Das Buch hält in vielen Kapiteln, was es verspricht. Es gelingt eine umfassende Bestandsaufnahme großer gesellschaftlicher Baustellen auf sozialer, infrastruktureller, politischer Ebene. Die Ursachennachforschung und -erklärung kann dabei ebenso überzeugen. Bei den Lösungsansätzen wird es je nach Thema konkreter (Deutsche Bahn, Windkraft). Manchmal bleibt es mir allerdings zu wage. Das Buch bietet Deutschland betreffend auf jeden Fall eine gute Zusammenfassung relevanter politischer Themen unserer Zeit. Ich würde mir einen zweiten Teil mit der Aufarbeitung weiterer Themenkomplexe wünschen.
Lustige, bewusst überzogene Kurzgeschichte übers „Mann sein“, die sich in einem Rutsch durchlesen lässt.
Eine herausragende und abwechslungsreiche Sammlung an Essays, die unterschiedlichste Blickwinkel und Themenfelder beleuchtet. Ein guter und gleich auch tiefer Einstieg in die Thematik. Sehr lesenswert und darüber hinaus auch noch ansprechend gestaltet!
Leßmanns autobiografisches Erstlingswerk glänzt mit zahlreichen pointierten Beobachtungen und Wortwitz. Die Beschreibungen seiner Großeltern und anderer Familienmitglieder erinnern dabei an die liebevoll-skurrilen Schilderungen von Joachim Meyerhoff. Ich musste einige Male laut lachen. Wer Lust auf Familienanekdoten und exzentrische Charaktere hat, ist hier genau richtig.
Dank einem kurzen „Was bisher geschah“ und Personenregister hatte ich kaum Anlaufschwierigkeiten, um mich wieder in die Tintenwelt einzufinden. Die Handlung fühlt sich nicht so groß und eher wie ein Epilog zur Trilogie an, aber dennoch wurde es phasenweise sehr spannend. Die Charaktere und Funkes Schreibstil, der diese zum Leben erweckt, haben mir mal wieder sehr gut gefallen. Ein kurzweiliges Abenteuer in einer vertrauten Welt mit liebgewonnenen Figuren - kann man machen.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto besser wird es. Es geht unter anderem um patriarchale Strukturen, Machterhalt um jeden Preis und um die Angst vor dem Fremden, das als Sündenbock für gesellschaftliche Missstände hinhalten muss. Diese hochaktuelle Gesellschaftskritik erzählt Wolf anhand der mythologischen Figur der Medea. Die Lektüre hat mich im Nachgang noch sehr beschäftigt, was auch am guten Kommentarteil lag, der einige Hintergründe erklärt und den Text in einen größeren Zusammenhang eingeordnet hat.
Der zweite Gedichtband hat mich wie schon der erste immer wieder intensiv berührt und mitgenommen. Rupi Kaur nimmt uns mit auf eine Reise durch alle Höhen und Tiefen ihres Lebens. Diese persönliche Sicht auf die Dinge weckt Gefühle und Gedanken, die Dank ihrer Ehrlichkeit gleichzeitig universell gültig und wichtig sind.
Ein Sammelband voller Briefe von, an und über die vielfältigen Menschen, die in Deutschland leben, lieben, lernen, die dem strukturellen Rassismus und Sexismus ausgesetzt sind, die gegen ihn ankämpfen, in der Hoffnung und auf der Suche nach einer offeneren, schöneren und stärkeren Gemeinschaft... mir hat das Buch sehr gefallen und ich kann es wärmstens weiterempfehlen. Sehr spannende und abwechslungsreiche Perspektiven und Gedanken!
Ein wichtiges und kluges Plädoyer gegen Hass und für eine offene Gesellschaft, das aktueller ist denn je. Das Buch ist wie eine intellektuelle Umarmung, die auch ein bisschen Mut macht, dass ein anderes, besseres Miteinander möglich wäre. Danke für die Hoffnung!
Früher habe ich Tim Urban sehr für seine Deep-Dives zu verschiedenen Themen geschätzt (Künstliche Intelligenz z. B.). Das erste Drittel dieses Buchs fand ich auch sehr interessant, weil er dort viele Konzepte einführt und mit gewohnt lustigen, informativen Zeichnungen erklärt. Die übrigen zwei Drittel sind dann leider ein sehr anekdotisch aufgebauter Rant über Wokeness, Gender Studies und Social Justice Bewegungen, die ihm persönlich zu weit gehen... Aus seiner akademischen, wohlhabenden Sicht mögen das die größten Probleme unserer Zeit sein, ich denke aber, dass er viele tatsächliche Probleme, die Gesellschaften haben (z. B. Armut, fehlende Bildung, schwache Gesundheitssysteme, Umgang mit dem Klimawandel, etc...), einfach ausblendet, um sich stattdessen stundenlang darüber aufzuregen, was man heute alles nicht mehr sagen darf, was früher noch okay war... naja. Zwei Sterne dafür, dass das erste Drittel interessant und informativ war. Den Rest hätte man sich in dieser ausufernden Form definitiv sparen können. Achso und was ist jetzt sein genialer Lösungsvorschlag nach knapp 750 Seiten, wie wir unsere gesellschaftlichen Probleme lösen können? - Besser und vernünftiger miteinander reden und offen für andere Meinungen sein. Wow, das ist ja geradezu revolutionär...
Ein sehr ehrliches Gesamtkunstwerk aus Poesie und Zeichnungen, das mich mit seiner Wucht sehr berührt und zum Nachdenken gebracht hat.
Ich hab einiges aus dem Buch mitgenommen, gelernt und neue Gedankenanstöße bekommen. Zudem mochte ich den direkten, ehrlichen, persönlichen Schreibstil und den Wechsel zwischen philosophisch-theoretischen Passagen sowie lebensnahen Alltagsbeispielen.
"In Bracken ist man unter Leuten. Da kann man sich nicht mehr so leicht über die Menschen erheben. Wirst dich dran gewöhnen müssen."
Eine unterhaltsame, aber anfangs auch sehr anstrengende/teils angestrengte Lektüre, die mich letztendlich aber doch sehr nachdenklich gemacht hat, weil sie für mich ungewöhnliche Blickwinkel eingenommen hat und scheinbar unversöhnliche Gegensätze und Weltsichten miteinander konfrontiert hat. Dazu ein weiteres Zitat, das bei mir hängen geblieben ist:
"Sie weiß selbst nicht einmal, ob es stimmt, dass die meisten Rechten nicht gesprächsbereit sind. Weil sie selbst nicht gesprächsbereit ist."
Es geht aus meiner Sicht aber nicht um eine Verharmlosung oder Relativierung von Schrecklichem wie etwa rechtsradikalen Verbrechen, sondern um das Aushalten und Verstehen von Unterschieden – ohne dem anderen gleich gänzlich die Menschlichkeit abzusprechen, nur weil seine Meinung nicht der eigenen entspricht.
Maja Göpels Buch hat viele Themen und Konzepte, von denen ich hier und dort schon gelesen hatte, stringent zusammengeführt und mir dadurch neue Denkanstöße beschert.