2.5 stars
Cath schreibt FanFiction zu Simon Snow. Bis zum Wechsel zum College waren die diversen Stories, die sie zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Wren geschrieben hat, ihr ganzes Leben. Dann überredet Wren sie mit ihr aufs College zu gehen, eröffnet ihr aber kurz vor Beginn, dass sie überhaupt keine Lust hat weiterhin mit ihr zusammen in einem Zimmer zu leben, denn die beiden Zwillingsschwestern sind sehr verschieden: Wren will neue Leute treffen und jeden Abend mit ganz viel Alkohol einen drauf machen, während Cath aufgrund ihrer extrem introvertierten und ängstlichen Art gar keine echten Menschen treffen möchte. Eigentlich hofft sie, dass sie sich weiterhin in ihrem Wohnheimzimmer einschließen und an ihrer Simon Snow-FanFiction schreiben kann, aber ihre neue Mitbewohnerin Reagan und deren Freund Levi sind ständig im Zimmer und stören sie. Zunächst…
Zu Beginn hatte ich ziemliche Schwierigkeiten mit dieser Geschichte, denn Cath ist wirklich eine sehr seltsame Protagonistin. Im Grunde habe ich schon gemerkt, dass sie ziemlich unter social anxiety leidet und dass sie einfach nicht gut mit fremden Menschen kann und deshalb auch nicht wirklich will. Sie ist introvertiert, schüchtern und ängstlich. Das alles konnte ich schon rauslesen, aber richtig spüren konnte ich davon nichts und deshalb hat Cath mir weder leid getan noch war sie mir sympathisch. Zudem finde ich, dass einige Verhaltensweisen von ihr ziemlich widersprüchlich waren. Ein Beispiel, damit ihr wisst, wie sie so drauf ist? (Kein Spoiler, da das alles noch zu Beginn der Geschichte passiert.) Da sie nicht weiß, wo die Mensa ist, ernährt sie sich in den ersten Tagen von selbst mitgebrachtem Zeug. Nach ein paar Tagen traut sie sich allerdings auch nicht mehr jemanden nach dem Weg zu fragen, weil sie nicht doof angeschaut werden möchte, dass sie es immer noch nicht weiß. Außerdem hat sie viel zu viel Angst davor sich dort ihr Essen zu holen, wenn sie nicht weiß, wo man sich anstellen oder sich später hinsetzen soll. Ein paar Tage später jedoch besorgt sie sich eine Mitfahrgelegenheit bei einer ihr völlig fremden Studentin, damit sie ihren Vater besuchen kann, und steigt ohne nachzudenken und ganz allein mit ins Auto ein. Wie passt das zusammen? Natürlich befindet sich im Auto nur eine einzige fremde Person, während das in der Mensa ganz anders wäre. Allerdings hatte sie zunächst auch panische Angst vor ihrer neuen Mitbewohnerin und das war ja auch nur eine Person. Zusätzlich fand ich andere Charaktere, allen voran ihre Schwester Wren, sehr klischeehaft. Wren kommt endlich auf die Uni und alles, was sie machen will, ist: saufen und feiern. Und vor allem: alles zurücklassen, was andere lächerlich oder komisch finden könnten und das ihr deshalb peinlich sein müsste, obwohl es ihr doch im Grunde immer noch gefällt. Also ihre komische Schwester Cath, Simon Snow und die FanFiction, an der sie doch auch mal mit geschrieben hat. So blieb Wren für mich fast bis zum Ende flach, durchschaubar und ohne Tiefgang.
Was mich auch noch gestört hat, waren die Simon Snow-Geschichten, sowohl die Ausschnitte aus den fiktiven Romanen als auch die aus Caths FanFiction. Zwischen jedem Kapitel waren solche Szenen zu lesen, teilweise auch mitten im Kapitel. Für mich haben diese Ausschnitte nichts zur Geschichte beitragen können und die Hauptgeschichte um Cath nur unnötig unterbrochen. Simon Snow hat sich sofort wie eine Art Harry Potter lesen lassen, vielleicht sogar aufgrund der wirklich ironischen Namen (der Böse heißt Insidious Humdrum) ein wenig wie eine Parodie dazu. Auf jeden Fall hat Simon Snow in diesem Universum eingeschlagen wie Harry Potter bei uns, es gibt Filme zu jedem Buch und massenhaft FanFictions mit verschiedensten Pairings. Cath schreibt übrigens über Simon/Baz, die ich immer als Harry/Malfoy interpretiert habe. Nun ja, bis dann eben tatsächlich Harry Potter erwähnt wurde. Da saß ich dann echt mit offenem Mund und wusste plötzlich nicht mehr, was ich aus der ganzen Simon Snow-Sache machen sollte.
