Ein toller russischer Roman, den ich erst langweilig bis "trivial" einstufte und dann im Nachgang, ein paar Stunden später, für gut und Fragen aufwerfend befinde.
Gut als Einstieg geeignet.
Eine gelungene Biografie, die die MEGW gut kondensiert und in den Lebenskontext einfügt.
"Was ist?" - "Kampf"
Ich bin auf Kurt aufmerksam geworden, weil sie in einer Sendung, die Georg Restle über das Gendern machte, kluge Pro-Argumente brachte (was leider durchaus selten ist). Demnach dachte ich, dass ich diesem Buch eine Chance geben kann, denn allein schon der Titel irritierte mich.
In diesem Buch finden sich nicht sonderlich viele Gedanken. Das ist wahrscheinlich auch nicht das Ziel der Autorin. Vielmehr ist dieses Buch ein "So denke ich darüber, weshalb das so ist, weiß ich nicht". Demnach bleibt sie in Widersprüchlichkeiten, die sie auch freimütig zugibt.
Dass sie Karl Marx für ein an Cringe nicht zu überbietendes Interview nutzt, ist traurig. Der Meister der messerscharfen Dialektik würde dieses Buch entrüstet zu Boden werfen.
Allgemein kommt mir das Empfinden Kurts als sehr kalt, wüst und öde herüber, auch depersonalisiert und beinahe schon so wie bei einem Cotard-Syndrom. An manchen Stellen scheint sie ähnliche Gedanken zumindest zu äußern.
Diese Einführung, die ich vor vielen Jahren in einem Klosterladen gekauft habe (warum haben die das da drin liegen, frage ich mich rückwirkend) besteht eher aus: "Ja, also; schriftliche, wahre Aussagen gibt es von Sokrates nicht, bloß die Dialoge von Platon und er hatte sicher im Interesse, dass sein Lehrer cool dargestellt wird, Aristoteles kannte ihn gar nicht persönlich und hatte bestimmt einen besseren Blick auf ihn und seine Bildnisse stimmen wahrscheinlich auch nicht, weil man seine Physiognomie mit der des Silen vermischt hat, weil die Griechen sehr seltsame Physiognomielehren hatten, hahaha Sokrates". Die biographischen Eckdaten kannte ich schon, sie wurden ein wenig angereichert. Nicht schlecht, nicht herausragend. Es kommt ohnehin keiner an Diogenes von Sinope ran.
Ich bin ohnehin ein Freund der französischen Literaten, von Houellebecq erst recht und bei dieser Essay-/Interviewsammlung ist es nicht anders. Besonders sticht einem der Titel "Donald Trump ist ein guter Präsident" ins Auge. Amüsanterweise ist einer der ersten Sätze, wie sehr er ihn verachtet und als Mensch nicht leiden kann (dass er sich Nutten (sic!) bestelle sei in Ordnung, doch nicht, dass er sich über Behinderte lustig machte. Ich denke, dass hier ein gewisser common ground gefunden werden kann). Im Prinzip geht es im Essay dann eher darum, dass es Houellebecq begrüßt, dass Amerika die Welt "in Ruhe lässt" (etwas, was mit Joe Bidens "America is back" nicht mehr der Fall sein dürfte. Menschen, die Putin, Erdogan, Bolsonaro und Orban für ihr Machogebahren kritisierten und Biden zujubelten sind mir ein Rätsel). Der Essay hätte also auch "Es ist gut, dass sich die USA aus dem Weltgeschehen zurückziehen", doch das hätte sicher für weniger Aufmerksamkeit gesorgt. Interessant fand ich, dass im selben Text die These aufgestellt wurde, dass Europa, bzw die EU gar nicht funktionieren könne, weil es keine europäisches Volk geben könne, da dieses keine Willensbildung zum Volk hätte (und demnach eine Demokratie im Wortsinn nicht stattfinden kann).
