Fahrenheit 451
208 Seiten

Das ist mal eine dramatische Endzeitgeschichte. Entstanden aus mehreren dystopischen Kurzgeschichten hat Ray Bradbury mit Fahrenheit 451 seinen wohl bekanntesten Roman verfasst, der jetzt, nach nur ein paar Jahrzehnten, als wahrer Klassiker gilt.

Das liegt vielleicht daran, dass er eine wundervoll einfache Geschichte erzählt. Sie handelt von einem Feuerwehrmann. Das versteht man. Viele von uns wollten schließlich schon mal Feuerwehrmann werden. Früher, als die Ideale noch in Ordnung waren. Hier im Buch sind sie es jedoch nicht. Denn hier erledigen die Feuerwehrmänner zwar auch Aufräumarbeiten, aber ganz andere, als man es gemeinhin so kennt.

Denn in der hier relevanten Zukunft werden keine Feuer mehr gelöscht. Das ist nicht mehr nötig. Alle Häuser sind brandsicher. Da braucht man sich somit nicht weiter drum zu kümmern. Viel mehr Sorge machen die freien Gedanken der Menschen in den Häusern. Um die möchte man sich kümmern. Vor allem durch das Verbrennen von Büchern, welche die Leute schließlich nur auf dumme Gedanken bringen können.

Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf.

(https://sr-rolando.com/2018/09/20/fahrenheit-451/)

Und dein Leben, dein Leben
112 Seiten

Die Geschichte erzählt von einer Frau, einer Autorin, also einer, die selbst auch wieder Geschichten erzählt. Das ist weit weniger selbstreferenziell, als man jetzt befürchten mag. Es kommt sogar eine Geschichte von ihr im Buch vor. Und das tut sie recht geschickt und passend. Als Teil eines Dramas in ihrem kleinen, versteckten Haus am oben erwähnten See. Sie bekommt dort Besuch. Von einem selbstbekennenden Serienmörder, der von ihr fasziniert ist, ein Fan also.

Sparen wir uns den Vergleich mit Stephen Kings Misery. Schwerer fällt es hingegen, nicht das Stockholm-Syndrom zu sehen. Denn unsere Dame findet Gefallen an ihrem Besuch. An diesem Mann, der sie gefangen hält und erzählt, wie er sie umbringen würde, wenn er es denn täte.

Das ist durchaus spannend. Zumal auch andere Männer ihre Rolle für unsere Protagonistin spielen. Der nette Herr aus dem Dorf zum Beispiel, der in sie verliebt zu sein scheint. Und der Brieffreund, den es hier tatsächlich noch gibt. Man glaubt‘s ja kaum. Für lange ausgestorben hält man diese doch mittlerweile. Irgendwie passend, dass jener hier zum Tode verurteilt auf die Vollstreckung seines Schicksals wartet.

Drei Herren also. Und mittendrin oszilliert eine Frau. Gefühlt zumindest. Es ist faszinierend, auch wenn sich beim Lesen immer wieder der Eindruck aufdrängt, dass diese Gemengelage nicht ernst gemeint, nicht wahr sein kann.

Genau auf diese Frage läuft es letztlich auch hinaus: Was ist eigentlich wahr? Und was nur eingebildet?

Tja, gute Frage. Und sie wird kurzweilig erzählend präsentiert.

(https://sr-rolando.com/2018/07/02/und-dein-leben-dein-leben-von-magret-kindermann/)

Gute Tage
416 Seiten

»Mit Roger Willemsen portraitiert hier ein starker Charakter andere starke Charaktere. Das ist sehr faszinierend zu beobachten. Es ist vor allem sein Blick, der dabei spannend bleibt; die Perspektive, die er einnimmt. Diese ist immer ein wenig distanziert und doch charmant ehrlich und nah dran am Gegenüber.«

(https://sr-rolando.com/2018/06/19/gute-tage-von-roger-willemsen/)

& Passion Laufen
174 Seiten

Die Autoren erzählen Geschichten. Es sind Geschichten vom Laufen, ganz klar. Es sind aber vor allem auch Geschichten, die sie andere miterzählen lassen. Es sind nämlich Gäste mit im Boot. Diese bekommen jeweils Platz im Buch, um sich ihrem Spezialthema zu widmen. Marco Olmo ist dabei. Dieser schon etwas betagte Italiener scheint sehr zäh zu sein. Während andere nach einem wochenlangen Etappenlauf sich erst einmal ein paar Tage Ruhe gönnen, ist er am nächsten Morgen schon wieder unterwegs und spult weiter sein routiniertes Trainingsprogramm ab. Das flößt Respekt ein, mit Verlaub. Ein anderer ist Kilian Jornet, ein katalanischer Extremläufer, der es fast schon zum Popstar geschafft hat. Auch hier gibt es Motivation pur.

