Bücherregal lädt …
Dr. No
288 Seiten

Wala Kitu ist Mathematiker und Experte für Nichts. Das weckt das Interesse des Milliardärs John Sill, der ein James-Bond-Schurke werden und Fort Knox bestehlen möchte, weil dort Nichts versteckt sein soll. Daraufhin wird Wala Kitu in einen Komplott hineingezogen, der absolut wahnsinnig und komisch ist – aber auch sehr, sehr gefährlich …

Nachdem ich „James“ von Percival Everett gelesen habe und beeindruckt davon war, war ich interessiert daran, wie „Dr. No“ im Vergleich sein würde – und es ist definitiv sehr, sehr anders. Nicht zwingend schlecht anders, aber doch so schräg, dass es wahrscheinlich nicht jedem gefallen wird. Das liegt daran, dass es sich um eine Satire handelt – zugleich sehr komisch und sehr ernst, mit einer wirren Handlung, aber dafür mit guter Gesellschaftskritik und ein paar wirklich witzigen Szenen.

Humor ist natürlich sehr subjektiv; mir gefiel er größtenteils, aber auch ich fand Dinge, die mir dann doch zu oft genutzt wurden, um komisch zu sein. Darunter fallen speziell die Traumgespräche zwischen Wala Kitu und seinem Hund Trigo, sowie der übermäßige Gebrauch von „Nichts“-Wortwitzen. Der Rest des Humors gefiel mir besser, auch wenn Satire allgemein nicht mein Genre ist (und es auch Szenen gab, die mich irritieren).

Was ich dafür nicht gut fand, war die sehr wirre Handlung. Ich bin mir nicht sicher, worum es letztendlich ging – alles war so konfus, so chaotisch, dass es mir schwer fiel, überhaupt einen Sinn darin zu finden. Vielleicht war das auch der Sinn – dass es keinen gibt –, aber mir hat es nicht gefallen, weil dadurch der Fokus des Buches der satirische Humor wurde und sonst nichts. (Wortspiel nicht beabsichtigt.)

Insgesamt also ein schräges Leseerlebnis, das Satire-Fans vermutlich noch mehr wertschätzen werden.

James
320 Seiten

James, von anderen Jim genannt, ist ein Sklave. Zusammen mit seiner Frau und Tochter lebt er ein beschwerliches Leben, das nur noch schwerer wird, als er verkauft werden soll und zusammen mit dem jungen Huck gezwungen ist, zu fliehen. Die beiden erleben auf ihrer Flucht viele Abenteuer und Strapazen, und die ganze Zeit muss James verschweigen, wie gebildet und intelligent er eigentlich ist – während er gleichzeitig darum kämpft, zu seiner Familie zurückzukehren …

„Huckleberry Finn“ habe ich tatsächlich nie gelesen, aber gerade deshalb fand ich, dass es interessant wäre, die Ereignisse des Romans aus James’ Sicht zu erleben. Letztendlich bin ich positiv überrascht, wie gefesselt ich von der Geschichte war, auch wenn ich zugegeben durchaus das Gefühl hatte, dass mir durch die fehlende Lektüre von „Huckleberry Finn“ etwas entgangen ist. So fand ich die Szenen zwischen Huck und James am interessantesten, weil ihre Beziehung so einnehmend und kompliziert war, während die Szenen mit den anderen Charakteren mich insgesamt weniger interessierten.

Natürlich gab es auch außerhalb der Szenen zwischen Huck und James so einige Szenen, die mich bewegt und berührt haben, weil sie realistisch von James’ Sklavenleben erzählten, doch speziell die Mitte des Romans, in dem er sich ohne Huck durchschlug, las sich für mich ein wenig zu langsam – was wiederum daran liegen könnte, dass ich „Huckleberry Finn“ nicht kenne und nur wenig Kontext für die erzählten Szenen habe. Das Ende hat mir dafür aber umso besser gefallen, weil es so zufriedenstellend ist, zu sehen, wie James aus den Fesseln der Sklaverei ausbricht.

Insgesamt betrachtet aber immer noch eine faszinierende Lektüre, die ich speziell denjenigen ans Herz legen würde, die „Huckleberry Finn“ gelesen haben und interessiert an einer anderen Interpretation sind!