Zitat: Levi said. “It’s hard for me to get my head around. It’s like hearing that Harry Potter is gay."
Äh, was? WARUM?? Das ist, als ob es da Harry Potter gab und dann kam Simon Snow und das ist besser geworden als Harry Potter, obwohl es doch offensichtlich daran angelehnt war. Kann ich mir erstens nicht vorstellen und zweitens finde ich es sehr seltsam, dass die Autorin sich erst eine fiktive Geschichte, die im Grunde Harry Potter sein soll, ausdenkt, aber dann doch Harry Potter erwähnt. Wo ist da der Sinn?
Mit der Zeit bin ich allerdings ein wenig mit Cath warm geworden. Vielleicht habe ich mich an sie gewöhnt, vielleicht kam es auch dadurch, dass sie sich ein wenig mehr geöffnet und die Bekanntschaft mit anderen Menschen nicht mehr kategorisch ausgeschlossen hat. So richtig habe ich zwar nicht nachvollziehen können, dass oder warum Cath sich geändert hat, aber zumindest ist es passiert und das hat ziemlich viele schöne Szenen hervorgerufen. Natürlich entwickelt sich hier eine Liebesgeschichte, ganz zart und wirklich sehr langsam, aber dafür unglaublich niedlich. Ich musste ziemlich oft schmunzeln und lächeln und war froh, dass quasi endlich mal etwas passiert, was mir auch nahegeht. Zudem stellt sich mit der Zeit immer mehr heraus, dass es in Caths Familie ziemlich viele Probleme gibt, und auch diese Szenen konnten mich dann zum Glück berühren.
Durch die vielen Schwierigkeiten, die ich mit “Fangirl” hatte, kann ich gar nicht richtig sagen, wem ich das Buch denn empfehlen würde. Ich war selbst schon oft genug in Fandoms unterwegs und bin auch nicht wirklich extrovertiert, habe das Verhalten von Cath aber trotzdem überhaupt nicht begreifen können. Zudem glaube ich auch nicht, dass dieses Buch ein gutes Beispiel für ein Fandom ist, da sie wirklich nur ihre eigene FanFiction schreibt und keine anderen mehr liest (damit man ihr später nicht vorwerfen kann, dass sie Ideen klaut seufz) und zu Veröffentlichungsparties von neuen Simon Snow-Bänden geht. Da hat mir die Fandom-Community doch sehr gefehlt. Oder auch insgesamt alle Internet-Freunde, die sie so oft erwähnt. Trotzdem ist sie natürlich ein interessanter Character, weil sie einfach anders ist, und auch die Liebesgeschichte sowie die Freundschaften, die sich mit der Zeit entwickeln, sind etwas besonderes.
Als ich "Der Winter der schwarzen Rosen" in meine Lesestatistik eingetragen habe, sagte diese mir, dass Nina Blazon damit meine meistgelesene Autorin im Jahr 2015 ist. Auch dieses Buch hat gezeigt, dass genau das gar kein Wunder ist, denn es war wieder mal unglaublich toll, phantasievoll und spannend. Die Bücher von Nina Blazon habe ich erst letztes Jahr entdeckt und "Der dunkle Kuss der Sterne" hat gleich richtig bei mir eingeschlagen. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ihr neuestes Buch wieder in derselben Welt spielen wird wie der "Kuss" (und wie "Faunblut" und "Ascheherz"). Es ist zwar ein Einzelband, den man natürlich auch einfach so lesen kann, doch ich habe mich sehr darauf gefreut ein paar Kleinigkeiten vielleicht wiedererkennen zu können.
