Über das Vergnügen zu hassen und andere Essays
96 Seiten

Den Blick auf den Hass aus den Augen eines Menschen des 19. Jahrhunderts ist recht amüsant gewesen. Um Unliebsames zu verstehen hilft es mMn besser, die Liebe dazu zu ergründen, um die Verachtung besser zu verstehen. Über Vorurteile, unliebsame Menschen und die Angst vor dem Tod ging es in den anderen drei Essays. Diese gefielen mir auch. Allgemein war das Schreiben von Hazlitt durchsetzt mit Shakespeare-Zitaten. Da er alle Dramen kommentierte und das als Buch rausbrachte, konnte we wohl nicht anders.

Der ewige Faschismus
80 Seiten

Gute Essaysammlung mit starkem Vorwort von Roberto Saviano. Bei manchen Punkten, die Eco anbringt (nicht im titelgebenden Essay), würde ich mir eine Diskussion zB mit Martin Sellner wünschen, damit der Ösi mal mit "wenigen grundlegenden Argumentationen" demontiert wird (denn als ich las, dass damals, als in Italien 12.000 Albaner in einer Woche kamen, nicht "Wir hassen die weil... Rassismus", sondern "Hehe, Ökonomie, Demographie" (#geburtenraten) skandiert wurde, musste ich an diesen Menschen, den ich nicht leiden kann, denken). Aber auch eine Diskussion mit Nicht-AfDlern wäre interessant, denn was er, der ein Transkulturelles Netzwerk zur Völkerverständigung aufbaute (reziproke Ethnologie), zu zB political correctness, bzw seine Ansicht "Harmonie kommt mit Akzeptanz der Unterschiede, nicht mit dem Gleichmachen der Unterschiede" zu sagen hatte, wäre sicher einen Twitter-Shitstorm, einen Leitartikel bei der taz und drei Tage Witze über alte Aussagen Ecos wert.

Der Spaß an der Sache
1088 Seiten

In Lachen gegossenes Denken

Ich las sehr lange an dieser Essaysammlung, manche Essays wegen ihrer Schlagkraft mehrmals. Ich tat es aus genießerischen Gründen. Denn die Formulierung im Vorwort, dass DFW ein "Hirnschrittmacher" sei, die kann man allenthalben als überaus passend bewerten. Sprachlich sind die 1038 Seiten eine derartige Liebeserklärung an das geschriebene Wort, dass einem die Tränen kommen können. Stilistisch, Stichwort seitenlange Fußnoten, ebenso. Inhaltlich ebenso. Diese Lektüre hat mich nachhaltig verzaubert und verändert. So zu sehen wie DFW, das sollte ein Ziel sein; eine thalamische Fehlregulation bei gleichzeitig hoher corticaler Dichte im Frontalhirn. Der letzte Essay "Das hier ist Wasser" war der perfekte Schluss, weil er die Person hinter den Essays in ein anderes Licht rückte. Diese Erfahrung war im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend. Sein in Lachen gegossenes Denken erhielt eine distanzierte Traurigkeitsnote als Beilage. Das für mich Wichtigste war aber das Überwinden der Ironie. Für mich sind Ironiker, die das unironisch tun und das u.U. sogar noch für intellektuell halten, arme Würstchen.

