Wo geht das Licht hin, wenn der Tag vergangen ist
448 Seiten

Ausgehend von einem Gespräch mit ihrem Vater auf einer Parkbank geht Nadine Olonetzky ihrer Familiengeschicht nach. Die Shoah und ihre Folgen sind zentral. Die Autorin beschreibt tagebuchartig aus erzählten Erinnerungen und Dokumenten von den Grausamkeiten und der Entmenschlichung, von der Kälte der Täter und der zwischenmenschlichen Wärme sowie von den familiären Traumata und den bürokratischen Labyrinthen zu Entschädigungszahlungen. Der Schreibstil ist fragmentarisch, mit zahlreichen Wiederholungen und Wiederaufnahmen von Themen wie auch unzähligen offenen und unbeantworteten Fragen. Das ist gewöhnungsbedürftig, aber auch ein Mittel, um die Wirren und Schrecken des Krieges zu zeigen, die Wehr- und Ratlosigkeit jüdischer Familien von damals bis heute darzustellen und sich den immensen oder totalen Verlust von geliebten Personen, Erinnerungen und Habseligkeiten irgendwie bewusst zu machen. Etwas dass man niemandem und keiner Familie wünscht und deshalb ein wichtiges Buch.

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