"Der Winter der schwarzen Rosen" beschreibt das Schicksal der Zwillinge Liljann und Tajann. Sie leben in einer Gesellschaft, in der das zweitgeborene Kind die Freiheit hat zu tun, was auch immer es sich wünscht; allerdings erst nachdem das erstgeborene Kind sich auf den Weg gemacht hat, um sich in eine seit der Geburt vorgegebene Richtung aufzumachen und bestenfalls das Reich zu erweitern. Doch die Eltern dürfen entscheiden, wann das erste Kind dies tun muss, und Liljann und Tajanns Vater scheint seine Töchter nicht gehen lassen zu wollen. Die Einladung zum Fest der Lady Jamala, der Herrscherin über das Reich, kommt also gerade zur rechten Zeit, als Tajann, die Zweite, sich immer mehr eingesperrt fühlt. Kann sie diese Gelegenheit nutzen, um sich endlich zu befreien? Doch zu welchem Preis?
Nina Blazon erzählt das Leben der Zwillinge aus den Perspektiven den beiden Mädchen und bedient sich dabei eines Kniffs, der mir unglaublich gut gefallen hat und der eine eindrucksvolle Wirkung hatte: Liljann und Tajann befinden sich zwar in derselben Zeit, doch sie erzählen ihre Perspektiven aus verschiedenen Ebenen. Während Tajann im Präsens spricht und die Momente unmittelbar erlebt, befindet sich Liljann schon in der Zukunft und erzählt ihre Geschichte, die zeitgleich zu Tajanns Erlebnissen spielt, rückblickend. Sie hat das Ganze schon längst erlebt und kennt die Konsequenzen, sodass sie ständig mysteriöse Andeutungen machen kann. Genau das steigert die Spannung enorm. Die Handlung an ist auch schon spannend, vor allem, da durch eine unterschwellige Stimmung immer etwas ängstliches und bedrückendes hervorkommt. Das Reich, das Lady Jamala aufgebaut hat, ist nämlich ganz und gar nicht blühend und freundlich, und diese Atmosphäre ist immer greifbar.
Dieses Buch beinhaltet Liebesgeschichten, politische Intrigen, Freund- und Feindschaften, Familie und ganz viele neuartige magische Elemente. Letztere in einem Land, das fieberhaft dabei ist die letzten Reste von Magie auszurotten — was für eine düstere Mischung. Im Laufe der Geschichte erforschen Liljann und Tajann die unterschiedlichsten Gebiete des Reiches, direkt vor Lady Jamalas Augen bis hin zum öden Grauland, in dem angeblich Kannibalen und die grauenhaftesten Mensch-Tiere überhaupt hausen. Setting und Worldbuilding entfalten sich hier bildhaft und detailreich, dabei aber nicht ermüdend.
Mit "Der Winter der schwarzen Rosen" hat Nina Blazon wieder eine phantastische Geschichte mit vielen überraschenden Wendungen geschrieben, die sich durch den bildhaften und schönen Schreibstil direkt in den Kopf und ins Herz setzt.
“Die Augen des Iriden” wird vom Verlag als Jugendroman voller Action und Verschwörungstheorien angepriesen und nach dem Lesen kann ich guten Gewissens sagen: Die lügen nicht. Ich hätte das Buch gern in einem Rutsch durchgelesen, wenn die Zeit es erlaubt hätte, weil es mich vor lauter Spannung so sehr mitgerissen hat. Die Verschwörung, das ganze Drumherum und die schiere Größe dieser Geschichte haben mich so hilflos fühlen lassen, was normalerweise natürlich kein angenehmes Gefühl ist, hier aber dazu geführt hat, dass ich mich gedanklich komplett in die Geschichte gestürzt habe.
Dieser Roman dreht sich um Henry und seine Chat-Freundin Valeska. Nachdem sein Vater an seinem sechsten Geburtstag spurlos verschwunden ist, leidet seine Mutter an Verfolgungswahn und lässt Henry kaum noch raus. Er wird Zuhause unterrichtet und hat als gleichaltrige Ansprechperson nur Valeska, die zwar auf ein Internat geht, sich dort allerdings ähnlich einsam fühlt. Beide haben genug an ihrer eigenen Vergangenheit zu knabbern und ihre Schicksale verweben sich an Henrys sechszehntem Geburtstag noch mehr: Bei Henry taucht eine angebliche Vertretungslehrerin auf und setzt ihm ein seltsames Gemälde vor, in Valeskas Internat begeht ein Junge Selbstmord, woraufhin sie eine Pistole in ihrem Schrank findet und vor lauter Panik flüchtet. Natürlich zu Henry.
