Im Grunde wie Siddhartha(klasse), nur dreimal so lang, extrem repetitiv und nervig.
David Foster Wallace – A Supposedly Fun Thing I'll Never Do Again: An Essay (Digital Original)
368 Seiten
Vereint und nutzt all das, was am Postmodernismus Spaß macht.
In nächtlichen Episoden der Insomnie schaue ich gerne alte Interviews interessanter Autoren. Und so entzückend Donna Tartt als Persönlichkeit auch sein mag, umso enttäuschender ist ihr viel zu überhyptes Werk The Secret History. Leider gelingt es ihr nur selten, Figuren zu entwickeln, die dem Leser nicht vollkommen gleich sind, geschweige denn spannende Züge oder Entwicklungen annehmen. Sie alle verhalten sich vorhersehbar. Dabei hilft auch die ziemlich blasse Figur des Richard Papen nicht, der als unzuverlässiger Erzähler das Talent zu haben scheint, sich stets auf die uninteressanten Aspekte der Handlung oder Figuren zu konzentrieren. Tartt will ihr Werk mit literarischen Referenzen und klassischer Philologie anreichern, die ihre Charaktere in einem aristokratischen Umfeld verankern sollen. Wirklich behände wirkt das leider nie und erscheint schlussendlich als verzweifelter Versuch, die langen, arg repetitiven 600 Seiten in bedeutungsschwangerer Manie aufzuwerten. Clever wäre es gewesen, die Figuren über Dialoge und Verhalten als intelligent und ambivalent zu zeichnen. Wir bekommen allerdings nie den Blick nach innen - bei niemandem - und müssen uns mit jeder Menge tell, tell, tell don't show abgeben. Es gibt durchaus Events in der Handlung, die zu Spannungsspitzen und Intrige einlüden, allerdings interessiert sich Tartt dafür nicht. Wer mir hier verkaufen will, Richard sei als unsicherer Emporkömmling versucht, durch die Stromschnellen des elitären Klassenkampfes zu navigieren, dem kann ich nur widersprechen. Themen wie Geld und Aussehen, detaillierte Beschreibungen von Kleidung und Status sind vielleicht bis zur Grenze der ersten 200 Seiten relevant, entwickeln aber nie auch nur im entferntesten genügend Konfliktpotential über den etablierten Status Quo hinaus. Was bleibt ist ein ärgerlich farbloses Buch mit sehr durchschnittlicher Prosa und fehlender Spannung.