Im Jahr 1971 entführte ein Mann unter dem Pseudonym Dan Cooper ein Flugzeug, forderte 200.000 Dollar Lösegeld und sprang anschließend aus dem Flugzeug, ohne dass er oder der Großteil des Geldes je wieder gefunden wurde. In seinem Roman "Cooper" beschreibt Jens Eisel diese Ereignisse und stellt dabei seine eigene Theorie dazu auf, wer Dan Cooper wirklich gewesen ist.
Sehr gefallen hat mir, dass er sich dabei an den Tatsachen orientiert und sich nur dort künstlerische Freiheiten erlaubt hat, wo es passend war. Obwohl ich dank dem bekannten YouTube-Video "The Search For D. B. Cooper" von LEMMiNO sowie eigenen Recherchen die Ereignisse bereits kannte, hat es mir viel Spaß gemacht zu lesen, wie Jens Eisel sie beschreibt, weil er auch auf verschiedene Sichtweisen eingeht und uns so leicht mitfiebern lässt.
Etwas weniger haben mir die Ereignisse gefallen, die nach dem Sprung passierten, weil mich hier nur Coopers Seite der Geschichte interessierte - deren Auflösung übrigens nicht ganz klar war, weil ich mir nicht hundertprozentig sicher bin, was genau der Autor mit dem Ende impliziert. Das ist aber im Anbetracht des Rests der Geschichte, die sehr spannend erzählt ist, ein vergleichsweise kleines Manko.
Wer sich für den Fall interessiert und ihn mal in Romanform lesen möchte, hat hiermit das richtige Buch dafür gefunden!
Verity, eine Geheimagentin, wird von den Gestapo gefangen genommen. Sie und ihre beste Freundin Maddie, eine Pilotin, haben im zweiten Weltkrieg so einiges erlebt und jetzt wird Verity damit gedroht, sie zu foltern, wenn sie ihre beste Freundin nicht verrät. Also schreibt Verity ihre gemeinsame Geschichte auf – wohl wissend, dass sie Maddie wohl nie wiedersehen wird …
Die erste Hälfte dieser Geschichte fand ich absolut großartig – wir lesen Veritys Bericht, den sie für die Gestapo schreibt und der teils ihre entwürdigenden Erlebnisse in der Gegenwart und teils ihre Freundschaft mit Maddie in der Vergangenheit berichtet. Das war nicht nur sehr abwechslungsreich zu lesen, sondern ermöglichte es, dank Veritys lebendigem Schreibstil mit den Ereignissen mitzufiebern. Ich war richtig gefangen in der Geschichte und wollte unbedingt wissen, was genau passiert ist bzw. was genau passieren wird.
Doch dann kam die zweite Hälfte, die aus Maddies Sicht erzählt wird und einen eher nüchternen Schreibstil benutzt. Zwar gab es hier durchaus auch ein paar Sätze und Szenen, die sehr positiv hervorgestochen sind (vor allem die „Küss mich, Hardy!“-Szene), aber insgesamt fand ich die Ereignisse hier nicht halb so interessant wie die, die Verity beschrieb. Das liegt vor allem am Schreibstil, der es nicht ganz so leicht gemacht hat, sich in ihm zu verlieren, auch wenn es natürlich Sinn macht, dass Verity und Maddie andere Stile haben. Trotzdem hätte ich mir für Maddies eher langatmige Hälfte der Geschichte gerne mehr Lebendigkeit gewünscht, die in Veritys Hälfte so deutlich hervorgestochen ist.
Was trotzdem sehr gut beschrieben wurde, war die Freundschaft der beiden jungen Frauen. Sie war glaubwürdig, herzzerreißend und einfach wunderschön. Ich finde, dass wir mehr Romane dieser Art brauchen: Welche, die eine Freundschaft in den Vordergrund setzen und keine Romanze. Trotz der Tatsache, dass ich die zweite Hälfte der Geschichte nicht so packend erzählt fand wie die erste, habe ich die Freundschaft zwischen Verity und Maddie mit jeder Zeile gespürt.
Von daher fällt es mir schwer, eine volle Empfehlung auszusprechen, aber auch, sie vollkommen sein zu lassen. Ich würde nicht empfehlen, nur Veritys Teil zu lesen, weil Maddies Teil die wichtigste Szene für die beiden und allgemein wichtige Kontextinformationen enthält; insofern ist es wohl am besten, wenn Leserinnen und Leser selbst entscheiden, ob sie dem vollen Roman eine Chance geben wollen oder nicht. Und obwohl es sicher nicht jedem so gehen wird, bin ich letztendlich froh, dass ich es getan habe.