Zu der Geschichte muss man nicht viel sagen, oder? Vielleicht soviel: Case ist ein Hacker, der sein Geld mit Auftragsarbeiten verdient, bei denen es darum geht, dass er sich clever im Cyberspace herumtreibt. Damit ist dieser Cyberspace erfunden, belebt, wird zelebriert und etabliert. Es ist eine Welt im Netz, hinter dem Computermonitor. Es ist eine dunkle Welt, eine verruchte. Es ist eine Welt voller illegaler Machenschaften. Und sie vermischt sich mit genau diesen Gegenstücken in der realen Welt hier draußen auf der anderen Seite des Bildschirms. Da gibt es jeweils Sex and Drugs. Es gibt kein Rock’n’Roll, aber einen sportlichen Spirit im gegenseitigen Übertreffen des abgewrackten Daseins, dass es manchmal schon fast ein wenig zu skurril wird.

Man muss Gibson eines lassen: Er hat hier eine Legende geschaffen. Und sein Cyberspace ist dabei so sauber konstruiert, dass die Vorstellung davon bis heute quasi unverändert anhält. Im Guardian wurde das kürzlich gerade erst wieder angeprangert: Der Cyberspace ist immer noch der gleiche, wie vor dreißig Jahren. Das ist natürlich ein Drama, ein kleines. Aber wir können davor auch schlicht großen Respekt haben. Vor allem, weil es eben nicht einfach eine abgewrackte virtuelle Welt ist. Sondern weil sie sich modern genug gibt, in der Story nicht bloß Herr Case der große Held ist, sondern eigentlich Molly die wahre Symathieträgerin ist. Sie ist ebenfalls Hackerin, eine verdammt gute sogar. Und irre stark in der realen Welt. Und ein wenig geheimnisvoll. Das ist sehr reizvoll, charmant und tut der Geschichte richtig gut.

(https://sr-rolando.com/2018/11/17/neuromancer/)