Es gibt diese Bücher, die man fühlen möchte. Bei denen man am Ende denkt, dass sie doch eigentlich irgendwie lebensverändernd sind, und trotzdem das eigene Leben irgendwie das Gleiche ist. Homo Faber ist eines dieser Bücher. Als Schulliteratur aufgezwungen, hatte es vom Start her schon eine schlechte Position in meiner Bewertung, doch nach den sehr mühseligen ersten 100 Seiten konnte man tatsächlich sagen, dass man sich an den Schreibstil gewöhnt hat. Man fieberte mit dem Charakter mit und ignorierte gezielt, wie absurd die Zufälle irgendwann wurden.
Max Frisch hat hier ein Buch geschrieben, welches, gerade weil es so anstrengend und kleinteilig ist, ein gewissen Charme hat, da es im Endeffekt den Charakter des Walter Faber nur abrundet. Doch irgendwie fehlt etwas. Basierend auf meinen Vorrednern tippe ich stark auf meine eigene Lebenserfahrung, das Gefühl, nicht mehr Erwachsen, sondern nur älter zu werden, das Gefühl, Balast auf seinen Schultern zu tragen, der größer als Schulnoten ist. All das fehlt mir und verringert, so meine Vermutung, mein Leseerlebnis.
Ich habe mir genau für diesen Tag in 15 Jahren einen Kalendereintrag gemacht, in dem einfach steht "Homo Faber lesen". Vielleicht werde ich dieses Buch dann mehr Wert schätzen oder erkennen, dass dies hier tatsächlich nur ein durchschnittliches Buch für mich ist.
Klassiker.
4 Sterne, weil ich überwiegend von Faber genervt war. Was sicherlich auch die Absicht in diesem Werk ist. Der Inhalt, die Sprache und die Form sind genial und gut umgesetzt, sodass sich ein rundes Bild ergibt.
Zwar als Schullektüre gelesen, aber dennoch gut. Es ist nicht spannend, es ist nicht romantisch, es ist nicht fantasy. aber es ist etwas "anderes".
Für 2020 hatte ich mir vorgenommen, ein paar Bücher zu lesen, die ich eigentlich in der Schule hätte lesen sollen, aber nicht gelesen habe, weil ich 2 cool 4 school und 2 müde 4 reading war. Es fing etwas schleppend an, aber zum Glück ist erst [checks calendar] September, also habe ich noch viel Zeit.
Homo Faber war bei uns Stoff der zehnten Klasse, aber ich kann heute kaum glauben, dass wir das gemacht haben.
Zum einen kann ich mir nicht richtig vorstellen, wie ein Haufen Zehntklässler:innen dasitzen und eine Interpretation zu dem teilweise kryptischen Erzählstil formulieren. Hätte ich eine Zeitmaschine, würde ich in mein altes Klassenzimmer zurückreisen, um mir das zusammenhanglose Gestotter anzuhören. Das Geschehen findet vor allem in den Lücken statt, die der Erzähler lässt; viele Absätze musste ich mehrfach lesen; kapitelweise passiert alles gleichzeitig und wird dann vermischt aufgeschrieben.
Zum anderen konnte ich mich an überhaupt nichts erinnern. Ich glaube, wir haben das Buch nicht besonders lange behandelt, aber ich weiß, dass wir es gelesen und den Film dazu angeschaut haben. Vom Buch erinnerte ich mich an nichts, vom Film nur an die Szene mit der Notlandung ganz am Anfang. Tatsächlich dachte ich, die Bruchlandung würde die ganze Handlung des Buches umfassen, aber dem war überhaupt nicht so. Dabei sind die großen Plotpoints der Geschichte so eingängig, dass ich gar nicht verstehen kann, wie ich sie nicht verstehen konnte. Ich frage mich, was ich wohl gemacht habe, während wir dieses Buch gelesen habe. Aus dieser Zeit meines Lebens kann ich mich vor allem daran erinnern, dass ich nur maximal sechs Stunden pro Tag geschlafen habe und sehr angsty war – vermutlich hatte ich einfach nicht die geistige Kapazität, auch noch Walter Fabers angstyness aufzunehmen. Oder die Energie, ein Buch aufzuschlagen.
Zu Unrecht, wie ich sagen möchte: Homo Faber ist auch heute noch ein gutes Werk, das man lesen kann, um dann mit seinem erwachseneren, ausgeschlafeneren Gehirn ein bisschen zu grübeln.