Wittgenstein und Heidegger
448 Seiten

Was für ein Spaß, diese Doppel-Biographie (um mal heideggerisch zu schreiben) zu lesen. Die frühe Zeit Heideggers, die recht heimatnah ist, fand ich gerade deshalb interessant. Ansonsten war es nach meiner recht wittgensteinlastigen Zeit gut, mich mehr mit dem Meßkircher zu beschäftigen. Seine Ontologie des Sein als Seiendem und Da-Sein habe ich bei Waldgängen rekapitulieren können und sie für mich (weiter-)entwickelt.

Was mich bei beiden Philosophen so fasziniert ist die immense Wucht, mit der sie ihr geistiges Leben und Denken lebten. Derlei ist heutzutage nicht mehr so zu finden.

Interessant im Hinblick auf die Biographie war tatsächlich, dass die "Liebe" ausgeklammert wurde und nur kurz im Anhang zur Sprache kam. Wenn man weiß, wie sehr Heidegger ein Schürzenjäger war (und Wittgenstein der stets gegen seine Triebe Kämpfende), dann war das eine ungewöhnliche Wahl. Manch einem wird der Aspekt "Heidegger als Nationalsozialist (?)" sicher ein wenig zu wohlgesonnen ausfallen (auch wenn da keine wertende Komponente dabei war); wenn man sich jedoch mit seinem Denken und der Praxis, die er nach seinem Jahr als Freiburger Universitätsdirektor vollzog, (intellektuell) redlich beschäftigt, dann kann man sich eigentlich nur dem Urteil des Autoren anschließen. Es wird für mich Zeit, mich Heideggers Hauptwerk anzunähern, "Sein und Zeit". Im Anschluss danach wäre "Das Sein und das Nichts" von JPS geschickt, weil sich jener am Anfang seiner Tage von ihm inspirieren ließ.