Oh je, dieser Titel. Nicht nur cringy, auch unpassend. Es geht null um ein "get rich scheme". Was haben die sich im Verlag denn da gedacht, ey. Immerhin ein hübsches Cover.

Worum geht es hier dann? Kurz zur Autorin: Susan Levermann war Fondsmanagerin bei der DWS, dem größten Fondshaus in Deutschland — und mit ihren Fonds laufend außergewöhnlich erfolgreich. 2009 entscheidet sie sich aber, aus der Finanzwelt auszusteigen und als Lehrerin zu arbeiten. Diese Backstory hat mein Interesse geweckt. Und generell ist die nach ihr benannte "Levermann Strategie" mittlerweile ziemlich bekannt und viele wenden sie an. Also muss man das doch mal lesen, dachte ich mir!

In diesem Buch dokumentiert sie ihre verwendete Strategie zur Aktienauswahl. Generell startet sie mit einer Erklärung, wie Firmen finanziell funktionieren. Da habe ich schon viel gelernt! Wie liest man eine Gewinn- und Verlustrechnung, wie die Bilanz eines Unternehmens, sowas.

Dann berichtet sie über die Börse und systematische Fehler, die Menschen dort begehen. Hiermit leitet sie die Kriterien her, die sie dann als eine Checkliste zum systematischen Durchgehen zusammenfasst, um zur Einschätzung eines Unternehmens zu kommen. Diese Art des Investierens bezeichnet sie als “quantitatives” Investieren. Klingt plausibel, auch wenn das "passive" Investieren auf mich bisher immer am rationalsten erschien.

Abschließend widmet Susan Levermann sich der Frage nach der Ethik des Anlegens an der Börse überhaupt. Zwar entkräftigt sie viele typische Vorwürfe, nennt aber etwa Leerverkäufe unethisch. Sie kommt insgesamt zu dem Urteil, dass selbst bei finanziell neutralem Marktgeschehen (alle Gewinne und Verluste gleichen sich aus), es dennoch emotional zu einem insgesamt negativen Ergebnis für die Marktteilnehmer kommt. Ein Verlust werde deutlich negativer empfunden als ein gleichwertiger Gewinn. Auch wenn sie es nicht abschließend explizit so formuliert, scheint dies der Grund zu sein, dass sie selbst sich dem Börsengeschehen abgewandt hat.

Rein faktisch habe ich hier viel mitgenommen. Zwar sträubt sich in mir einiges, da ich von Kommer, Malkiel und Co eigentlich sehr dahingehend indoktriniert bin, dass aktives Investieren nicht funktionieren kann. Susan Levermann argumentiert sehr plausibel, dass es doch geht und auch sie beruft sich auf diverse Studien. Tja, ich weiß noch nicht so richtig.

Sehr hatte ich mich auf ihre Abwägungen zu Moral und Ethik gefreut. Genau da fand ich es dann doch teilweise etwas unbefriedigend. Hier und da gab es auch etwas zu viel spirituelle Andeutungen und christliche Zitate für meinen Geschmack, aber es hielt sich noch im im Rahmen.

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