DeLillo ist ohne Zweifel ein begnadeter Autor, was die teils mäandrierenden Ausführungen Mao IIs in jedem Falle prosaisch noch unterhaltsam macht. Inhaltlich ist gerade seine Auseinandersetzung mit dem Autor als Terrorist sowie der Macht der Massen nicht nur scharfsinnig sondern teils prophetisch. Ich kam dennoch nicht umhin, mir das Ganze eher als Sammlung anregender Essays denn lose zusammenhängender Handlungsfetzen zu wünschen. Die Figurendynamik ist spannend, aber eben eher Spielball seiner Diskurse, an denen er schlussendlich interessierter wirkt. Nach White Noise ein deutliches Gefälle. Wird mich das davon abhalten, mehr DeLillo aufzusuchen? In keinem Fall!
Gemischte Gefühle! Auf der einen Seite unglaublich maßgebend und kreativ in der Art und Weise, den Cyberspace zu verräumlichen und ihm den Anstrich zu verpassen, den das Genre noch heute trägt. Auf der anderen Seite hängt der Roman in der Mitte enorm durch, da sowohl Figuren als auch Leser über die nebulösen Absichten der Geschichte im Unklaren gehalten werden. Das frustriert leider, da in einem solchen Falle starke Charaktere und deren facettenreiche Ausstaffierung die Spannung und das Interesse aufrecht erhalten müssen. Leider lassen sich die meisten Akteure auf ein oder zwei Attribute reduzieren und fungieren eher als Spielbälle Gibsons, um sich dessen metaphysischen Spielereien auszusetzen. Es sei gesagt, dass die Detailfülle des ersten Romanteils die meiste Lust auf mehr macht, da sich hier einfach einer fremden Welt hingegeben wird. Zunehmend stapelt Gibson aber komplexe Konzepte aufeinander, für deren Visualisierung es eventuell einen stärkeren Stil gebraucht hätte. Die Strukturierung und zum Teil erlebte Schnelllebigkeit der kleinteiligen Neuerungen waren die größten Mankos. In jedem Fall ist der Roman aber eine Sichtung wert, einfach um einen Sci-Fi Meilenstein sowie dessen Einfluss auf Kommendes kennenzulernen und zu verstehen. Die Folio-Edition ist nicht nur fantastisch gestaltet, sondern hilft auch enorm bei der Visualisierung einiger Kernkonzepte.
Insgesamt leider sehr enttäuschend. In erster Linie bin ich kein Fan davon, komplexe sowie längere Handlungen auf Missverständnissen aufbauen zu lassen. Des Weiteren gelingt es McEwan aber einfach nicht, die benötigte emotionale Involvierung zu evozieren, die für derlei Geschichten unabdingbar ist. Seine Prosa ist nicht per se schlecht, wirkt aber enervierend schmückend denn tatsächlich zweckdienlich. Vor allem aber drückt er sich durch fiktive Resolutionen seiner Hauptfiguren vor tatsächlicher Konfrontation dieser miteinander. Im Grunde genau der Punkt, auf den der gesamte Roman hinarbeitet und der durch ein gesundes Maß an Reibung zum spannendsten Teil der Geschichte avanciert wäre. Schlussendlich fühlt man sich in mehr als einer Hinsicht bei diesem überschätzten Werk beraubt.
Erneute eine fantastische Sammlung literarischen wie voyeuristischen Talents. Ich glaube diese Sammlung sogar "A supposedly Fun..." vorzuziehen, einfach weil die Themen seiner Aufsätze breiter und etwas zugänglicher gefächert sind. Wallace hat jede Menge Humor und schreiberisches Können, was seine Ausführungen stets zum Genuss macht. Einzig seine Obsession mit Fußnoten beirrt beim Lesen etwas, da sie natürlich einerseits lesenswert sind, den Lesefluss aber kontinuierlich unterbrechen.
Wie immer sehr reflektiert und einfallsreich in seinen Analysen. Auch wenn man nicht mit jeder obskuren Musikbetrachtung mithalten kann, so schreibt er doch stets einnehmend und auf sein Thema der Hauntology fokussiert. Besonders stark sind die ersten titelgebenden Essay zu denen ich mich in der Zukunft immer wieder zurückkehren sehe.
Buchklub #2
Schwindende Welt offeriert in jedem Fall spannende wie angsteinflößende Denkanstöße innerhalb ihres dystopischen(?) Japans - was für einen verbalen Diskurs natürlich toll ist. So sehr Murata aber mit ihren Ideen in die thematische Breite geht, zeichnet sich ebendort die größte Schwäche des Romans aus: der fehlende Fokus. Figuren, wenn man sie denn so nennen kann, sind lediglich Sprachrohr wie Spielball des Konzepts. Sie alle entbehren nahbaren Eigenschaften ebenso wie Persönlichkeiten, was ein präzises Durchspielen der Szenarios vielleicht hätte kaschieren können. So allerdings wird ausbuchstabiert, was offensichtlich ist und erzählt, was sicher ist. Die konstruierte Welt ist weder räumlich noch in ihrer allgemeinen Beschaffenheit sonderlich ausstaffiert, was sie leider wenig glaubwürdig macht.