Solche Gedanken sind es, die mich MH schätzen lassen. Bei ihm ergibt sich aus der Antithese (er ist ein Atheist, der seit "Unterwerfung" zum Agnostiker wurde, jedoch wie ein christlicher Moralist schreibt) etwas völlig neues, er ist gewissermaßen durch sein Denken und/oder Schreiben jemand, der vianesk neue Perspektiven aufzeigen kann. Derlei ist selten und begrüßenswert.
Die Welt, sie wäre eine bessere, lauschte man den griechischen Philosophen und nicht Margarete Stokowski, Precht oder Hasters.
11 Biographien über das Liebes- und Sexualleben berühmter Philosophen. Sokrates: lustiger Typ Augustinus: beinahe verheerend für das ganze Abendland JJ Rousseau: was für ein weirder Mann Kant: nett, enthaltsam und amüsanterweise stets darauf bedacht, niemals zu schwitzen Marquis de Sade: nach ihm ist Sadismus benannt worden und man kann sich denken, weshalb. In seinen Schriften kam des Öfteren der Terminus Technicus "Arschficken" vor. Er lebte zur selben Zeit wie Kant. Was er in seiner Gefangenschaft (allgemein war sein clash mit der Justiz sehr unterhaltsam) tat, war teils verstörend. Die Brüder Humboldt: der eine eher Kantianer, der andere Foucault. Heidegger und Wittgenstein: bekannt. Michel Foucault: sehr interessant, da mir das nicht bekannt war. Seine Schriften sollte ich mal studieren.
Fazit: die meisten Philosophen liebten wirklich intensiv und litten meist an ihrer Denke diesbezüglich. Rousseau stellt eine Ausnahme dar, er war echt seltsam.
Was für ein Spaß, diese Doppel-Biographie (um mal heideggerisch zu schreiben) zu lesen. Die frühe Zeit Heideggers, die recht heimatnah ist, fand ich gerade deshalb interessant. Ansonsten war es nach meiner recht wittgensteinlastigen Zeit gut, mich mehr mit dem Meßkircher zu beschäftigen. Seine Ontologie des Sein als Seiendem und Da-Sein habe ich bei Waldgängen rekapitulieren können und sie für mich (weiter-)entwickelt.
Was mich bei beiden Philosophen so fasziniert ist die immense Wucht, mit der sie ihr geistiges Leben und Denken lebten. Derlei ist heutzutage nicht mehr so zu finden.
Interessant im Hinblick auf die Biographie war tatsächlich, dass die "Liebe" ausgeklammert wurde und nur kurz im Anhang zur Sprache kam. Wenn man weiß, wie sehr Heidegger ein Schürzenjäger war (und Wittgenstein der stets gegen seine Triebe Kämpfende), dann war das eine ungewöhnliche Wahl. Manch einem wird der Aspekt "Heidegger als Nationalsozialist (?)" sicher ein wenig zu wohlgesonnen ausfallen (auch wenn da keine wertende Komponente dabei war); wenn man sich jedoch mit seinem Denken und der Praxis, die er nach seinem Jahr als Freiburger Universitätsdirektor vollzog, (intellektuell) redlich beschäftigt, dann kann man sich eigentlich nur dem Urteil des Autoren anschließen. Es wird für mich Zeit, mich Heideggers Hauptwerk anzunähern, "Sein und Zeit". Im Anschluss danach wäre "Das Sein und das Nichts" von JPS geschickt, weil sich jener am Anfang seiner Tage von ihm inspirieren ließ.
Ich habe das Buch über Cassirer, Heidegger, Wittgenstein und Benjamin sehr gemocht und war freudig überrascht, als ich bei Denis Schecks literarischem Quartett gesehen habe, dass Eilenberger ein neues Buch geschrieben hat. Dieses Mal über vier PhilosophINNEN (ohne Genderpause). Diese waren Ayn Rand, Hannah Arendt, Simone Weil und Simone de Beauvoir. Das Jahrzehnt war 1933-1943. Man ahnt, dass das Denken der Damen durchaus von Hitler und dem Zweiten Weltkrieg geprägt war (bis auf vielleicht Ayn Rand).