Aber es sind auch harte Fakten im Buch vertreten. Das Coaching kommt hier nicht zu kurz. Oliver Stoll, Frank Schmähling oder Carsten Stegner: Sie geben Tipps zum richtigen Training, Ernährung und orthopädischer Regeneration. Und genau dieser Mix ist es, der das Buch auf der einen Seite irgendwie passend für jede/n macht. Quasi egal, was einen so rund um das Laufen interessiert: Es ist mit dabei. Aber wie das so ist: Wenn man es allen recht machen möchte, klappt’s mit niemandem. So extrem wirkt es hier jedoch zum Glück nicht. Wenn man keinen detaillierten Ernährungsplan für den Marathonlauf möchte, blättert man einfach zweimal weiter und das Dilemma ist geklärt. Das tut nicht weh, das passt schon so. Und obendrein erwartet einen nach dem Umblättern bereits eines der Doppelseiten-füllenden wundervollen Laufbilder. Diese sind nicht nur chic, sondern ansprechend, inspirierend und immer wieder ein Grund, das Buch gern zum Durchblättern in die Hand zu nehmen.

Wir haben hier also ein Buch über das Laufen, das man immer wieder gern in die Hand nimmt? Na dann. So soll’s sein.

(https://sr-rolando.com/2018/04/25/passion-laufen/)

Herr aller Dinge
689 Seiten

"[Es ist] auch hier wieder ein einzelner Mann, welcher die Fäden in der Hand hält. Dieses Mal ist jedoch auch eine starke Frau als Ergänzung und Komplementär mit dabei. Und beide gemeinsam ziehen einen beim Lesen durch das Auf und Ab der Erkenntnisse und Emotionen. Beide stehen als Kinder am Anfang der Erzählung, beide bilden ganz am Ende den krönenden Abschluss.

Dazwischen wachsen Kinder heran, werden erwachsen, gewinnen an Wissen und Lebenserfahrung dazu. Sie machen dieses sowohl gemeinsam als auch vollkommen unabhängig voneinander. Es ist faszinierend. Während die Dame im Gespann zwar als hauptsächlich wunderschön gezeichnet ist, spielt erst ihre intellektuelle Weltsicht die eigentlich treibende Rolle. Quasi ganz allein stellt sie die komplette, bisher übliche Weltanschauung zur Menscheitsgeschichte in Frage, behauptet sie, dass es so etwas wie uns schon einmal vor geraumer Zeit gegeben hat. Und sie sucht nach Belegen und Gründen für deren Aussterben. Diese liefert – wie soll es anders sein? – der Herr im Bunde. Auf eine ebenfalls clevere Art lässt er sich von seinen Träumen zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen treiben. In der Nanotechnologie münden diese schlussendlich. Und deren Möglichkeiten sind immens. Sie vermögen es, Weltfrieden zu schaffen. Sie vermögen es, alles zu vernichten. Und genau zwischen diesen Polen pendelt die Realität. Beides scheint möglich. Und zwar bis zum gnadenlosen Ende."

(https://sr-rolando.com/2018/04/17/herr-aller-dinge-von-andreas-eschbach/)

Schneepoet
268 Seiten

Viel kreatives macht der Schneepoet leider nicht. Er bleibt im Tagebuchcharakter der chronologischen Protokollierung hängen. Und das passiert ganz hervorragend konsequent. Der Lesefluss wird nicht durch unverständliche Tempowechsel irritiert. Die erzählten Geschichten reihen sich anekdotisch aneinander. Ist man erst einmal drin im Text, weiß man, was einen noch erwartet. Das hat seinen Charme und ist vollkommen okay so. Wenn man es denn mag.

https://sr-rolando.com/2018/03/21/schneepoet-von-nika-sachs/

Wer Wind sät
560 Seiten

»Potenzial für Konflikte ohne Ende. […] Dazu kommen noch ein paar ganz persönliche Fehden und fertig sind die Dramen. Diese spielen hier geschickt zusammen, erlauben ein paar ordentlich parallel verlaufende Handlungsstränge, die letztlich jedoch ganz vorzüglich und durchaus spannend zusammenfinden.«

(http://sr-rolando.com/2018/03/03/wer-wind-saet-von-nele-neuhaus/)

Todesplan: Thriller
308 Seiten

»Immerhin bekommt das männliche Ermittlungsteam jetzt auch weibliche Unterstützung. Wer glaubt, dass dieses dem Anreichern des Gefühlspegels dient, täuscht sich jedoch gewaltig. Das Gegenteil ist eher der Fall. Recht kaltblütig kommt die neue Dame des BKA bei allen Beteiligten an. Und das soll sie auch. Das ist Absicht so. Das passt und hat mehr Reiz, als es vordergründig vielleicht erscheinen mag.«

Damit sind die positiven Seiten aber auch schon recht ausreichend auf den Punkt gebracht.

