Es gibt diese Bücher, die man fühlen möchte. Bei denen man am Ende denkt, dass sie doch eigentlich irgendwie lebensverändernd sind, und trotzdem das eigene Leben irgendwie das Gleiche ist. Homo Faber ist eines dieser Bücher. Als Schulliteratur aufgezwungen, hatte es vom Start her schon eine schlechte Position in meiner Bewertung, doch nach den sehr mühseligen ersten 100 Seiten konnte man tatsächlich sagen, dass man sich an den Schreibstil gewöhnt hat. Man fieberte mit dem Charakter mit und ignorierte gezielt, wie absurd die Zufälle irgendwann wurden.

Max Frisch hat hier ein Buch geschrieben, welches, gerade weil es so anstrengend und kleinteilig ist, ein gewissen Charme hat, da es im Endeffekt den Charakter des Walter Faber nur abrundet. Doch irgendwie fehlt etwas. Basierend auf meinen Vorrednern tippe ich stark auf meine eigene Lebenserfahrung, das Gefühl, nicht mehr Erwachsen, sondern nur älter zu werden, das Gefühl, Balast auf seinen Schultern zu tragen, der größer als Schulnoten ist. All das fehlt mir und verringert, so meine Vermutung, mein Leseerlebnis.

Ich habe mir genau für diesen Tag in 15 Jahren einen Kalendereintrag gemacht, in dem einfach steht "Homo Faber lesen". Vielleicht werde ich dieses Buch dann mehr Wert schätzen oder erkennen, dass dies hier tatsächlich nur ein durchschnittliches Buch für mich ist.

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