtigsten Kommentarspalte scharf zu kritisieren. Es sind viele kleine Schritte, mit denen die Grenzen hin zu Diskriminierung, Rassismus und Schutz von Minderheiten jeden Tag auszudehnen versucht werden. Zweitens führt uns die Geschichte vor Augen, dass auch das Schweigen von mächtigen Menschen eine Meinungsäusserung darstellt und im schlimmsten Fall zu Gefahr für Leib und Leben führen kann. Eine düstere Geschichte, die uns lehrt, wachsam zu sein, sei es gegenüber Hass oder sei es gegenüber Falschinformation.
Eine spannende und oft auch humorvoll erzählte Geschichte, die deutlich auf eine Punkt zuläuft, aber zum Schluss trotzdem in vielen Erzählsträngen kein deutliches und schon gar kein absehbares Ende hat. Wie schon in „die Hauptstadt“ gibt uns Menasse über seine Protagonisten (nur zwei davon weiblich) verschiedene Perspektiven in und auf Europa und führt somit die Diskussion über europäische Werte und den Zusammenhalt unter den vielen Nationen fort.
Das hässliche Gesicht von Social Media ist in dieser Geschichte in aller Deutlichkeit aufgezeigt. Erwachsene, die meinen, Glück zu produzieren, dabei aber die Leben ihrer Kinder langfristig schädigen und zerstören. Ein sehr spannendes Buch zu einem so aktuellen Thema, das den Zustand der Gesellschaft gnadenlos aufzeigt.
Ein sehr intensiver Roman über die Menschen in einem kleinen ungarischen Dorf während dem 2. Weltkrieg. Natürlich ist es auch ein besonderer Reiz, ein Buch zu lesen, dessen Manuskript 70 Jahre verschollen war und nur durch Zufall wiederentdeckt wurde und jetzt zum Glück erschienen ist. Um mehr darüber zu erfahren, würde ich Lesern empfehlen, mit dem Epilog zu beginnen. János Székely erzählt aus der Perspektive der armen und einfachen Leute, die ihrer Umwelt ausgeliefert sind, egal ob zu Kriegs- oder Friedenszeiten. Man könnte kritisieren, dass es Längen hat und die Geschichte zu viele Nebengeschichten hat. Der Autor versteht es aber genau dadurch, jeder Figur Farbe und Kontur zu geben. Er lässt uns in ihre Gedanken blicken und wir lernen ihre Ängste und ihre Hoffnungen, ihren Glauben und ihre Überzeugung kennen. In der Interaktion zwischen den Figuren werden lange augestaute Gefühle und diese drückende Stimmung präsent. Nur so können wir die Geschichte in ihrer bedauernswerten Wahrheit und menschlichen Grausamkeit, die in dieser einen Nacht ein Ende nimmt, begreifen.
Eine unspektakuläre Erzählung in der wir dem Imker Sergej, der in der grauen Zone im Donbass (Ukraine, ca. 2017) lebt, und seinen Bienen folgen. Sehr fein beschreibt Kurkow die Einsamkeit der Zurückgebliebenen zwischen den Fronten, die Mängel, die herrschen sowie die Stimmung zwischen Ukrainern, Separatisten, Russen und Krimtataren, die von Skepsis bis hin zu Fremdenhass reicht. Trotzdem vermag die Erzählung Hoffnung zu stiften, denn ebenso oft wie die Abneigung zwischen verschiedenen Gruppen erlebbar wird, zeigen Sergejs Begenungen immer auch Herzlichkeit und Nächstenliebe.