"Einzelkritiken" "Tennis" (n=5, 144 Seiten): Allesamt spannend zu lesen, es geht um sehr vieles. Vor allem die Beschreibung R. Federers war im Nachblick amüsant, da DFW seinen Körper genauer zu kennen scheint als Mrs Federer. "Ästhetik, Sprache und Literatur" (n=16, 340 Seiten): Der Highlight-Teil. Wittgenstein, Dostojewski, Kafkas Komik, Der Spaß an der Sache, Autorität und amerikanischer Sprachgebrauch (!!) waren die besten daraus und diese las ich auch dreimal. Allein eine wittgensteinsche Fußnote vermag alles zu sprengen. "Politik" (n=3, 106 Seiten): In "Hoch, Simba" wird John McCain III bei den GOP-Vorwahlen 2000 begleitet (also vs Bush). DFW ist hier Rolling-Stones-Reporter, begleitet einen Politiker, den er nicht leiden kann, den er aber mit einem solchen nuancierten Blick betrachtet, dass es einem graust. In einer Paralleldimension hätte er vllt Trump begleitet, das hätte ich spannend gefunden, da mich der Berater McCains an einen energiegeladeneren Steve Bannon erinnerte. Werte Leseerfahrung. "Von Mrs Thompsons Warte" behandelt 9/11 und das war spannend, wegen der Fragen "Wo kommen eigentlich all die Flaggen her?" und der Erkenntnis, dass er die Einstellung i.S.v. Ablehnung gegenüber Amerika eher mit den Terroristen teilt als mit den Hausfrauen, bei denen er die Nachrichten verfolgte. Die Fragen in "Ich frag ja bloß" wurden dann 2007 gestellt und behandeln die Nachwirkungen 9/11s. Es geht um die Franklinsche Frage von Freiheit vs Sicherheit; bei gleichzeitiger Frage, ob die USA noch demokratiedenkfähig sind. "Film, Fernsehen und Radio" (n=3, 160 Seiten). Nicht ganz so spannend. David Lynch behandelt zu wissen (mit Blue Velvet etc) war aber das beste davon. "Moderator" war auch nicht schlecht. "Unterhaltungsindustrie" (n=4, 256 Seiten): Der Besuch bei der Landwirtschaftsmesse (1) in Illinois machte DFW als "Reporter" berühmt, sodass das Harper's Magazine ihn auch auf Kreuzfahrt schickte (2). Beide Berichte sind derart lang, dass sie Buchform erreichten. Die Kreuzfahrtsache sollte jeder mal gelesen haben. Zwischen Traurigkeit, Zwang zum Entspannen und neurotischem Beschreiben findet sich viel mehr. "Der große rote Sohn" (3) ist ein Besuch der Porno-Oscars. Dies war mehr amüsant als denkwert. "Am Beispiel des Hummers" dürfte einer der bekanntesten Texte sein und es ist einer der besten. Zwischen PETA und Gourmet liegen Welten und DFW kann sich nicht entscheiden, auf welcher er (oder der Leser der Zeitschrift "Gourmet", für die er das lustigerweise schrieb, da es um das Maine Lobster Festival ging) sein will/kann. Unfassbar gut. "Leben" (n=2, 18 Seiten): "Neues Feuerspeien" ist eine Ode an AIDS, bzw die Rückeroberung der Gefahr der Sexualität, was erst dumm klingt, tatsächlich aber im sexualhistorischen Kontext schlüssig ist. Und "Das hier ist Wasser" ist "ohne Worte", um 1 Klischeephrase zu haben.

Die Geschichte des verlorenen Kindes
614 Seiten

Dieses Buch im Einzelnen: zu Beginn sperrig, doch rasant besser. Der (literarische wie für mich gefühlte) Höhepunkt war das Erdbeben mit der Auflösungs-Beschreibung Lilas. Alles Andere danach fühlte sich an, als wäre es unter einem solchen Einfluss geschrieben worden. Das Ende von "Alter" sowie "Restitution" waren für mich wie ein Hammer, der auf einen 4 Bücher perfekt zurechtgelegten Nagel schlägt. Ich bin kein Freund von offenen Enden, doch in diesem Fall finde ich es wesentlich besser als ein Erklären aller möglichen Details. Das und die vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten, die sich hier und an beinahe jeder anderen Stelle in allen 4 Romanen bieten, machen den Reiz dieser Saga aus.