Eine Besonderheit an Henry sind seine verschiedenfarbigen Augen, die durch Heterochromie verursacht werden, was im Normalfall die Sehfähigkeit nicht beeinflusst. Diese zweifarbigen Augen werden in seiner Familie vererbt und spielen in diesem Roman eine große Rolle. Experimente mit Heterochromie wurden unter anderem bereits im Nationalsozialismus durchgeführt. Kinder mit zwei Augenfarben wurden in Auschwitz für die Erforschung missbraucht, indem ihnen Augentropfen verabreicht wurden. Neben vielen Nebenwirkungen und Schmerzen sind die Kinder erblindet und wurden schließlich getötet. Maja Loewe nimmt sich unter anderem diesen Vorfall und spinnt zusammen mit Geheimbünden und der Welt der Kunst eine riesige Verschwörungstheorie, in die auch Science Fiction-Aspekte sowie Gedanken zu Moral und Ethik mit einfließen.
Diese Geschichte wird abwechselnd aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Henry und Valeska kommen zu Wort, später kommen ein Kommissar und weitere Personen dazu. Durch geschickt verflochtene Handlungsstränge und zahlreiche rätselhafte Hinweise, die man nicht sofort sortieren kann, baut sich eine ungeheure Spannung auf. Jede Sichtweise war derart spannend, dass ich mich bei jedem neuen Kapitel fast geärgert habe, dass sich der Blickwinkel wieder ändert, obwohl ich doch ALLE gern gelesen habe. Es konnte mir einfach nicht schnell genug gehen und ich musste mich sehr in Geduld üben. Langsam aber sicher bündeln sich alle Fäden in einem riesigen Gebilde, das nicht nur erschreckende Ausmaße annimmt, sondern auch unglaublich furchteinflößend ist. Hier kommt dann die Hilflosigkeit wieder auf, weil ich dieser Verschwörung wirklich ungern gegenüberstehen möchte. Henry, Valeska und weitere Verbündete tun dies allerdings, mit Mut, Geschick und, ja, auch einigen Konsequenzen.
Maja Loewe hat mit “Die Augen des Iriden” ein Jugendbuch geliefert, das viele Themen und Theorien geschickt und unerwartet miteinander verbindet und das aufgrund der Thematik nicht nur für Jugendliche eine spannende und interessante Geschichte bietet. Die Hauptperson Henry, ein sechszehnjähriger Junge, leitet mit Tatendrang, nachdenklichen Gedanken und viel Freundschaft durch ein ungewöhnliches Abenteuer, bis sie am Ende ein Etappenziel erreichen, für das ich mir eine Fortsetzung wünsche.
Nach einem jahrtausende langen Schlaf erwacht Catolis, Magierin des untergegangenen Reiches Kalypto, aus ihrem Schlaf und wird zur Meisterin der Zeit ernannt. In ihrer neuen Funktion weckt sie drei weitere Magier und zu viert machen sie sich in alle vier Himmelsrichtungen auf, um das perfekte Volk zu finden. Schnell wird klar, dass sie selbst nicht untätig bleiben, und wenn das Volk nicht gut genug ist, dann formen sie es eben entsprechend. Catolis schwingt sich zur obersten Priesterin in einem riesigen Inselreich auf und agiert als einzige Magierin recht offen an der Spitze eines Volkes. Bei ihr erleben wir die unendlichen und blutigen Eroberungszüge ihres Volkes.
Die anderen Magier bleiben für den Leser und auch für die Völker lange Zeit im Verborgenen. Hier erleben wir die Kultur der Völker aus der Sicht von Lasnic, der in den Wäldern lebt, und von Ayrin, der Königin des Bergreiches Garona. Lasnic ist ein sehr impulsiver junger Mann und sehr naturverbunden. Nach mehreren schweren Schicksalsschlägen muss er ohne Eltern aufwachsen und erlebt ein wildes und gefährliches Abenteuer nach dem anderen. Auch Ayrin hatte es in ihrem Leben nie leicht: Bei der Geburt ihrer Halbschwester stirbt ihre Mutter, die Königin. Damit wird sie bereits in sehr jungen Jahren an die Spitze von Garona gestellt, das von Frauen beherrscht wird, und muss nicht nur die verhasste und zickige Halbschwester aushalten, sondern sich auch drohenden Gefahren eines sich aufschwingenden Inselreiches stellen.
