Ich bereue es, dieses Buch nicht schon früher gelesen zu haben. Hans Rosling, Anna Rosling Rönnlund und Ola Rosling zeigen auf wunderbare Weise auf, wie falsch unser Weltbild ist, welche Faktoren dafür verantwortlich sind und wie wir gegen sie ankommen können. Zu Beginn stellen sie uns dreizehn Fragen, die sie schon an zahlreiche andere Experten, Nicht-Experten und Länder schickten, die zum Großteil falsche Antworten gaben. Ich beantwortete etwa die Hälfte richtig, war aber auch durch die positive Grundeinstellung des Buches geprimed; andernfalls wäre ich sicher genauso falsch gelegen wie so ziemlich alle anderen.
Jeder dieser Fragen wird nicht nur beantwortet, sondern auch erklärt, warum die Antwort positiver ist, als wir annehmen und welche Instinkte uns dazu brachten, von einem negativen Weltbild auszugehen. Besonders hat mir hierbei gefallen, dass die Autoren betonen, dass die positiven Antworten natürlich nicht bedeuten, dass es allen fabelhaft geht, sondern dass sich die meisten immer noch in einer schlechten Situation befinden - die aber trotzdem besser ist als die, in der sie zuvor waren.
Die Offenbarung, die mir am meisten die Augen geöffnet hat, war gleich die allererste: Der Instinkt der Kluft. Wie wohl viele andere habe ich die Welt gedanklich in "Entwicklungsländer" und "entwickelte Länder" aufgeteilt, in "Westen" und "Rest", in "wir" und "sie" - ohne mir bewusst zu sein, dass dieses Bild schon lange nicht mehr stimmt und wir uns mehr gleichen, als ich es je für möglich gehalten hätte. Allein für die Beseitigung dieses Trugschlusses bin ich unendlich dankbar.
Auch in den Großteil der anderen bin ich hineingetappt und war auch hier dankbar, die eigentlichen Fakten zu erfahren. Es war wirklich verblüffend für mich, zu realisieren, wie falsch mein Weltbild ist! Und ich bin sicher, dass ich da nicht die einzige bin. Aus diesem Grund ist dieses Buch für alle empfehlenswert, die die Welt so sehen wollen, wie sie wirklich ist - und nicht so, wie sie glauben, dass sie ist.
Bill Gates bezeichnet dieses Buch als eines der wichtigsten Bücher, die er je gelesen hat. Ich kann ihm nur zustimmen!
Kann man nach eine Krise tatsächlich wieder von vorne anfangen?
Mit dieser Frage beschäftigt sich Nina Blazon in "Das Wörterbuch des Windes". Als die Ehe der deutschen Touristin und Bankerin Swea auseinanderbricht, versucht sie, in Island das Leben zu führen, das sie sich schon seit Jahren wünschte: Das Leben einer Malerin. Unterstützt wird sie dabei von dem ehemaligen Lehrer Einar, dessen Mieter Jón und der Vieljobberin Líf.
Erfolgreich gelingt es Nina Blazon, sowohl die Chancen als auch die Schwierigkeiten eines Neuanfangs realistisch zu beschreiben. Auch die Liebe spielt dabei eine Rolle: Romantische, lustvolle, familiäre und freundschaftliche. Und in Zusammenhang damit auch die Chancen und Schwierigkeiten, die jede Art der Liebe bringt.
Mir persönlich hat dieser Roman sehr gut gefallen, weil er die Magie Islands einfängt und die Handlungen und Figuren dennoch stets realistisch bleibt - diese Mischung aus schönem Land und manchmal harter Realität war für mich das Highlight des Romans!
Nach dem Tod von Blake Nelson werden seine drei Ehefrauen Rachel, Tina und Emily verdächtigt, ihn ermordet zu haben. Rachel stammt wie Blake aus einer Mormonenfamilie und nimmt deren Praktiken sehr ernst; Tina ist eine Ex-Prostituierte, die die Regeln etwas freier interpretiert; und die schüchterne Emily wurde komplett von Blake abhängig, nachdem ihre eigene Familie sie verstoßen hat.
Rachel agiert hierbei als eine Art Hauptfigur, weil es ihre Vergangenheit ist, mit der sie sich im Lauf des Thrillers konfrontieren muss. Ihre Geschichte hat mich am meisten interessiert und gerne habe ich die Flashback-Häppchen aufgesogen.
Tina ist dafür die sympathischste. Ich mochte ihre rebellische Ader und ihre Freundschaft zu Rachel und Emily war ebenfalls gut umgesetzt - speziell erstere Beziehung habe ich sehr gemocht!
Emily wirkte im Vergleich zu den beiden etwas blass, obwohl man ebenfalls sehr viel zu ihrer Vergangenheit, speziell ihrer Beziehung zu Blake, erfährt, sie in der Gegenwart jedoch nicht ganz so heraussticht wie die anderen beiden.
Bezüglich des Mörders formte ich recht schnell eine Theorie, wobei meine Erwartungen am Ende nicht erfüllt wurden - und das meine ich auf positive Weise. Ich war sehr, sehr zufrieden mit dem Ende, gerade weil es nicht auf das hinauslief, was ich unumgänglich fand.
Natürlich müssen auch die Themen Polygamie und die Mormonen-Kultur angesprochen werden. Ersteres wurde zu meiner Freude insgesamt positiv dargestellt, was ich erfrischend fand; letzteres hingegen war, so weit ich es beurteilen kann, realistisch beschrieben, doch kann ich mir nicht vorstellen, dass Mormonen von der letztendlich kritischen Darstellung begeistert wären.
Ein weiterer Pluspunkt ist Catherine Quinns flüssiger Schreibstil, der sich locker wegliest. So überwindet man selbst Passagen, in denen eventuell gerade nicht viel passiert, mühelos, ganz zu schweigen von den spannenden Stellen.
Nur eine nicht ganz so kleine Kritik zum Cover: Die drei Ehefrauen wurden imho nicht gut repräsentiert. Rachel und Emily haben im Buch lange respektive kurze blonde Haare, Tina dagegen dunkle Haare und dunkle Haut. Die drei Damen auf dem Cover haben allerdings allesamt helle Haut und braune Haare in verschiedenen Schattierungen. Hier hätte man sich deutlich mehr Mühe bei der Auswahl geben können; nur der Hintergrund passt gut zum Buch.
Insgesamt haben wir hier einen sehr schönen Thriller, der vor allem die drei Hauptcharaktere in den Vordergrund rückt und die manchmal spannende, manchmal gemächliche Handlung vor allem durch den flüssigen Schreibstil leicht lesbar macht.