Mein Ranking: 4&2 > 1 > 3. Meiner Meinung nach sind die Figuren in 4&2 am stärksten gezeichnet und am farbigsten (und die Handlung ist so schön sinnestrunken wie zB bei Albert Camus), in 1 naturgemäß zwar auch, doch da noch unbekannt und 3 ist wegen der Eheprobleme uvm. enervierend und bietet einzig mit der aufstrebenden Computer- und Informationstechnologie etwas Interessantes

Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen
208 Seiten

Ich möchte es als Sachbuch behandeln und werde deshalb den Stil (mit interessanten Stilblüten wie „Sklav:innenfänger; wie gendert man Komposita, deren Erst- und Zweitglied Personenbezeichnungen sind? Denn für „Fänger“ gibt es eine weibliche Form, „Fängerin“. Deshalb müsste es doch „Sklav:innenfänger:innen heißen, jedoch nicht „Täter:innen-Opfer*innen-Umkehr, da es keine Opferinnen gibt. Die Sprachgesellschaften sind sich uneinig) und die Phonetik der Lesenden ignorieren.

Dieses Buch hat zwar viel, aber eine wirklich intellektuelle Auseinandersetzung sucht man vergeblich. Um einen Kalauer im Stile Denis Schecks von mir abzugeben: Das passiert, wenn man einen Twitter-Thread auf 208 Seiten ausdehnt #c=n/V. Denn Hasters gelingt es zu keinem Zeitpunkt zwischen systematischem (Strukturen in einem Land o.Ä. sind rassistisch angelegt, zB Redlining), institutionellem (in einer Institution sind Rassisten am Werk und handeln rassistisch, zB Polizeientscheidungen) und interpersonellem (das erklärt sich von selbst) Rassismus klar zu differenzieren; vielmehr spricht sie weißen Menschen rassistische Erfahrungen ab, die dem interpersonellen Rassismus zuzuordnen sind, da hier die gesellschaftliche Macht der Diskriminierenden fehlen würde. Das halte ich, vorsichtig formuliert, für intellektuell kurzgegriffen. + ist das Verknüpfen von Historie und persönlicher Erfahrung bestenfalls als schlechtes Framing zu bezeichnen. Die Diskreditierung Kants halte ich für nicht in Ordnung, da seine „Rehabilitierung“ gegen Ende seines Lebens nicht erwähnt wurde. Dass er als „Erfinder“ der Rassen dargestellt wurde ist im Übrigen auch falsch; das ganze Phänomen der irrigsten Annahme der Geschichte zu erläutern ist hier nicht meine Aufgabe, Eigenrecherche lohnt aber definitiv. Eine Sache möchte ich noch debunken. Sie echauffierte sich darüber, dass man Gründe sucht, weshalb schwarze Menschen beim Sprinten dominieren. Sie schiebt das auf Rassismus. Dabei zeigen sich zwei Dinge: erstens das Glauben an böswillige Intentionen und zweitens das völlige Unverständnis von Statistiken. Erstens ist das Herausfinden von Faktoren für ein schnelleres Sprinten wichtig, weil das so ziemlich der einzige Leichtathletiksport ist, der Geld einbringt. Faktoren sind hierbei fast-twitching muscle fibers (wegen des Fehlens von Mitochondrien spricht man auch von „weißen Muskelfasern“), ein höher sitzender Bauchnabel (Schwerpunkt) uvm. Das mag alles kleinteilig klingen, doch wenn ein Faktor einen Vorteil von 0,1 Sekunden bringt, dann hat man unter Umständen einen Platz gut gemacht (die Sprinter sind teilweise nur um 0,01 Sekunden different). Zweitens interpretiert sie böswillig (oder dumm, je nach Auslegung von Hanlon’s razor), dass alle Forscher denken würden, dass alle Sprinter wie Usain Bolt aussehen. JB Peterson hat diesen Denkfehler mit personal traits gezeigt. Wenn man in einem Paper meint, dass Männer weniger agreeable sind, dann bedeutet das nicht, dass alle Männer nicht agreeable sind. Vielmehr spiegelt sich das in den Extremen wider (sehr agreeable und 0,0 agreeable). Die Flächen der Glockenkurven teilen sich mehr als 90%; die Unterschiede zwischen Mann und Frau sind also nicht so groß; außer man schaut sich die Extrema an. Dasselbe lässt sich über gute Sprinter und Weltklassesprinter sagen. Dieser zweite Punkt/Denkfehler ist auch derjenige, der sich auf die meisten anderen Sachen beziehen lässt, die Hasters versucht zu machen. Ich würde das an einem Punkt gerne festmachen: der Vater verlässt die Mutter zugunsten einer weißen Frau. Ab diesem Punkt in ihrem Leben konnte sie nicht mehr „normal“ leben, da sie sich ihrer (Hyper-, von ihren Eltern explizit gewünschten) Individualität beraubt sah (die starke, den Konventionen trotzende Biracial-Familie). Ab diesem Zeitpunkt konnte sie ihre Identität nur mit ihrem (nun) primären Schwarz-Sein behaupten, weswegen sie bevorzugt Malintentionen unterstellt (die Story mit dem Vater war erschütternd). Der Poetry-Slam-Liebesbrief an ihren neuen Freund liest sich in dem Wissen wie ein offenes Buch. Ihn zu hören hat mich erschreckt und ich war sogar angewidert. Dass der Kapitalismus das Liebesleben zwar mit seinen markttheoretischen Prinzipien übernommen hat, war mir schon davor bewusst, jedoch war diese gedankliche Ausprägung für mich nicht denkbar.