Mein Versuch das Grundthema dieses High Fantasy-Romans kurz hust zusammenzufassen, zeigt schon, wie komplex diese Geschichte ist. Und das ist einfach wunderbar! Schon durch die vielen Sichtweisen ist das Buch unglaublich vielseitig, weil wir drei ganz unterschiedliche Völker kennenlernen: Das naturverbundene Waldreich mit seinen speziellen Ritualen, das Bergreich Garona, in dem endlich mal starke weibliche Charaktere das Sagen haben, und das Inselreich, das Catolis sich ausgesucht hat. Dazu kommt noch die alles überspannende Gefahr durch die vier Magier, die nicht nur still und leise ihre Völker stärker machen wollen, sondern natürlich auch noch planen diese gegeneinander antreten zu lassen, bis nur noch eines übrig bleibt. Alle Völker sind damit, ohne dass sie es auch nur ein bisschen ahnen können, Spielbälle in einem großen Wettkampf. Und auch als Leser kann man das schnell vergessen, weil man beim Lesen einfach so tief ins Wald- und Bergreich und in die Kulturen der Völker eintauchen kann. Vor allem kann man sich nie sicher sein, welche Krisen gerade von sich aus Krisen sind und welche absichtlich von den Magiern hervorgerufen wurden. So bleibt es wirklich die ganze Zeit spannend und interessant.
Der Schreibstil von Tom Jacuba ist sehr angenehm und schön zu lesen. Die vielen Personen wachsen dem Leser nicht über den Kopf, weil auch immer wieder mal deren Funktion oder Titel dazu genannt wird (“Kauzer, der Wettermann”), und man sie damit auf jeden Fall zuordnen kann. Auch die Beschreibung der verschiedenen Reiche und der Landschaften wird hier nicht langweilig, weil sie einfach etwas ganz besonderes und ziemlich interessant sind. Die wunderschöne Karte in der Klappe ist dann nebenbei auch noch praktisch. Dazu kommt, dass der Schreibstil den verschiedenen Charakteren angepasst ist und damit auch immer die verschiedenen Atmosphären spürbar sind. Lasnic ist sehr impulsiv und flucht andauernd, wohingegen Ayrin eher nüchtern und ruhig ist. So bleibt die Geschichte nicht nur durch die vielseitige und sehr komplex miteinander verknüpfte Handlung spannend, sondern auch durch den Stil.
An dieser Stelle möchte ich euch nun noch zeigen, was ich gern in High Fantasy-Geschichten finde und in diesem Auftaktband auch gefunden habe: Komplexität und Vielseitigkeit sowohl im world building als auch in der Geschichte selbst (habe ich ja oben schon beschrieben) und dabei auch in gewisser Weise eine Welt, die man nicht schon mehrfach gesehen hat. Hier habe ich mich besonders über das Bergreich Garona gefreut, da dort auf eine sehr interessante Weise komplett die Frauen das Sagen haben, und auch über das Waldreich, bei dem es genau gegenteilig läuft — und jetzt stellt euch mal vor, was passiert, wenn Menschen beider Völker aufeinander treffen. ;) Dazu kommt noch, dass Tom Jacuba es mit detaillierten, aber nicht zu ausschweifenden Beschreibungen von Landschaften und Tierwesen schafft, all das vor dem inneren Auge Form annehmen zu lassen, obwohl es sich doch oft um Wesen handelt, die bei uns nicht existieren. Mein liebstes Tier war hier übrigens der Flussparder. Und als letztes freue ich mich immer wieder über ein interessantes Magiesystem und eine epische Quest mit viel Action. Die Form von Magie, die sich der Autor hier ausgedacht hat, sollte man meiner Meinung nach beim Lesen entdecken. Die epische Quest haben wir hier auf jeden Fall in dem Wettkampf der Magier und ich bin mir sicher, dass ihr beim Lesen entdecken werdet, welche Quests die einzelnen Protagonisten — mal mehr, mal weniger freiwillig — verfolgen könnten.
“Kalypto: Die Herren der Wälder” ist ein wunderbarer Auftakt zu einer neuen High Fantasy-Reihe. Komplex, vielseitig und spannend. Mit sehr interessanten Völkern und Kulturen, die nur noch Spielbälle in einem großen Wettkampf zu sein scheinen, um das perfekte Volk für den Wiederaufbau des Reiches Kalypto zu finden.
