IMMER ZWEI UND ZWEI
206 Seiten

Ein wichtiges Thema, nämlich das von freikirchlichen Gemeinschaften, das Tabea Steiner in „Immer zwei und zwei“ behandelt. Sie situiert die Figuren und deren Handeln so, dass ich mich als Leser aus der Schweiz in sehr alltägliche Situationen versetzt fühle und sich eine Nähe zu den Lebensumständen auftut. Obwohl die Thematik vielschichtig und aus der Perspektive verschiederner Personen behandelt wird, fehlt der Erzählung der Zug und auch die „Auflösung“. Es ist ein Gefühl, dass uns Steiner Fragmente ohne Anfang und Schluss vorsetzt. Die schnellen Wechsel zwischen Personen, Orten und Unausgesprochenem tragen nicht zum Lesefluss bei.

Graue Bienen
448 Seiten

Eine unspektakuläre Erzählung in der wir dem Imker Sergej, der in der grauen Zone im Donbass (Ukraine, ca. 2017) lebt, und seinen Bienen folgen. Sehr fein beschreibt Kurkow die Einsamkeit der Zurückgebliebenen zwischen den Fronten, die Mängel, die herrschen sowie die Stimmung zwischen Ukrainern, Separatisten, Russen und Krimtataren, die von Skepsis bis hin zu Fremdenhass reicht. Trotzdem vermag die Erzählung Hoffnung zu stiften, denn ebenso oft wie die Abneigung zwischen verschiedenen Gruppen erlebbar wird, zeigen Sergejs Begenungen immer auch Herzlichkeit und Nächstenliebe.

Eine Frage der Chemie
464 Seiten

Eine Erzählung zur Stellung der Frau in der Gesellschaft, in der Wissenschaft und in der Familie in den USA der späten 50er. Im Zentrum der Geschichte steht Elizabeth Zott, deren Weg wir verfolgen und der von Tiefpunkt zu Tiefpunkt nur durch ihre Hartnäckigkeit fortgeführt wird.

Nöd us Zucker
196 Seiten

„«Nöd us Zucker» ist eine Ode an die Achterbahn namens Leben und an dessen Fülle, Reichhaltigkeit und Verrücktheit. Es ist das ehrliche Zeugnis einer jungen Frau, die mit Tiefgang und Selbstironie Allzumenschliches offenlegt. So hat sich Lidija nicht nur «en verdammte Platz idärä Scheisswält» erkämpft, sondern auch meine Verbundenheit, weil mir ihre Tagebucheinträge gezeigt haben, dass wir doch alle im gleichen Abteil der Achterbahn sitzen. Darum bin ich Team Lidija.“ (aus dem Nachwort von Gisela Feuz) Treffender könnte es nicht beschrieben sein.

Das Flüstern der Bienen
478 Seiten

Eine mexikanische Familiengeschichte über 2-4 Generationen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, erzählt aus der Kinderperspektive oder wiedererzählt von Geschichten, die dem Sohn der Familie weitergegeben wurden. Eine Prise magischer Realismus und sehr typische aber liebevoll gezeichnete Charaktere prägen die Geschichte. Politik, Wirtschaft, Krieg und Fortschritt bleiben Themen am Rand und lassen so dem Menschlichen und dem Erleben der Figuren viel Platz.

Verschwörung gegen Amerika
434 Seiten

Ein Buch von 2004, das nichts an Dringlichkeit und Aktualität verloren hat. Roth nimmt uns mit auf ein dunkles Gedankenexperiment Anfang der 1940er Jahre. Schauplatz sind die USA, im Zentrum der Geschichte eine jüdische Familie in einfachen Verhältnissen. Die Erzählung führt uns ein paar wenige Jahre durch die amerikanische Geschichte mit dem Unterschied, dass nicht Roosevelt ein drittes Mal Präsident wird, sondern Lindbergh. Dieser verfolgt eine isolationistische Haltung der USA gegenüber einem Kriegseintritt gegen D, It und Jp, ausserdem wird ihm, nicht ungerechtfertigt, eine starke antisemitische Einstellung vorgeworfen. Was Roths Erzählung auch für die heutige Zeit so relevant macht, zeigt sich stark in zwei Aspekten: erstens zeigt er, wie wichtig es ist, dass Politik und Gesellschaft nicht müde werden dürfen, das Überschreiten roter Linien und das Brechen von Tabus immer und auch in der unwichtigsten Kommentarspalte scharf zu kritisieren. Es sind viele kleine Schritte, mit denen die Grenzen hin zu Diskriminierung, Rassismus und Schutz von Minderheiten jeden Tag auszudehnen versucht werden. Zweitens führt uns die Geschichte vor Augen, dass auch das Schweigen von mächtigen Menschen eine Meinungsäusserung darstellt und im schlimmsten Fall zu Gefahr für Leib und Leben führen kann. Eine düstere Geschichte, die uns lehrt, wachsam zu sein, sei es gegenüber Hass oder sei es gegenüber Falschinformation.

Die Erweiterung
450 Seiten

Eine spannende und oft auch humorvoll erzählte Geschichte, die deutlich auf eine Punkt zuläuft, aber zum Schluss trotzdem in vielen Erzählsträngen kein deutliches und schon gar kein absehbares Ende hat. Wie schon in „die Hauptstadt“ gibt uns Menasse über seine Protagonisten (nur zwei davon weiblich) verschiedene Perspektiven in und auf Europa und führt somit die Diskussion über europäische Werte und den Zusammenhalt unter den vielen Nationen fort.

Die Kinder sind Könige
320 Seiten

Das hässliche Gesicht von Social Media ist in dieser Geschichte in aller Deutlichkeit aufgezeigt. Erwachsene, die meinen, Glück zu produzieren, dabei aber die Leben ihrer Kinder langfristig schädigen und zerstören. Ein sehr spannendes Buch zu einem so aktuellen Thema, das den Zustand der Gesellschaft gnadenlos aufzeigt.