(http://sr-rolando.com/2018/01/22/todesplan-von-michael-huebner/)

Eine Billion Dollar
893 Seiten

»Das macht alles viel Freude. Und das obwohl dieser Text schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Sogar das World-Trade-Center in New York steht hier noch. Das ist irgendwie auch mal wieder nett. Alles sehr fein.«

(http://sr-rolando.com/2018/01/12/eine-billion-dollar-von-andreas-eschbach/)

Todespakt
361 Seiten

Dieser Text ist ordentlich gemacht. So gibt es mehrere Wendungen in der Erzählung, welche den Spannungsbogen angenehm aufrecht erhalten. Die Charaktere sind scharf gezeichnet und überzeugen. Das machen sie dabei auch in ihrer klar und deutlich vorhandenen Unfreundlichkeit. Das politisch Rechtsradikale steckt hier mehr in den Köpfen der Handelnden als in ihren Bomberjacken und Springerstiefeln. Das macht es perfider als es eh schon ist. Schade ist dabei lediglich das Hervorholen des offensichtlich plump Naheliegenden: Der Osten unseres Landes ist hier quasi voll von Nazis, da er dichter an der Grenze zu den primitiv-kriminellen Ländern des Ostblocks ist. Das wirkt argumentativ ein wenig einfach. Aber so sei es.

Dieser Thriller ist bei all dem spannend und handwerklich solide geschrieben. Das passt so.

(http://sr-rolando.com/2018/01/03/todespakt_von_michael_huebner/)

Jenseits der blauen Grenze
303 Seiten

Es ist gut und angenehm, dass dieser Text gar nicht erst versucht, einen allgemeingültigen Anspruch zu erheben und alle Nuancen des Alltags in einem facettenreichen Umfeld zu erfassen. Stattdessen guckt die Autorin punktiert auf einzelne Aspekte und Schicksale von Menschen, die einfach nur ihr Leben verbringen, auf Menschen, die immer mal wieder ein klein wenig anecken, ansonsten aber souverän durch das System navigieren und auf Menschen, die so stark gegen den offiziellen Strom ankämpfen, dass sie ausbrechen müssen.

Ein guter und genauer Blick in unsere jüngere Vergangenheit. Ich kann ihn sehr empfehlen.

(http://sr-rolando.com/2017/12/27/jenseits-der-blauen-grenze/)

Tippgemeinschaft 2017
200 Seiten

Unterhaltsames, Trauriges, Anregendes, Akademisches: die alljährliche Anthologie des Leipziger Literaturinstituts.

Insgesamt ist eben diese eine gelungen interessante Sammlung von Texten. Ob diese jetzt dazu führt, dass wir Aussenstehende die Autorinnen konzentriert über einen längeren Zeitraum beobachten? Wohl eher nicht. Aber gespannt auf die Ausgabe im kommenden Jahr, das dürfen wir durchaus sein.

(http://sr-rolando.com/2017/12/12/tippgemeinschaft-2017/)

Tödliche Gedanken
410 Seiten

Es geht um ein paar herangewachsene Freunde, welche im Verlauf der Geschichte das Paranormale an sich selbst kennenlernen. Sie erleben dabei eine Serie von Absurditäten, welche sie zum Teil selbst vollführen, das aber nicht freiwillig. Mittels übermenschlicher – eben: paranormaler – Fähigkeiten gelingt es einigen von ihnen, dem Spuk auf die Schliche zu kommen und sowohl sich als auch ihr Umfeld möglichst vor weiterem Schaden und in die inhaltliche Leere laufenden Amokavancen zu bewahren.

(http://sr-rolando.com/2017/12/05/toedliche-gedanken/)

Der Auftrag
558 Seiten

Natürlich ist hier gar nichts in Ordnung. Natürlich wird hier ein alter Haudegen aus seinem Spionage-Ruhestand geholt, um ein unerhörtes Verbrechen aufzuklären, bei dem es auch um einen Angriff auf eben den Präsidenten geht. Natürlich kann das außer ihm quasi niemand, weil alle anderen irgendwie mit den Bösen unter einer Decke stecken. Natürlich sind die Russen mit im Boot bzw. greifen dieses an. Immerhin spielen auch noch Mexikaner mit. Als Böse, eh klar. Und immerhin steht dem großen, starken, unangreifbaren Superhelden eine Frau zur Seite, die es zumindest so fast beinahe mit ihm aufnehmen kann.

(http://sr-rolando.com/2017/11/02/der-auftrag/)