Was sind Marienkäfertage? Sommersonne, im Garten liegen, mit Papa angeln und das Leben genießen. Schon ihr ganzes Leben lang erlebt Elin ihre Sommer im Marienkäferhaus. Ihre Mutter hat dort Rosen gepflanzt und deshalb wimmelt es dort immer vor Marienkäfern. Doch der Sommer, in dem diese Geschichte spielt, ist anders: Ein seltsamer Brief taucht auf und lässt Elin - oder nun doch Lykke? - verwirrt zurück. Sie weiß nicht, was sie machen oder wie sie sich verhalten soll und flieht schnurstracks in ihr Marienkäferhaus. Zum ersten Mal ist sie dort allein und findet nach und nach immer weitere Schnipsel aus ihrer Vergangenheit.
Das Cover zeigt die Atmosphäre dieser Geschichte schon ziemlich gut. Sommertage - leichte Tage? Das sicherlich nicht. Uticha Marmons Schreibstil fängt die Atmosphäre allerdings noch um ein vielfaches besser ein, dieser ist unglaublich schön und passt einfach perfekt zur Geschichte. Die Tage, die Elin im Marienkäferhaus verbringt, kann man somit richtig spüren. Und auch sonst bleibt dem Leser nichts anders übrig als Elin einfach zu spüren. Man befindet sich direkt in ihrem Kopf und da sind so viele Gedanken, die raus möchten, gehört werden sollen und erst nach und nach einen zusammenhängenden, nicht-verwirrenden Sinn ergeben. Überall, bei jeder Kleinigkeit ist man also dabei, ob sie nun also zickig, traurig, verwirrt oder nachdenklich ist. Mir persönlich hat genau diese Perspektive besonders gefallen.
In dieser Geschichte erfährt man viel über Elins Vergangenheit, so wie sie vermeintlich und wie sie wirklich war. Dabei begegnen wir natürlich auch weiteren Charakteren und so zeigen sich nach und nach weitere Schicksale, die genauso berühren. Dieses Buch ist mit seinen rund 220 Seiten nicht besonders lang und doch vollgepackt mit mehreren Leben.
Marienkäfertage ist nicht nur ein Sommerbuch und auch nicht nur ein Jugendbuch. Die Charaktere sind jugendlich und auf der so wichtigen Suche nach ihrer Identität. Dies passiert mal ruhig, mal mit viel rums. Für mich ist diese Geschichte eine ganz besondere und nicht nur für Jugendliche empfehlenswert, sondern für alle, die gerne besondere Geschichten lesen, die zum Nachdenken und Diskutieren einladen.
Der Beginn dieser Geschichte war genau das Richtige für Buchliebhaber. Die Protagonistin Lucy arbeitet in einer Bibliothek, ist leidenschaftliche Leserin, liebt Geschichten und schwärmt einfach nur für Bücher. Diese Atmosphäre kommt auch perfekt rüber und ich habe mich beim Lesen sofort wohlgefühlt. Als die Geheimnisse so langsam gelüftet wurden, fand ich den Verlauf der Geschichte leider immer vorhersehbarer und damit auch langweiliger. Die ganze Zeit habe ich mir eine unerwartete Wende gewünscht, die bis zum Ende es Buches allerdings nicht mehr kam. Zudem hatte ich auch das Gefühl, dass das Buch genau dann zu Ende ging, als alles so richtig in Fahrt kam.
Ich bin trotzdem neugierig, wie es weitergehen wird. Die Atmosphäre der Geschichte und die Botschaft, die vermittelt wird, sind natürlich trotzdem noch schön und wichtig. Ich hab mich weiterhin wohlgefühlt, nur die Spannung hat mir etwas gefehlt (vielleicht lag es ja an den unterschiedlichen Blickwinkeln, durch die man so viel mehr weiß als Lucy). Vielleicht kann mich Band 2 ja mehr überraschen!
