Es ist halt ein Dan Brown. Bei aller nett zu lesenden Spannung in den divers ausgestalteten Verschwörungstheorien darf man hier keine großen Charakterentwicklungen oder gar die gute alte Heldenreise erwarten. Stattdessen gibt es ordentliches Plothandwerk, dem man es halt nicht übel nehmen sollte, wenn die Cliffhanger am Ende der Kapitel etwas sehr offensichtlich und plump auf einen hereinprasseln.
Das soll hier so, das muss hier so, das gehört halt dazu. Wenn man das akzeptiert, macht die Lektüre durchaus Spaß. Das ist doch was. Sprachlich ist es zurückhaltend schlicht, was ebenfalls gut passt und die Erzählung angenehm treibt. Da versteht der Bonner Kreis bei der Übersetzung sein Handwerk also auch.
Knast? Drogen? Frauen? Alles nett, alles Beiwerk. Hier geht es jedoch um zwei Jungs und große Gefühle. Das ist nicht nur kurzweiliger, sondern auch viel lesbarer, als es möglicherweise klingt.
(https://sr-rolando.com/2020/12/28/ganz-dringend-ans-meer-von-susanne-pavlovic/)
Dieses Lesen über ein Computerspiel kann ganz schnell ganz öde werden. Passiert hier aber nicht. Das ist super spannend, das ist toll erzählt, das ist nerdig und es ist romantisch, hinterhältig und verbündend, aggressiv und kooperativ.
(https://sr-rolando.com/2020/12/22/erebos-von-ursula-poznanski/)
Handwerklich sauber und spannend. Ein wenig mehr Herausforderung beim Lesen wäre aber nett gewesen.
(https://sr-rolando.com/2020/12/20/offline-von-arno-strobel/)
Zum Teil etwas dünn gezeichnete Charaktere, aber ansonsten eine lohnende Geschichte, die eine spannende Science Fiction der nahen Zukunft erzählt.
(https://sr-rolando.com/2020/12/06/limit-von-frank-schatzing/)
Wie nahe können sich eigentlich zwei Menschen werden, die kurz per Zufall in einer App verbunden für drei Minuten miteinander per Telefon sprechen? Im Pixeltänzer gibt es eine Art Antwort darauf.
Mittendrin und als Teil der Geschichte gibt es Links auf eine Webseite, welche die Erzählung sicher anreichern können und quasi noch eine Ebene obendrauf packen. Aber das braucht es gar nicht. Man kann das prima auch ganz ordinär und linear als Buch lesen. Klappt wunderbar, unterhält prächtig.
Was will man mehr? Eine Empfehlung.
(https://sr-rolando.com/2020/11/03/pixeltaenzer-von-berit-glanz/)
Auf jeden Fall ist dieses ein ganz wundervolles Beispiel, warum der mare-Verlag so großartig ist. Dort gibt‘s nur Bücher, die irgendwas mit Wasser zu tun haben. Und die haben es oft in sich. Erebus landete nicht umsonst in der engeren Auswahl für den Preis der Hotlist als eines der besten Bücher aus unabhängigen Verlagen in diesem Jahr.
Übersetzt wurde Erebus übrigens von Rudolf Mast. Sprachlich fällt beim Lesen nichts weiter auf. Das spricht wohl für seine Arbeit. Danke dafür.
Und die Moral von der Geschicht? Das hier ist eine Empfehlung, wenn einen Seefahrergeschichte erpicht.
(https://sr-rolando.com/2020/10/10/erebus-von-michael-palin/)
Es geht im Buch um einen Blick in eine mögliche Zukunft. Es ist keine allzu ferne, aber es ist eine des starken Staates und mit möglichst vollkommener Überwachung, bei der z.B. eine Gesundheits-App für die Regulierung des Alltags sorgt.
Obendrein geht es um die Macherin hinter eben dieser App. Und es geht um einige wenige, die noch Widerstand leisten, die noch kritische Fragen stellen und dafür natürlich Stress bekommen.
Mittendrin steht Liina, eine Frau mit künstlichem Herzen, somit abhängig vom Gesundheitsüberwachungsstaat. Eine Frau aber auch, die für eine unabhängige Agentur Nachrichten recherchiert und somit das System angreift. Eine Frau, die mit einer Affäre zwischen den Stühlen steht.
Das birgt nicht nur genug Potential für spannende Reibungsflächen, sondern nutzt dieses auch solide aus. Personen, Intrigen, Schauplätze, Konflikte: alles wechselt schnell und doch schlüssig. Das liest sich flüssig und spannend. Das macht Spaß.
