Die Erzählung hat neben der bewegenden Geschichte des wirklich nicht leichten Umfelds von Marguerite noch eine zweite beeindruckende Seite. Es ist eine literarische. Denn die heranwachsende Dame liest, viel sogar. Und schöpft daraus Kraft. Das beginnt mit Shakespeare, von dem sie ihrer Großmutter, ihrer Momma, lieber nichts sagt. Denn Shakespeare war ja Weißer, den kann man doch nicht lesen, wo kommt man denn da hin. Es folgen viele weitere große Werke, Charlotte Brontës Jane Eyre zum Beispiel, während Marguerites großer Bruder mit Mark Twain und seinem Huck Finn von einem Floß im fernen Mississippi träumt.

All diese Texte, sie helfen. Besagter Bruder schenkt ihr zum Schulabschluss »eine in weiches Leder gebundene Ausgabe der Gedichte von Edgar Allan Poe«, für die er lange, lange gespart hat. Es sind Momente wie dieser, die zeigen: Es gibt Hoffnung, immer. Und wenn alles dramatisch den Bach runter zu gehen scheint, wenn alle Grausamkeiten er- und durchlebt sind, dann hilft vielleicht ein Blick in die Literatur, um das Leben wieder lebenswert zu machen. Was für eine schöne Vorstellung.

(https://sr-rolando.com/2019/02/01/54readsma/)