- Ende offen
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Ob es um Filme, Bücher, Songs, Bilder oder Bauten geht: Immer gibt es diejenigen, die von ihren Erschaffern aus diversen Gründen nicht vervollständigt wurden. Manchmal waren sie einfach nicht realisierbar. Manchmal kam der Tod dazwischen. Und manchmal hatte man einfach Pech.
In seinem Sachbuch stellt uns Thomas von Steinaecker in kurzen, überschaubaren Kapiteln sowohl die Künstler als auch ihre unvollständigen Werke vor. Je nachdem, welche Interessen man selbst hegt, sind manche Kapitel interessanter als andere (als Leserin war ich selbstverständlich am meisten von den unvollständigen Büchern fasziniert), aber so oder so bekommt man einen guten Einblick in alle möglichen Arten des Scheiterns.
Natürlich bleibt einem nicht jedes einzelne Kapitel in Erinnerung, doch hat es Spaß gemacht, über all die Kunstwerke zu lesen, die wir selbst nie in ihrer Vollständigkeit bewundern können werden. Wer gerne Sachbücher liest, die kurz und prägnant über verschiedene Werke - und ihrer Unvollkommenheit - berichten, ist hier bestens bedient!
Als Theo im Sperrmüll seiner Nachbarn das alte Gemälde eines Pferdes entdeckt, ist seine Neugier sofort geweckt, weil er unbedingt wissen will, wer dieses Pferd ist, wer es gemalt hat und was es im Allgemeinen mit dem Bild auf sich hat. Gleichzeitig folgen wir der Geschichte von Jarret, der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts bei der Geburt des zukünftigen Rennpferdes „Darley“ Lexington hilft und sehr bald eine enge Verbindung zu ihm aufbaut. Beide Protagonisten müssen sich zudem mit dem Rassismus auseinandersetzen, der ihnen entgegengebracht wird …
„Das Gemälde“ beruht auf der wahren Geschichte des Rennpferdes Lexington und erzählt in teils fiktiven, teils auf Wirklichkeit basierenden Passagen die Geschichte seines Erfolgs im 19. und seiner Wiederentdeckung im 21. Jahrhundert. Geraldine Brooks hat einige interessante Kapitel geschrieben, die sich vor allem auf die Bindung zwischen Jarret und Lexington konzentrieren und akkurat zeigen, wie damals Pferde in Rennen eingesetzt wurden.
Doch so interessant ich die Geschichte an sich fand, gab es so einige Längen, die es mir schwer gemacht haben, mich völlig in sie fallen zu lassen. Manchmal habe ich richtig mit Jarret und Lexington mitgefiebert, mich an anderen Stellen aber sehr gelangweilt. Es ist insgesamt eine recht ruhige Geschichte, was jetzt nicht zwingend schlecht ist, für mich jedoch nicht das Richtige war.
Zwiegespalten bin ich auch gegenüber dem Ende. Es ist vollkommen verständlich, warum die Autorin sich dafür entschieden hat und es passt (leider) zur Thematik, aber im Endeffekt war es für mich vergleichbar mit einer Geschichte, bei der ein Charakter plötzlich bei einem Autounfall ums Leben kommt, ohne, dass es mit der eigentlichen Geschichte in engem Zusammenhang stünde. Ja, der Zusammenhang bei Geraldine Brooks war durchaus stärker, doch trotzdem passte das Ende nicht so gänzlich zum Rest des Romans. Das liegt wahrscheinlich daran, dass so viel Fokus auf die Geschehnisse im neunzehnten Jahrhundert gelegt wird, dass ein plötzlicher Schicksalsschlag auf der gegenwärtigen Zeitlinie, die deutlich weniger Fokus erhält, sehr deplatziert wirkt. Andererseits basieren die Geschehnisse beider Zeitlinien auf wahren Ereignissen, weshalb ich nicht zwingend die Ereignisse an sich kritisierte, sondern die Art und Weise, wie sie in die Geschichte implementiert wurden.
Letztendlich kann ich sagen, dass Menschen, die ein spezielles Interessante an dem Rennpferd Lexington haben bzw. es entwickeln wollen, bestimmt ein schönes Lesevergnügen haben werden, ich selbst jedoch leider nicht allzu interessiert an den Ereignissen war. Jedoch nicht, weil es sich um ein schlechtes Buch handelt, sondern einfach, weil es nicht meinem Geschmack entspricht. Deshalb hoffe ich, dass andere Leser/innen hier das finden werden, was mir gefehlt hat.