Ich versuche aus jeder Lektüre etwas mitzunehmen; die kurzen Ausflüge in die Kolonialzeit werde ich nicht vergessen.

Ich frage mich, was die Leute an diesem Buch so gut finden. Was ist das „Gute“ daran, was das „Erschütternde“ und was das Konstruktive? Was hat sich seit der Lektüre im Verhalten geändert? Warum verfällt man bei einer positiven Kritik sofort in die Schemata, die man ganz leicht als „white saviorism“ bezeichnen kann? Darf/Soll man dieses Buch überhaupt bewerten, ist eine Auseinandersetzung gewünscht? Ist meine Kritik rassistisch? Wenn man hierbei zu „Ja“ gelangt, weshalb? Wie soll man handeln, um in einer Welt, die Alice Hasters gerecht wird, akzeptiert zu werden? Gibt es so etwas überhaupt? Wie soll man den Dialog im griechischen Sinne suchen, wenn nur eine Gesprächspartei sprechen darf?

Die Geschichte der getrennten Wege
540 Seiten

Im Vergleich zum Vorgänger fand ich den Inhalt ein wenig unschöner, die Sprache war aber "besser".

An sich liegt dem Plot, den man als "komplizierte Liebschaften & die Vergangenheit ist mit einem Menschen unanfechtbar verflochten" abtun kann, auch ein zutiefst feministischer Gedanke zugrunde, wofür man eigentlich gar nicht genug danken kann. Denn wo unpolemisch von Problemen geschrieben wird, dort wird der Acker fruchtbarer Diskussionen (/Austausch) bestellt (und offenkundig auch schlechter Vergleiche und Metaphern).

Ich bin nun auf den letzten Teil gespannt; es gibt noch einige ungelöste Konflikte der Figuren. Des Weiteren frage ich mich, wie die Erzählerin die Feminismus-Frage weiterführt. Und die Rahmenhandlung, die gefühlt die ersten zwei Seiten des ersten Buches in Anspruch genommen hat, wie die gelöst wird. Das vergisst man beinahe.

Die Geschichte eines neuen Namens
623 Seiten

Nun, so ok-ish der erste Band war, so überragend war der Zweite. Klar, das Buch ist primär an ein einfacheres Publikum gerichtet. Und da erfüllt es den Zweck gut. Doch das Gute ist, dass auch das einfachere Publikum das Geniale und Übergeordnete sehen kann. Das ist ein durch und durch feministischer Roman, so zumindest meiner Meinung nach. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Meine geniale Freundin
422 Seiten

Alle, auch der von mir so geschätzte Denis Scheck, schwärmten davon. Ich fürchtete das Schlimmste ("Hausfrauenliteratur", unter die auch ca. alle Romane, die in Lavendelfeldern Frankreichs spielen, fallen) und wurde nicht enttäuscht. Auch wenn die Handlung banaler nicht sein könnte, hat sie ihren Charme und das Neapel der 50er wird lebendig. Schön, ich werde dranbleiben.