Simone de Beauvoir: Sie war mir schon zuvor bekannt, unter anderem vom ebenfalls sehr guten Buch "Cafe der Existenzialisten". Es war aber erfrischend zu sehen, wie sie ihre Gedanken im Lauf der Jahre entwickelte und wie wichtig die Emanzipation von Sartre war. Hannah Arendt: Ich fand es interessant, wie sehr sie T. Wiesengrund Adorno nicht mochte und wie allein sie gegen die zionistischen Juden stand, sie wollte nämlich keinen jüdischen Nationalstaat auf palästinensischem Gebiet, bei dem die Mehrheitsbevölkerung der Araber nur Minderheitenrechte bekommen sollte und auf die Hilfe externer Länder angewiesen sein muss, weil die arabischen Länder darum herum aufkommen antisemitisch wurden und sicherlich not amused sein würden; vielmehr schlug sie eine Art Föderalismus vor i.S.v. den Vereinigten Staaten, in denen sie auch zunehmend isoliert wurde. Im Prinzip wird sie auch heute, trotz ihrer wichtigen antitotalitaristischen Forschung von der akademischen Philosophie übergangen. Schade. Ayn Rand: kannte ich bisher nur als "Rechsradikale, die aber auch den Libertarismus irgendwie gemacht hat, was an sich minimal widersprüchlich ist". Es war interessant, wie sehr ihre Philosophie die des Egos ist. Ich hätte gerne eine Analyse von "Coriolan" von ihr gelesen. Tatsächlich steht sie mit ihrem Schaffen mMn in der Tradition von Nietzsche, ihr Romanheld hat viel von Zarathustra und dem Gedankengut des "Übermenschen" (nicht so, wie die Nazis ihn definierten, sie wären laut Nietzsche der letzte Mensch gewesen, der Erdenfloh). Sehr spannend war die Info, dass einer ihrer "Schüler" Alan Greenspan war, der fast 20 Jahre Chef der amerikanischen Notenbank war. Ziemlich neutral also und gar nicht "Don't tread on me". Heutzutage ist Rand aktueller denn je, nach der Bibel ist ihr Werk das meistgekaufte in den Staaten und die Tea Party Bewegung hat nach der Wirtschaftskrise neuen Schwung bekommen. Simone Weil: war mir völlig unbekannt. Sie hat kein wirkliches Corpus an Ideen, sondern war Situationsphilosophin. Ich möchte mich trotz dessen, dass sie tw "esoterisch" drauf war, bzw viel mit Buddhismus verknüpfte und recht viel Theologie machte, näher mit ihr beschäftigen. Vor allem, weil Albert Camus den Hinterbliebenen in einem Brief schrieb, dass sie die Philosophin, die einzige, des 20. Jahrhunderts sei und er nur seinen winzigen Teil leisten könne, sie bei Gallimard zu verlegen. Wenn der King das sagt, dann muss dem Folge geleistet werden. Ich meine, das Buch endet auch mit dem Appell, dass es gelte, ihr Werk zu entdecken.
Zwei Dinge führten mich zu Wittgenstein: das Hören des Hörbuchs "Zeit der Zauberer" und das Werk von David Foster Wallace (Sein "Besen im System" greift viele Referenzen auf und behandelt die Sprache und das Zeigen Wittgensteins; seine Buchbesprechung von "Wittgensteins Mätresse" hatte ihn sogar als "wissenschaftlichen" Gegenstand und das nicht gerade unspannend.
Der Text ist nicht direkt erschließbar, aber wenn man, wie W. anmerkt, am Ende die Leiter umstößt, dann hat man durchaus amüsante Einsichten gewonnen.
Ich habe dieses Buch als Vorbereitung für eine etwas philosophischere Biografie angehört. Ich mochte sie ziemlich, die philosophischen Grundzüge wurden verständlich erklärt.