(https://sr-rolando.com/2020/08/29/paradise-city-von-zoe-beck/)
Das ist kein Coming-of-Age, aber es ist ein Coming-of-Sinn-des-Lebens. Wenn man die durch quasi den gesamten Text mäandernde Melancholie erträgt, macht das auch Spaß beim Lesen.
So gesehen, ein schöner Text.
(https://sr-rolando.com/2020/08/13/niemand-ist-bei-den-kalbern-von-alina-herbing/)
Wie es sich bei einer großen Saga und einem erfahrenen Autoren gehört, ist die Geschichte der Jugendjahre des Perry Rhodan natürlich nicht ganz geradlinig. Sie spielt aber passenderweise mitten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in welcher ja doch so einiges los wahr. Und vieles davon finden hier seinen Platz und spielt eine Rolle.
Hier gibt's solides Coming-of-Age, welches auch dann noch Spaß macht und spannend unterhält, wenn klar ist, dass aus dem Protagonisten am Ende ein großer Held wird.
(https://sr-rolando.com/2020/07/12/perry-rhodan-von-andreas-eschbach/)
Es sind keine kleinen Fragen und Themen, die John Ironmonger hier aufwirft. Und er schafft das doch recht leichtfüssig. Die Geschichte zieht einen flüssig durch die Seiten, entblättert die Historie unseres anfänglich nackten Mannes stückweise und streut Gedankenmodelle samt z.T. wilder Theorien mit ein, ohne dabei sonderlich mit dem erhobenen Zeigefinger zu winken.
Das liest sich flüssig und angenehm, was natürlich auch an der soliden Übersetzung von Tobias Schnettler und Maria Poets liegen kann.
Eine Empfehlung.
(https://sr-rolando.com/2020/06/27/der-wal-und-das-ende-der-welt/)
Schöne Theorien, man folgt ihnen gern, es tut auch nur selten weh, selbst wenn man nicht direkt zustimmt, was durchaus an mehreren Stellen vorkommen kann.
Es ist eine feine Gelegenheit zum Kopfnicken, zum Gesprächsstoff und Argumente tanken für den nächsten Smalltalk bei irgendwann wohl wieder aufkommenden Cocktailparties. Konkret Verwertbares für den tatsächlichen Alltag sucht man hingegen eher vergeblich. Dafür sind dann andere zuständig. Man kann halt nicht alles haben.
Und bis aus all den Theorien irgendeine reale Wirklichkeit geworden ist, werden wir wohl weiterhin die gute alte Arbeit selbst machen dürfen. Nun denn.
(https://sr-rolando.com/2020/06/12/a-world-without-work/)
Leichte Kost ist das nicht. Aber trotzdem erstaunlich lesbar. Wenn man die Gedanken erträgt, kann man die Reise mit den beiden ruhig mitmachen. Wenn man eher etwas leichter verträgliche Lektüre sucht, bietet sich natürlich das erwähnte Auerhaus an. Oder man findet noch ein Exemplar seines Debüts, Deadline heißt das, aber so ganz einfach ist das ja auch nicht. Mit Bov Bjerg wird’s halt nicht langweilig.
Mal gucken, was da als nächstes kommt.
(https://sr-rolando.com/2020/06/02/serpentinen-von-bov-bjerg/)
Die Altmark: flaches Land mit interessanten Menschen. Zu normalen Zeiten eine Reise wert und momentan gibt’s immerhin dieses Buch. Schön gemacht, zum entspannenden Lesen oder lockeren Durchblättern.
(https://sr-rolando.com/2020/05/10/in-the-middle-of-nuescht/)
Spätes 18. Jahrhundert, die frühen Jahre des 20. Jahrhunderts, irgendwann im Heute: Da spielt die Handlung der Dünengeister. Und in allen Zeiten sind die Melanders mit dabei, ein Familienclan auf Sylt, der sein Einkommen auf jeweils an die Epoche angemessene Kreativität generiert. Und bei dem natürlich nicht alles in friedlicher Eintracht abläuft. Da wird auch schon mal gestritten. Und im Hier und Heute sterben schon mal Menschen. Drei. Durch Mord.
Das ist der Fall.
Und bei der Aufklärung dessen geht es um um klassisch sortierte Polizeiarbeit, um falsch verstandene Familienehre, um Beziehungen, die nicht immer von allen toleriert werden. Oder anders: Um das ganz normale Krimileben.
Dabei gibt es die Auflösung am Ende endlich mal nicht in Form eines Schurkenmonologs, bei dem wir langatmig die reumütige Resonanz des großen Bösen erdulden müssen. Stattdessen liefert einer der Ermittler den Showdown und führt geschickt die Fäden zusammen. Geht doch.