Die Prämisse ist leider das beste an diesem Roman: Vier Leute treffen sich am Silvesterabend auf einem Hochhausdach, weil sie alle springen wollen - und machen es letztendlich doch nicht. Danach passiert nicht mehr wirklich viel. Die Dialoge wirken aufgesetzt; die Protagonisten werden einem nie richtig sympathisch oder in ihrem Leiden begreifbar. Trotzdem sind manche Stellen durchaus lustig.
Die Geschichte von sechs Personen, die an einem kleinen Ostsee-Hafen aufeinandertreffen, um aus Deutschland zu fliehen. Ein sehr einfühlsames, menschliches Buch. Nie vorwurfs-, aber immer sehr verständnisvoll. Die Figuren sind teilweise zu archaisch, dafür finden sich viele schöne kleine Sätze und ehrliche Beobachtungen. Ein erfrischend neuartiger Blick auf den Umgang der Einzelnen mit dem alles überschattenden Unrechtsstaat.
Er wird als bester Roman der Sherlock-Holmes-Reihe gehandelt und mit seiner Dichte und erzählerischen Finesse hat er seine Popularität gewiss verdient. Der Autor experimentiert wieder einmal mit verschiedenen Formaten wie Briefen und Tagebuchaufzeichnungen. Richtig reizvoll wird die Geschichte aber erst dadurch, dass Watson lange Zeit selbstständig ermittelt und der Spannungsbogen damit bis zum Ende stetig steigt.
Doyles Sherlock Holmes ist wie immer höchst geistreich, witzig und zunehmend auch um Tiefsinnigkeit bemüht. Trotzdem wirkt der Plot etwas mau. Es überrascht nicht, dass der Autor später sein wahres Können mit den Kurzgeschichten unter Beweis stellen sollte, denn für die Romanlänge ist die Handlung ziemlich dünn. Doyle schien sich dessen aber auch bewusst gewesen zu sein, denn mit den Subplots um die Indische Rebellion und die Liebesgeschichte des Doktors ist er sehr um Kompensation bemüht. So gelingt es ihm, das Projekt letztendlich doch noch zum Erfolg zu machen.
Die Kurzgeschichtensammlung beginnt ziemlich zynisch. Dann wird sie einfach nur seltsam. Und irgendwann beginnt man, einzelne Fäden, Namen, Wörter zu entdecken, die die theoretisch für sich stehenden Kapitel verbinden. Eine brillante Idee: Ist es nun Kurzgeschichtenband oder Roman? Missbrauch von Heeresgerät. Beim glanzvollen, urkomischen Finale ist das nicht mehr ganz klar. Trotzdem weiß ich nicht, ob ich das Buch ein zweites Mal lesen würde.
Ein anstrengendes Buch, aber nicht wegen Kafkas gewohntem logischen Verwirrspiel. Die Handlung ist sehr episodisch und geht in den einzelnen Kapiteln stark in die Tiefe, wechselt dann aber ziemlich unvermittelt von Schauplatz zu Schauplatz. Wie genau der Autor den Roman zu einem Ende bringen wollte, ist nicht offensichtlich. Interessant sind die Einblicke in die ungewohnte Lebenswelt eines Europäers im unbekannten Amerika des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Die Erzählung ist getränkt vom kafkaschen Gefühl der völligen Verlorenheit. Trotzdem macht sie bei weitem keinen so intensiven Eindruck wie andere Werke des Autors.
Ein großes Lob für alle Unvernünftigen, eine Hymne auf alle Junggebliebenen. Die Geschichte muss nicht immer glaubhaft sein, denn wie bei jedem guten Roadmovie ist die Handlung ein Gefühl. Herrndorf gelingt es meisterhaft, sich in die Lebenswelt eines 14-jährigen hineinzuversetzen und gleichzeitig etwas zu erzählen, das an keine Altersgrenzen gebunden ist.
Der erste gemeinsame Fall von Sherlock Holmes und Dr. Watson. Im ersten Teil des Buches wird ein Doppelmord vorgestellt, der der Londoner Polizei viel Kopfzerbrechen bereitet. Sherlock Holmes nimmt den Täter fest, bevor im zweiten Teil die Hintergrundgeschichte in dritter Person erzählt wird und die Stränge am Ende wieder zusammengeführt werden. Vor allem dank des ersten Aufeinandertreffens der beiden Hauptfiguren ein Genuss.
Mrs. Dalloway gibt eine Party, zu der die komplette Oberschicht Londons eingeladen ist. Die Handlung fasst einen Tag und wird parallel von verschiedenen Charakteren erzählt. Die ohnehin anstrengende Erzählweise wird durch den Stream-of-Consciousness-Stil weiterhin verkompliziert. Kein einfaches Buch, aber ein lohnenswerter Einblick in eine vergessene Zeit zwischen den beiden Weltkriegen.
Eine episodische Erzählung dreier Reisen im südlichen Afrika und in Indien. Dem Autor gelingt es meisterhaft, Gefühle wie Einsamkeit, Rastlosigkeit und Verzweiflung einzufangen. Auch wenn der zwischen erster und dritter Person wechselnde Erzähler einen Eindruck von Distanz erwecken soll, kann man sich einem tiefen Mitgefühl nicht verwehren.
Die verzweifelten Kämpfe eines noch nicht ganz ausgewachsenen, rastlosen Außenseiters. Seine Weltsicht ist teilweise abstoßend, teilweise erregt sie aber auch Mitleid und Empathie. Am Ende wird die Leserschaft dann unsanft wachgerüttelt und muss sich fragen, wie viel dieses seltsamen Geistes eigentlich in ihr selbst steckt.
Osborne zeichnet die Entwicklung der Tourismusindustrie nach und macht sich auf die einst sehr populäre Reise vom Nahen Osten nach Ozeanien. Es ist auch eine Reise vom Luxus Dubais zum naturverbundenen, isolierten Leben im Regenwald Papuas. Ein langer, zäher, anstrengender Bericht, der aber einige interessante Fragen über den Drang zu reisen aufwirft.
Die Geschichte einer spektakulären Reise in eine vergessene Zivilisation. Eingebettet in den Rahmen von unsterblicher Liebe, aber angereichert mit hochspannenden Elementen wie Kannibalismus, Totenkulten und einer matriarchalen Gesellschaft. Obendrein sehr prosaisch und wortgewandt erzählt.
Die westliche High Society feiert eine dekadente Party in der marokkanischen Wüste. Auf dem Weg dorthin verursacht ein englisches Pärchen einen tödlichen Unfall mit weitreichenden Konsequenzen. Eine pessimistische Sichtweise auf das multikulturalistische Projekt, wenn auch mit viel Fachwissen und Ortskenntnis erzählt.
Eine Liebeserklärung an Indien mit seiner weitläufigen, kontrastreichen Geografie, seinen so unterschiedlichen wie herzensguten Menschen, seinen vielen Sprachen, Dämonen und Göttern. Ein Bericht über den langen Weg zur Selbstfindung und trotz der mehr als problematischen politischen Haltung des Autors durchweg ein Appell zur Völkerverständigung. Eine Wucht von einem Roman.