Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord
212 Seiten

Ich bin mir nicht sicher, ob es Fred Vargas Stil oder dem Dasein als Auftaktband einer Reihe geschuldet ist, dass einige Passagen doch etwas langatmig wirken. Der Charaktervorstellung wurde sehr viel Raum gegeben, was nötig war, um die Charaktere und ihre doch sonderbaren Züge zu verstehen, andererseits rückte der Fall dadurch aus dem Fokus. Der Teil, der sich mit dem Kriminalfall beschäftigt hat, war allerdings bis zum Ende spannend, zugegeben etwas bizarr, aber das passte sehr gut ins Gesamtbild. Phasenweise las es sich leider mehr als holprig, vermutlich der Übersetzung geschuldet, und für meinen Geschmack war es am Ende doch etwas zu dialoglastig. Solider Krimi.

Der Gesang der Flusskrebse
464 Seiten

Es war eines der Bücher, die ich dieses Jahr unbedingt lesen wollte, und hätte ich nicht zum Hörbuch gegriffen, hätte ich vermutlich auch ziemlich schnell abgebrochen. In meinen Augen wollte das Buch zu viel: Es ist ein wildes Potpourri aus Coming-of-Age-Roman, der für mich zu sehr das YA-Genre bediente, Naturbeobachtung, Kriminalfall, Gerichtssaal-Drama und einer Liebesgeschichte, die in ihrer Gänze an ein modernes Märchen erinnert. In dieser Fülle gepaart mit der nicht-chronologischen Erzählweise ging für mich das Potential, das die Geschichte hat, leider komplett verloren. Ich fand es schwer, eine Bindung zur Protagonistin aufzubauen, weil für mich an vielen Stellen die charakterliche Tiefe fehlte. Die Wendungen, die sich im Laufe des Romans ergeben, wirken sehr konstruiert und zu losgelöst von dem Vorangegangenen. Die sehr guten Naturbeschreibungen, für mich wirklich die große Stärke des Buches, konnten den Roman am Ende für mich allerdings auch nicht wirklich retten, irgendwann wirkten selbst die redundant.

Das Kind in dir muss Heimat finden
288 Seiten

Ich habe in der Vergangenheit solche Ratgeber vielfach belächelt, aber die durchweg positive Resonanz hat mich dann doch neugierig gemacht. Ich las dieses Buch und was ich bekam war eine emotionale, aber auch unglaublich lehrreiche Auseinandersetzung mit mir selbst. Das ist auf keinen Fall ein Buch für zwischendurch, die Lektüre verlangt den Leser/innen etwas ab. Die Übungen, die Stefanie Stahl ihren Leser/innen zur Selbstreflexion an die Hand gibt, empfand ich als zugänglich und insofern als hilfreich, dass der Prozess (wenn man sich drauf einlässt) am Ende auch ein greifbares Ergebnis liefert. Für mich war dieses Buch auf jeden Fall eine Bereicherung.

Annette, ein Heldinnenepos
310 Seiten

Die Idee, die Geschichte von Anne Beaumanoir, einer französischen Widerstandskämpferin des 20. Jahrhunderts, als Epos zu erzählen, ist interessant - gerade, wenn man mit Epen eher antike Heldengeschichten verbindet. Anne Weber macht das auf inhaltlicher Ebene auch tatsächlich ganz gut, kommentiert als auktoriale Erzählerin, stellt Fragen, blickt in die Zukunft, schweift aber auch an einigen Stellen ab; das wirkt an manchen Stellen befremdlich, an anderen Stellen gibt es der Geschichte aber auch die Lebendigkeit, die in vielen der klassischen Epen fehlt. Womit ich aber wirklich meine Probleme hatte, war die Form: Es gab einige Stellen, da hat das Versmaß für mich perfekt funktioniert, da war eine Melodie in meinem Kopf. Großteils las sich dieses Versmaß aber dann leider eher wie Prosa, in die wahllos Zeilenumbrüche eingefügt wurden. Für mich war das leider insgesamt nicht rund, aber interessant war es allemal.

Ich fürchte mich nicht (Shatter Me, #1)
320 Seiten

Eigentlich mache ich ja einen sehr großen Bogen um Young Adult-Bücher, aber das hier wurde mir mehrfach empfohlen. Und es gefiel mir einfach nicht. Ich habe selten ein Buch gelesen, in dem dermaßen viele und leider auch sehr abgedroschene Metaphern Einzug gehalten haben. Mir war das zu überladen, die Hauptfigur hat bei mir persönlich nichts ausgelöst und die Romanze, die sich anbahnt, war ab einem bestimmten Punkt auch mehr als vorhersehbar. Warum ich bis zum Ende gelesen habe? Weil ich irgendwie die Hoffnung hatte, dass die dystopische Welt, in der die Geschichte angesiedelt ist, am Ende noch näher beleuchtet und erklärt wird. Ist leider nicht passiert - aber vermutlich hätte das mein Leseerlebnis auch nicht mehr retten können.

Der einzige Mann auf dem Kontinent
379 Seiten

Sprachlich und stilistisch wirklich wunderbar gemacht, für mich persönlich aber einfach zu handlungsarm und über weite Strecken doch eher etwas langweilig. Auf den letzten 30 Seiten hat sich dann aber, erstaunlicherweise, doch endlich etwas in der Entwicklung der Figur getan. Das gefiel mir - und ich denke, ich werde die Trilogie um Darius Kopp weiterlesen.