Metallica
152 Seiten

Ich habe richtig oldschool die Texte gelesen, während ich die Alben durchgehört habe. Dass Metallica eine der wenigen Bands ist, die ein Instrumentalstück mit Lyrics hat ("To Live Is To Die"), muss hier angemerkt werden. Prädikat "Yeah", ausgestellt von James A. Hetfield

Der Outsider
752 Seiten

Das hat mir recht gut gefallen. Jedoch hat mich dieses Buch dermaßen an einen "Es"/"Mr-Mercedes-Trilogie"-Hybriden erinnert, dass ich es doch ein wenig schwach fand. Auch das Ende fand ich nicht sonderlich erquickend. Schade eigentlich, von dem Zeitpunkt, an dem Holly auf die Bühne trat, verlor das Buch für mich den Biss ein wenig.

Die Blechtrommel
816 Seiten

Sonderlich begeistert war ich nicht. Für mich war es eher literarische Fahrstuhlmusik. Einzig die Tatsache, dass G. Grass das selbst eingelesen hat und für manche Figuren einen so schönen schlesischen Dialekt gesprochen hat, war schön. Ansonsten gab es in diesem Buch auch Stellen, deren Perversion mich anekelte. Aber dafür ist Grass ja anscheinend bekannt. Naja.

Claus Störtebecker
340 Seiten

Wenn man in manchen Ästen des Familienstammbaums Rügener hat, so sollte man von der berühmten Sagenfigur etwas gelesen haben. Für mich war dieser Abenteuerroman das Aufbegehren des Einzelnen gegen die Zwänge; zur Freiheit hin strebend, unter Raubbau des Menschseins. Cool, aber nicht wirklich nachhallend

Der Glöckner von Notre-Dame
643 Seiten

So berauschend war das jetzt nicht. Weder hat sich ein Charakter hervorgetan noch ist einer gewachsen. Vielleicht ist das eine der letzten großen Tragödien mit großer Katastrophe am Ende. Einzig der große Lebensphilosoph und Trottel war lustig.

Das Unangenehmste war (neben dem Wort "Zigeuner") a) wenig Handlung, viel sprachlicher noise b) eine anderthalbstündige Beschreibung eines mittelalterlichen Paris und ein dreiviertelstündiger Exkurs in Gebäudekunde als Kunsthandwerk. Dadurch, dass Justus Jonas himself mir vorlas, konnte man das ganze Hörbuch zwar auch auf 2,8-3,2-facher Geschwindigkeit hören, dennoch machte repetitive Tätigkeiten nicht spannender. Schade

Kann man sich schenken, die Musicalfassung und der Disneyfilm sind laut ein paar Videoessays besser, da sie den Stoff anders interpretieren.

Die Welt der schönen Bilder
192 Seiten

"Die Hölle, das sind die Anderen" oder "Geschlossene Gesellschaft SdB-Edition"

Das waren die Titel von zwei Rezensionen, die ich beim Lesen für dieses Buch skizziert habe. Gewissermaßen passen sie immer noch, doch die Kontexte nicht mehr. Die ganze Zeit war der Roman mühevoll zu lesen; er missfiel mir sogar sehr. Keine erkennbare Handlung, furchterregender Stil usw, die ganze Palette an Dingen, die man nicht haben möchte. Die letzten Seiten aber haben in abgeschwächter Meursault-Tradition eine Intensität gewonnen, weil die Protagonistin sich mit Leidenschaft gegen ihr Leben geworfen hat. Das war gut, aber nicht überdurchschnittlich gut. Letztlich bleibe ich resigniert zurück, da ich mir ein wenig mehr erhofft habe. Leider fand ich es richtig schlecht. Vielleicht sind mir die Lebenswelten einer Frau, die kurz vor den Anfängen der Frauenrevolution lebt / einer Französin, die typisch für dieses Land ein verzweigtes und keineswegs unkompliziertes Liebesleben lebt, zu fremd, als dass ich mich damit identifizieren kann.