„The Secret History“ ist sehr spannend und atmosphärisch. Es spielt an einem Elite-College an der amerikanischen Ostküste und zu Beginn war mir lange nicht richtig klar, worum es gehen würde. Irgendwann zur Mitte des Buches dachte ich dann „okay, das ist wohl das zentrale Thema, was anderes kommt nicht mehr“ und dann hing es für mich persönlich auch ein bisschen durch. Aber es hat dann wieder Fahrt aufgenommen und wurde zum Ende hin auch sehr emotional. Manchmal wünschte ich, Tartt hätte Sachen mehr gezeigt als sie nur als Fakt aufzustellen (so sagt sie z.B., dass bestimmte Charaktere gute Freunde sind aber alle Interaktionen, die sie zwischen denen beschreibt, zeigen eigentlich eher das Gegenteil). Nichtsdestotrotz ist das Buch extrem fesselnd, ich habe es sehr gerne gelesen und würde es definitiv weiterempfehlen.
Zum zweiten Mal in diesem Jahr und immer noch begeistert. Mir fielen Dinge auf, die mir beim ersten Lesen gar nicht so bewusst waren. Wahrscheinlich lese ich es irgendwann nochmal.
“Beauty is rarely soft or consolatory. Quite the contrary. Genuine beauty is always quite alarming.”
Was man zu The Secret History sagen kann? Es war vollkommen anders als erwartet, aber auf eine sehr gute Art und Weise. Die Atmosphäre, die Donna Tartt schafft, ist dicht, die Dynamik, die sich im Verlauf des Romans zwischen den Charakteren entwickelt, zieht in ihren Bann und auch sprachlich wird die Balance zwischen Anspruch und guter Lesbarkeit gewahrt. Ich war ehrlich gesagt etwas traurig, als ich nach den rund 600 Seiten Abschied nehmen musste. Ich glaube, es wird nicht bei dieser einen Lektüre bleiben.
In nächtlichen Episoden der Insomnie schaue ich gerne alte Interviews interessanter Autoren. Und so entzückend Donna Tartt als Persönlichkeit auch sein mag, umso enttäuschender ist ihr viel zu überhyptes Werk The Secret History. Leider gelingt es ihr nur selten, Figuren zu entwickeln, die dem Leser nicht vollkommen gleich sind, geschweige denn spannende Züge oder Entwicklungen annehmen. Sie alle verhalten sich vorhersehbar. Dabei hilft auch die ziemlich blasse Figur des Richard Papen nicht, der als unzuverlässiger Erzähler das Talent zu haben scheint, sich stets auf die uninteressanten Aspekte der Handlung oder Figuren zu konzentrieren. Tartt will ihr Werk mit literarischen Referenzen und klassischer Philologie anreichern, die ihre Charaktere in einem aristokratischen Umfeld verankern sollen. Wirklich behände wirkt das leider nie und erscheint schlussendlich als verzweifelter Versuch, die langen, arg repetitiven 600 Seiten in bedeutungsschwangerer Manie aufzuwerten. Clever wäre es gewesen, die Figuren über Dialoge und Verhalten als intelligent und ambivalent zu zeichnen. Wir bekommen allerdings nie den Blick nach innen - bei niemandem - und müssen uns mit jeder Menge tell, tell, tell don't show abgeben. Es gibt durchaus Events in der Handlung, die zu Spannungsspitzen und Intrige einlüden, allerdings interessiert sich Tartt dafür nicht. Wer mir hier verkaufen will, Richard sei als unsicherer Emporkömmling versucht, durch die Stromschnellen des elitären Klassenkampfes zu navigieren, dem kann ich nur widersprechen. Themen wie Geld und Aussehen, detaillierte Beschreibungen von Kleidung und Status sind vielleicht bis zur Grenze der ersten 200 Seiten relevant, entwickeln aber nie auch nur im entferntesten genügend Konfliktpotential über den etablierten Status Quo hinaus. Was bleibt ist ein ärgerlich farbloses Buch mit sehr durchschnittlicher Prosa und fehlender Spannung.