Ursprünglich erschienen auf meinem Blog Piranhapudel: https://piranhapudel.de/astray-amy-christine-parker/
In den letzten Jahren war ich ziemlich schlecht darin Buchreihen zeitnah weiter zu lesen. Das war oft eine Mischung aus Nicht-dazu-kommen oder Noch-nicht-trennen-wollen. Manche Bücher schaffen es aber, dass ich am liebsten sofort in dieser grandios beschriebenen Atmosphäre bleiben möchte — und dann macht mir eine ewig lange Lieferzeit einen Strich durch die Rechnung. [b:Gated|18814153|Gated (Gated, #1)|Amy Christine Parker|https://d.gr-assets.com/books/1391616855s/18814153.jpg|21447291] von Amy Christine Parker hatte mir bis auf einige Kleinigkeiten unglaublich gut gefallen, weil die Autorin es durch leise Worte geschafft hatte, mich mit der Hörigkeit der Sektenanhänger nachhaltig zu berühren. So viel Wut wie bei diesem Buch hatte ich selten im Bauch; und doch wurde es beim zweiten Band Astray noch schlimmer. Und deshalb war dieses Buch tatsächlich noch besser.
„Once you’re in, you’re in for life . . . or death.“ steht auf dem Cover der englischsprachigen Ausgabe, die deutsche Übersetzung heißt [b:Gated: Sie sind überall|25484458|Gated Sie sind überall (Gated, #2)|Amy Christine Parker|https://d.gr-assets.com/books/1430829277s/25484458.jpg|27112711] und viel besser könnte man das Konzept dieses Buches und seine Atmosphäre gar nicht zusammenfassen. So war es wieder eine Mischung aus Wut, Angst und Unverständnis, die mich durch das Buch getragen hat. Nach dem Ende des ersten Bandes (ja, Spoiler!) ist Lyla der Community endlich entkommen, um bei ihrem Freund Cody und seiner Familie zu leben — könnte man meinen. Man könnte auch meinen, dass den anderen Mitgliedern der Community endlich die Augen geöffnet wurden, nachdem die von Pioneer angekündigte Apokalypse nicht gekommen ist und er es vielmehr selbst in die Hand genommen hat, dass seine Schäfchen ja alle mehr oder weniger friedlich einschlafen. Doch falsch gedacht: Jahrelange Konditionierung lässt sich offensichtlich nicht so einfach ablegen.
Astray erzählt nicht nur von den Nachwirkungen von Pioneer auf die Mitglieder der Community, sondern auch von den Reaktionen der Einwohner von Culver Creek, wo sie jetzt leben. Für die neuen Mitschüler sind das nur die komischen Sektenkinder, über die man sich lustig machen kann, für einige besorgte Mütter sind es gar schlechte und gefährliche Einflüsse auf ihre eigenen sorgsam behüteten Kinder. Und die Sektenmitglieder selbst? Ich hatte zwar nicht erwartet, dass es immer noch so schlimm sein wird, doch diese kauen immer noch genau das nach, was ihnen eingetrichtert wurde. Pioneer ist eben immer noch ein Mensch, der für jede Möglichkeit vorsorgt, sodass er im Nachhinein sagen kann: Hab ich euch nicht vorhergesagt, wie schlimm die Outsiders sein werden? So entsteht ein komplexe Spannung zwischen diesen beiden Polen, zwischen diesen Gruppen, die sich gegenseitig für verrückt und dumm halten — und Lyla mitten dazwischen.
Amy Christine Parker arbeitet hier wieder sehr geschickt mit leisen Worten und Situationen, die nach und nach ein immer gefährlicher anmutendes Gesamtbild zeigen. In diesem Band funktioniert das sogar noch besser, weil vor allem Lyla, aus deren Perspektive wir das ganze erleben, gelernt hat differenzierter zu denken und zu beurteilen. Dieses Buch ist nicht nur die Darstellung eines Sektenlebens, sondern auch eine Charakterstudie an den verschiedenen Sektenmitgliedern. Auf den ersten Blick erscheinen sie — Lyla ausgenommen — alle gleich, sie reden und denken gleich, sind eine Gruppe, die zusammen, wenn auch verrückt, aber dennoch unbezwingbar wirkt. Doch natürlich gibt es auch innerhalb der Gruppe massive Unterschiede (und auch noch tiefere Abgründe als vorher gedacht), wenn man genau hinschaut. Und das macht Amy Christine Parker in diesem Folgeband.
Wer schon den ersten Band "Gated" gemocht hat, wird den folgenden und abschließenden Band "Astray" mit hoher Wahrscheinlichkeit noch mehr mögen. Mich zumindest hat dieses Buch noch wütender und atemloser zurückgelassen.
