Und das nächste Buch in meiner aktuellen Phase, wo ich mich für Street Fotografie interessiere.
Auch das hier war gut. Viele Beispielbilder, einige wirklich gut, andere zumindest lehrreich. Dazu aber auch gut und kurzweilig geschrieben. Hervorragend, um es sich mal für 4 Wochen aus der Bücherhalle auszuleihen.
Eine Biografie über den Henri Cartie-Bresson (1908 - 2004), der die Fotografie (vor allem Street und Reportage-Fotografie) im 20. Jahrhunderts geprägt hat. Entdeckt habe ich das Buch in der Bücherhalle in Hamburg.
Der Name und ein paar der bekannteren Bilder waren mir vorher ein Begriff, aber ich habe dank des Buchs einiges gelernt (und ihn dann auch vernünftig einorden können). Ein paar Details, die ich mir merken will:
- in den späten 1920ern lernt er erst Malerei bei den Surrealisten der Zeit, bevor er sich der Fotografie zuwendet
- zeitweise nutzt er nur den Nachnamen "Cartier", weil der Doppelname auf seine Herkunft aus einer Industriellen-Familie hinweist. Das ist ihm damals wohl unangenehm (ungelegen), weil er in den 1930ern dem Kommunismus nahe steht
- Im zweiten Weltkrieg kommt er in deutsche Kriegsgefangenschaft, begeht mehrere Fluchtversuche und ist beim dritten Versuch erfolgreich
- er gründet die Bildagentur Magnum mit
- 1948 ist er zu Besuch bei Gandhi und macht die letzten Bilder Gandhis, bevor dieser am Tag darauf ermordet wird
- er ist kein Fan der Farbfotografie und vor allem Blitzlicht findet er abscheulich
- Ab den 70ern spätestens ist er sehr bekannt und verehrt, steht gleichzeitig aber auch für eine alte Schule der in der Realität verhafteten Fotografie, von der die nächste Generation sich durch experimentellere Fotografie abheben will
- kurz: HCB wird vor allem in Verbindung gebracht mit dem Ausdruck des "entscheidenen Moment" (oder Augenblick) und der Leica, die er immer bei sich hatte
Insgesamt: Viel gelernt. Eine etwas altmodisch anmutenden Kurzbiografie, die aber kurzweilig und reich bebildert ist. Habe ich gerne gelesen.
Der Englische Titel "Read This If You Want To Take Great Photographs" ist ebenso wenig griffig wie der deutsche Titel ("Big Shots! Die Geheimnisse der weltbesten Fotografen").
So oder so: Wieder ein Fotografie-Buch, diesmal mit gut 100 Seiten sehr kompakt, und dank vieler (berühmter) Fotos auch sehr anschaulich.
Vom Titel her erwartete ich primär Clickbait und Inhalt wie ein Buch aus dem Geschenkeladen, aber es waren wirklich viele schöne kurze Ideen und Konzepte drin.
Kann man mal so weg lesen, Empfehlung.
Passend zu meinem aktuellen Interesse an Streetfotografie (und meiner neuen Karte für die Hamburger Bücherhallen) habe ich mir einen Stapel Bücher über dieses Thema mitgenommen. Einfach so, ohne große Auswahl. Das erste hier ist direkt recht aktuell (2021) und zeigt dementsprechend auch viele Bilder von Straßenszenen zur Corona-Zeit. Der Autor lebt in Düsseldorf und beschreibt seinen Weg ins das Genre sowie seine Sichtweise zur Streetfotografie in Deutschland. Ein Mischung aus teils recht detailliertem "Tutorial" (nicht weltbewegend, aber nett) und konkreten Tipps für die Suche nach Motiven. Am besten fand ich seine konkreten Fotoserien und die Aufforderung, selbst los zu ziehen und aktiv zu werden. Motiviert hat das Buch auf jeden Fall.
Zufällig in Berlin bei Dussmann entdeckt und spontan mitgenommen: Der Fotoreporter Iago Corazza vermittelt hier (laut Cover) „Techniken für Fortgeschrittene“. Das bedeutet konkret, dass er Systematiken zu Motivaufbau, visueller Gewichtung, verschiedener Lichtformen und mehr präsentiert. Gut gefallen hat mir, dass er hunderte Beispielfotos verwendet, um die Konzepte zu demonstrieren. Seine Art der Motive fand ich persönlich weniger relevant, da ich selbst nicht vorhabe, einer Voodoo-Zeremonie in Togo oder einer Beduinen-Wanderung in den Wüsten Marokkos beizuwohnen. Das Buch hat mich insgesamt auf neue Ideen gebracht und mir gut gefallen.
Dieses war glaube ich das beste von den Büchern, die ich in letzter Zeit zu Street Fotografie gelesen habe. Sehr untechnisch und dennoch praktisch, sehr visuell und trotzdem voller guter Ideen im Text. Das einzige was mich kurz störte war ein bisschen Gate Keeping im Sinne von „wer nicht immer seine Kamera dabei hat, macht es nicht richtig“. Schwang im Großteil des Buches aber nicht so mit, daher alles fein. Insgesamt ein sehr modernes und doch zeitloses Buch zu dem Thema.