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272 Seiten

Das war mir alles irgendwie zu platt. Der Twist an sich war ein schöner und – wie viele hier schon kommentierten – aktueller Kommentar technischer Entwicklungen, jedoch umrahmt von einem wirklich sehr mittelmäßigen Thriller. Dauernd werden Dinge ganz beiläufig in Gespräche hineingeschrieben, die zeigen sollen, dass recherchiert wurde zum Thema, jedoch so hölzern und meistens irrelevant für die Story, dass man einfach rüber skippen möchte. Das können bei Technologie-Themen nicht nur andere besser (Sibylle Berg), sondern auch Kling selbst (siehe Qualityland). Die Figuren könnten je ein Cliché weniger gebrauchen und das komplette Ende ab dem Twist wirkt so, als wäre die Abgabefrist schneller gekommen als gedacht (oder die Filmrechte zu dem Zeitpunkt schon verkauft worden). Ich hätte dem Buch sogar noch einen Stern mehr gegeben, hätte der letzte Satz mir nicht den Rest gegeben. Schade! Vielleicht braucht es, wie bei Qualityland, aber auch einfach einen zweiten Teil, um richtig ins Genre hineinzukommen.

Der Osten: eine westdeutsche Erfindung
174 Seiten

Bei dem Buch handelt es sich offenbar um eine Abrechnung. Der Ton ist, wie er ist, und wird schließlich auch im letzten Kapitel argumentiert. Was mich jedoch stört, ist, dass es größtenteils eine buchgewordene Glosse ist, die sich hinter immer wieder hinter wissenschaftlichem Stil versteckt.

Er wirft den eigenen Kritikern vor, dass sie nur oberflächliche Argumente bringen; die einzige genannte Studie, die jedoch nicht seine Punkte unterstützt, zieht er ins Lächerliche, ohne sie substanziell zu entkräften. 

Generell wirft er lustig Zahlen aus Studien zusammen und vergleicht z.B. den Durchschnitt der einen Seite mit den Extrema der anderen (bei dem Mietenvergleich) und versucht damit den Durchschnitt zu entkräften. Auch scheint er teilweise auf Studien aufzubauen und dann Schlussfolgerungen zu treffen, die auf jeden Fall nicht mehr Teil des zitierten Texts sind und die auch schwer als Kausalität dargestellt werden können (etwa Heiratsunterschied Männer/Frauen und Osten/Westen).

Die Kampfansage gegen die differenzierte Auseinandersetzung ist angekündigt, jedoch fühlt es sich stellenweise trotzdem wie intellektuelle Taschenspielertricks an, die es nicht gebraucht hätte. Denn der Stil und die teils assoziative Argumentation klappen und haben sehr offensichtlich auch ihren gewünschten Effekt gehabt. Auf der anderen Seite hat es dazu geführt, dass ich in zwei Zügen das Buch durchgelesen habe, also vielleicht waren auch das nur Mittel zum Zweck.

PS: Das Kunst-/Kultur-Kapitel fühlte sich an als mussten noch Seiten gefüllt werden.

Das Licht
384 Seiten

Hm naja, in der ersten Hälfte gibt es Waschbecken die mehr Tiefe haben als die weiblichen Charakter. Die zweite Hälfte fühlte sich an wie Love Island in den 60er USA, nur dass die wöchentliche Challenge war, nie wieder Teil der Realität zu sein. Vielleicht trifft das tatsächlich ganz gut die Realität der Zeit, aber irgendwann zieht es sich doch sehr.