Spannende Einblicke in das gesellschaftliche Bild des Trinkens in der deutschen Kultur und eines Krankheitsbildes, das heute auch noch viel Stigmatisierung erfährt.

Mir persönlich kommt AA in dem Erfahrungsbericht zu gut weg, da hätte ich mir mehr Reflexion und wenigstens die Nennung von Kritikpunkten (z.B. religiöser Einschlag obwohl beteuert wird, nichts mit der Kirche zu tun zu haben) bei einem kritikwürdigen Vereinigung gewünscht.

Auch Reha-Kliniken kommen bei Herrn Schreiber nicht gut weg, sie werden lediglich in einem Nebensatz erwähnt und quasi als „nicht notwendig“ deklariert, was ich auch schwierig finde.

Alles in allem aber lesenswert, vor allem wenn man sonst keine Berührungspunkte mit dem Thema hat und sich informieren möchte.

↑ 2024
2023 ↓
↑ 2023
2022 ↓

Stellenweise sehr witzig, stellenweise nur etwas für Liebhaber höherer Literatur (ich verstand z.B. etliche Referenzen auf Proust, Sartre usw. nicht), aber auf jeden Fall etwas für alle Herrndorf-Fans.

↑ 2022
2019 ↓

Mit "Arbeit und Struktur" Herrndorfs letztes Projekt. Die quasi-Fortsetzung zu "Tschick" und ein wie er selbst sagt "kaputtes" Werk, zusammengesetzt aus einem Manuskript und einem Dokument, betitelt "Verstreutes". Genau so liest es sich auch und strahlt dabei doch die vertraute Wärme aus, die man von seinem Vorgänger kennt.

Ich weiß nicht ob es daran lag, dass ich es auf Englisch gelesen habe, aber irgendwie habe ich nie mehr als zwei oder drei Kapitel auf einmal geschafft, obwohl der Inhalt an sich spannend war. Schöne, kurzweilige Krimigeschichte in interessantem Setting und mit genug Plot Twists um nicht langweilig zu werden.

Gute Repräsentation von LGBTQ+ Charakteren im Teenager-Alter, Widerstand gegen die Objektifizierung der Frau und generell progressiver Mindset, Handlung leider extrem vorhersehbar und unbefriedigend.

Hatte den ersten unkontrollierten Lachanfall auf Seite 27 (Stichwort: fickuell) und auch sonst wurde ich nicht enttäuscht. Für aufgeklärte linksgrünversiffte Feministen auf jeden Fall das richtige, für konservative Gemüter vermutlich eher schwer verdaulich.

Klassiker, den ich leider jetzt erst zu Lesen bekam. Dystopische Zukunftsvision aus den frühen 1930ern, die heutzutage (wieder oder immer noch) erschreckend aktuell wirkt. Nicht nur, weil moderne Technologien bereits an der Schwelle dessen steht, was Huxley in diesem Werk beschreibt, sondern auch die soziale Komponente - die in der zweiten Hälfte des Buches mehr zum Tragen kommt - wirkt irritierend aktuell. Auf jeden Fall ein unfassbar politisches Buch, das rückblickend moderne Science Fiction sowie Gesellschaftskritik in der Literatur maßgeblich beeinflusst hat.

↑ 2019
Irgendwann ↓

Unfassbar zart und unschuldig, zugleich grausam und verletzend mäandert "Die Mitte der Welt" zwischen kindlicher Träumerei und dem Erwachsenwerden. Eines der besten Bücher über die man als LGBTQ-Jugendliche*r stolpern kann.

Mein absolutes Lieblingsbuch - die Geschichte zweier pubertierender Außenseiter die in einem geklauten Lada durch halb Deutschland tuckern. Witzig und unbeschwert ist der beste Sommer ihres Lebens quasi spürbar.

Niemand schafft es wie Sibylle Berg, dem Obszönen, dem Ekelhaften und grob Falschen der Gesellschaft so viel grotesken Humor zu entlocken ohne jedoch die Schrecklichkeit des Schicksals der Protagonistin hinten anzustellen.