Der Hals der Giraffe
222 Seiten

Die Protagonistin, die Lehrerin Inge Lohmark, ist hart wie die Natur, der Kapitalismus, die Biologie. Das ist ihr Fach, und Lohmark ist "eine der letzten ihrer Art". In unendlicher Abneigung ihren Schülern, Kollegen und sich selbst gegenüber lehrt sie die Zusammenhänge der Biologie in einer Schule in Mecklenburg-Vorpommern, die wegen Schülermangels geschlossen werden wird.

Ein "Bildungsroman" laut Bucheinband. Dafür allein gibt es schon Extrapunkte für Schalanksy (Jahrgang 1980), die alles kann. Schreiben, ihre Bücher selbst gestalten, herausgeben...

Aberland
184 Seiten

Großartig. Und fantastischer Stil, den ich sehr mag (lange Sätze, viele Kommas, scharfe Beobachtungen). "Nur hinten im Eck ratschen drei Frauen im Sitzen, eine slawische Enklave, in der alles noch in Ordung ist, genug Bauchspreck für drei Generationen glücklichen Lebens, und geraucht werden darf auch noch." "Nie ist man mehr im Jetzt als mit einem Säugling. Eine Sehnsucht, die über all die Jahre nicht leiner geworden ist." "Das Alter als langsame Entsaftung. Auflösung alles Elastischen, innen und außen, eine Wüstenwerdung." "[…] damals kam es ihr schon komisch vor, dass eine ganze Generation gutausgebildeter und gesunder Frauen so viel Rat benötigen solte, um ein Kind zu gebären, zu stillen, zu tragen, großzuziehen."

König der Hobos
256 Seiten

Schwer verliebt in Fredy Gareis. Nach drei Monaten unterwegs sind seine Texte das Einzige, was ich gerade lesen kann. Ich habe endlich einen Reiseautor für mich gefunden, dem zudem alles Andreas Altmann-ige abgeht. Ich hatte zwischendurch schon Angst, ni dem Genre nur noch historische Reiseliteratur lesen zu können. (Obwohl ich da immer noch Hoffnungen in Ida Pfeiffer setze. Die jetzt aber wegen siehe oben weiter warten muss..)

Leere Herzen
352 Seiten

Ich hatte große Freude an der Idee des Buchs. Ein spannendes, fiktives, nichtsofiktives Szenario. Die Sprache war manchmal lieblos... oder jedenfalls so, dass ich dachte, dass dieses Buch vielleicht schnell fertig werden musste.

Revolution
233 Seiten

Für mich das erste aktuelle politische Buch seit Ewigkeiten, für das ich die Zeit und Muße hatte - und dann gleich ein tolles. Inspirierend, intellektuell und in der Analyse dessen, was in der Gesellschaft besser laufen müsste und könnte, angenehm treffend, sofern ich das für Themen beurteilen kann, die nicht nur Frankreich, sondern viele westliche, individualisierte Gesellschaften betreffen. Kleines Beispiel: Macron erwähnt den Wohnungsbau und fragt, warum es keine Möglichkeiten für getrennte Paare mit Kindern gibt, trotzdem als Familie zusammen zu leben (z.B. mit zwei gegenüber liegenden Wohnungen). Ist im Wohnungsbau bzw. der Vermietung nicht vorgesehen - warum nicht? Frage ich mich seit Jahren und ich bin froh für Frankreich, dass es einen schlauen Politiker als Regierungsoberhaupt hat.

Untenrum frei
256 Seiten

Es zahlt sich aus, im Leben das Denken zu lernen. Das ist das Mindeste, was man aus Margarete Stokowskis beeindruckendem Buch mitnehmen kann. Irgendwann habe ich parallel ein anderes begonnen, damit "Untenrum frei" nicht so schnell zuende geht. Es ist ein kolossales, kluges, energetisierendes und warmherziges Werk, das mich sehr bewegt und neue Gedanken aufgeworfen hat, auf die ich mich von nun an zubewegen kann.

Der Knacks
304 Seiten

Ich vermisse Roger Willemsen schmerzlich in der Welt. Seine Interviews, Essays im ZEIT Magazin, Auftritte im Fernsehen - alles wunderbar. Auch den Thesen und Beobachtungen in seinen Büchern stimme ich zu. Aber ich kann sie einfach nicht lesen. Es ist Geschwaller, für das ich entweder zu jung oder nicht klug genug bin. Ich schlafe egal zu welcher Uhrzeit ein. "Der Knacks" habe ich jetzt bis Seite 51 geschafft, "Das hohe Haus" noch ein bisschen weiter, weil ich durch meine Arbeit für eine MdB so viel nicken musste. Und trotzdem: Roger, komm zurück!

Nachtrag: Ich habe nun ein paar Tage lang Roger Willemsen-Videos geschaut und -Rückblicke gelesen, unter anderem das irrsinnige Interview mit Markwort (https://www.youtube.com/watch?v=MblCY98OQgI). Das beste Video all derer, die ich gesehen habe, aber ist das Gespräch mit Jörg Thadeusz (https://www.youtube.com/watch?v=Uyo4tLnqFL8). Wichtig für hier: Ich gebe dem Buch "Momentum" (vielleicht besser als Hörbuch?) noch eine Chance.

Babyjahre
592 Seiten

Ein Klassiker in Familienhaushalten. Als Elternschaft noch neu war, fand ich das Buch extrem hilfreich. Was sind die Bedürfnisse des Kindes? Wie erkenne ich sie? Und was ist meine Rolle in der Entwicklung des Kindes zu einem eigenständigen Wesen? Teilweise haben mir konkrete Hinweise geholfen, oft aber auch die immer wiederkehrende Aussage, dass es keine Norm gibt. Die teilweisen Geschlechterstereotype habe ich einfach überlesen. Die Zusammenfassung der Entwicklungen fand ich für 0-3 Monate und 4-9 Monate angemessen. Die Zeitspanne 10-24 Monate allerdings ist nicht mehr hilfreich, und so habe ich heute das Interesse am Buch verloren.

A User's Guide to Neglectful Parenting
192 Seiten

Das Buch - oder besser: das Comic - haben enge Freunde (auch Eltern) zur Geburt unseres Kindes geschenkt. Ich bin heute erst dazu gekommen, es ganz durchzulesen. Heute finde ich es weniger lustig als wahr, damals, ohne Erfahrung, fand ich es sehr verwegen und lustig. ;) Ein schönes und lustiges Geburtsgeschenk, und Guy Delisle kann man sowieso empfehlen.