Wir befinden uns hier in der Welt von Yeos, im Reich Cordur, das von König Iurias Agathon sehr kämpferisch beherrscht wird. Die ständige Ausdehnung seines Reiches hat allerdings neben vielen Feinden auch so einige weitere Folgen: Er erobert Dyrrach auf eine ziemlich blutige Weise und drei Priesterinnen schwören Rache in Form eines Fluches. Alle seine Nachkommen werden verflucht sein, als Monster zur Welt kommen und so das zeigen, was König Iurias im Inneren ist. Sein erstgeborner Sohn Iolan ist dann auch genau das: körperlich ein Monster. Der König will ihn umbringen und verschwinden lassen, doch die Quano, ein Volk von Magiern, scheinen ganz andere Pläne zu haben und lassen das Kind in ein kleines Fischerdorf bringen. Auf dass es behütet aufwächst, bis es bereit ist…
“High Fantasy trifft Antike!” verspricht der Klappentext und Bernd Perplies liefert genau das und noch viel mehr. Die Umsetzung und der Schreibstil haben mir sehr gut gefallen, ich konnte mich richtig in die Geschichte und die Welt hineinfallen lassen. Man lernt hier ganz viel aus Yeos kennen. Dies ist erst der erste Band und doch haben wir schon sehr viele Gegenden dieser Welt bereist. Wie sollte es auch anders sein: All diese Gegenden von Yeos sind sehr unterschiedlich und das bekommt man auch sehr bildhaft beschrieben. Auch die Lebensweisen der Einwohner sind sehr anschaulich beschrieben und so kommt der Aspekt der Antike spannend zur Geltung. Typisch für das Genre gibt es in diesem Buch auch eine wunderschöne, farbige Landkarte und ein umfassendes Personenverzeichnis.
In “Das Blut des Schwarzen Löwen” erleben wir verschiedene Blickwinkel auf die Geschehnisse, die jeweils einen unterschiedlichen Fokus haben. Da gibt es zum einen König Iurias, der sich zwar durch seine kämpferischen Aktivitäten ein großes cordurisches Reich errichtet hat, aber doch nicht auf den festesten Beinen zu stehen scheint. Zudem sind da die Quano, so ganz anders als die Menschen und doch mitten unter ihnen und in die Gesellschaft integriert. Sie sind Magier, die mit Furcht und Respekt behandelt werden, und vor allem ihre eigenen Geheimnisse und Pläne zu haben scheinen, die sie mit Intrigen durchsetzen wollen. Fans von politischen Verwicklungen (in einer Fantasywelt) kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten.
Dann ist da natürlich noch unser Held Iolan, der ein sehr sympathischer Charakter ist. Er ist tatsächlich sehr behütet aufgewachsen, ist im Verlauf der Geschichte allerdings gezwungen sehr schnell erwachsen zu werden. So wirkt er zunächst noch ein wenig naiv, wird aber nach und nach misstrauischer und hinterfragt mehr. Zudem trägt er immer noch diesen Fluch in sich, über den ihn niemand aufklären kann. Es hat viel Spaß gemacht, im Verlauf der Geschichte zu rätseln, was noch so in ihm steckt.
Auch Iolans Bruder Markos begibt sich auf eine mehr oder weniger freiwillige Reise und wir verfolgen ihn dabei. Markos war einer meiner Lieblingscharaktere, was mitunter auch daran lag, dass wir durch seine Reise so viele Aspekte dieser Fantasywelt erleben durften.
“Imperium der Drachen - Das Blut des Schwarzen Löwen” ist der Auftaktband zu einer High-Fantasy Reihe. Das freut mich, denn ich möchte unbedingt noch mehr von Yeos, besondern von Iolan und Markos erfahren. Für meinen Geschmack hätte das Buch auch noch viel länger sein dürfen. Wahrscheinlich ist es auch ein wenig den anderen Sichtweisen geschuldet, aber meinetwegen hätte die Haupterzählung um Iolan einen Tick schneller voranschreiten dürfen. So hatte ich leider den Eindruck, dass endlich der Höhepunkt erreicht wurde und das Buch dann leider schon vorbei war. Langweilig war das Buch aber auf keinen Fall, es war spannend erzählt und ich hoffe, dass es in Band 2 “Kampf um Aidranon” (ab Mitte 2015) genauso weitergehen wird.