Die Frau, die nie fror
512 Seiten

Die junge Amerikanerin Pirio Kasparov überlebt einen schrecklichen Unfall auf See. Sie selbst, Ärzte und Wissenschaftler können nicht erklären, wie sie das geschafft hat. Ihr guter Freund Ned ist dabei ums Leben gekommen und hinterlässt nun seine Ex-Freundin Thomasina und seinen Sohn Noah, zugleich Pirios Patenkind. Pirio muss nun mit ihren Schuldgefühlen leben: Ned hat sie gerettet und ist dabei selbst ums Leben gekommen. Für ihn und für Noah sucht Pirio nun nach Gründen für den Unfall - und stößt auf Hinweise, die auf ein Verbrechen deuten.

“Zeit für Pirio Kasparov herauszufinden, wer sie wirklich ist.” So endet der Klappentext dieses Buches. Und genau diese Suche habe ich erwartet. Die ersten Kapitel haben mich in dieser Hinsicht auch nicht enttäuscht - im Gegenteil: Sie waren ein richtig toller Einstieg, Gegenwart und Vergangenheit wurden unauffällig miteinander verknüpft, sodass ein plastisches und deutliches Bild von Pirios Leben und das ihrer Familie und Freunde zustande kam. Auch der wunderbar angenehme Schreibstil trägt dazu bei. Was danach jedoch folgt, ist eine Kriminalroman-artige Suche nach Beweisen, die ich in dem Format und dem Umfang nach der Beschreibung im Klappentext und der Aufmachung des Buches her nicht erwartet hätte. Trotzdem ist auch dieser Teil der Geschichte schön und spannend geschrieben. Es kommen wirklich erschreckende Dinge ans Licht, Umwelt- und Tierschutzthemen werden angesprochen, allerdings ohne einen erhobenen, mahnenden oder gar belehrenden Zeigefinger.

Die Charaktere sind zu Beginn der Geschichte ganz und gar nicht farblos. Selbst Randfiguren werden durch den tollen Schreibstil der Autorin zwar kurz und knapp, aber doch plastisch und nachvollziehbar beschrieben. Im Verlauf des Romans wurde die Hauptfigur Pirio allerdings für mich leider immer blasser. Ihre Handlungen und ihre Motivation dazu waren irgendwann nicht mehr richtig nachvollziehbar.

Alles in allem ein Buch für angenehme Lesestunden, besonders wenn man gleichzeitig auch noch Krimis oder allgemein die Suche nach Beweisen gut und spannend findet. Der Schreibstil der Autorin, die übrigens auch Kreatives Schreiben unterrichtet und deshalb natürlich weiß, wie es geht, hat für mich vieles wieder ausgeglichen.

3,5 von 5 Sternen

Dead Eyes – Der Fluch der Maske
219 Seiten

Für den kleinen Grusel

Alex reist mit seinem Vater nach Amsterdam. Obwohl auf seinen Vater, der Historiker ist, dort einiges an Arbeit wartet, so hat Alex doch nicht erwartet, dass sie so wenig Zeit miteinander verbringen können. Stattdessen fühlt es sich an, als würde er an Angelien, die Tochter einer alten Freundin seines Vaters, abgeschoben werden. Die beiden erkunden erst unwillig, doch bald schon mit etwas mehr Begeisterung Amsterdam. Auf dem Markt findet Alex unter allerlei anderem Krams eine Maske, die ihn magisch anzuziehen scheint. Und auch Angelien scheint zufälligerweise einiges über diese Maske zu wissen…

Vor dem Lesen erwartete ich ein hautnahes, spannendes Abenteuer erwartet, die Erforschung der Maske, gruselige und unerklärliche Momente. Teilweise habe ich das auch bekommen, aber leider eben nur teilweise. Es gab tatsächlich hautnahe Erlebnisse mit der Maske, die Hintergrundgeschichte der Maske und all die Zusammenhänge werden allerdings von Angelien recherchiert und erzählt. So erhält man als Leser eine Mischung aus Erlebnis und Recherche und der Grusel zeigt sich auch an der einen oder anderen Stelle. Die Geschichte deckt sich in kleinen Häppchen auf, wird immer schauriger und fügt sich erst am Ende zu einem Ganzen.

Die Geschichte ist ganz klar für junge Leser / Jugendliche gedacht, also ist der Grusel nicht zu heftig. Für Sensibelchen wie mich kommt da allerdings auch schon einiges bei rum. Der Schreibstil ist flüssig, an die Zielgruppe angepasst und besticht vor allem mit der schönen und atmosphärischen Beschreibung der Umgebung. Auch andere Aspekte aus dem Leben eines Jugendlichen (auch wenn nicht wirklich deutlich wurde, wie alt Alex denn nun wirklich ist) werden behandelt, wobei einige leider nicht wirklich oder für mich unbefriedigend abgeschlossen werden. Die Charaktere in dieser Geschichte kommen auch eher blass daher. Hier und da wird zwar immer mal wieder etwas eingestreut, das die Charaktere beschreibt. Doch leider hatte ich bis zum Schluss nicht das Gefühl, dass ich verstehe, wieso sie eben so handeln, wie sie es tun.

Da die Geschichte um die Maske allerdings im Vordergrund steht, die während der atmosphärischen Erkundungstouren durch Amsterdam sehr interessante Dinge ans Licht bringt, ist dieses Buch dennoch eine Empfehlung von mir an alle, die den kleinen Grusel suchen.

The Way of Kings
1008 Seiten

Eine großartige High-Fantasy-Welt, mal ein ganz anderes Magie-System und eine so tolle Erzählweise, dass man zwangsläufig beim Lesen in Roshar lebt.

Da das Buch auf Deutsch in zwei Bände aufgeteilt wurde, endet es natürlich mitten drin einfach so, aber ich habe es längst aufgegeben, mich über deutsche Verlage zu ärgern. Hier verstehe ich natürlich die Notwendigkeit der Aufteilung, weil sie sonst ein Buch mit rund 1800 Seiten drucken müssten. Was ich allerdings nicht verstehe, ist warum sie nicht einfach beide Bände gleich genannt haben, Der Weg der Könige 1 & 2, hat ja bei Rothfuss auch gut geklappt. Dann ist man sich als Leser auch sofort bewusst, dass das Buch natürlich ursprünglich nicht einfach mitten in der Handlung abbricht, sondern aus technischen Gründen beim nächsten Buch weitergeht. So fühlt es sich jedoch so an, als wäre Der Pfad der Winde tatsächlich Band 2 und nicht Band 1.2.

Nun ja, dafür kann Brandon Sanderson, von dem ich nun auch alle weiteren Bücher am liebsten sofort lesen möchte, auch nichts und die Geschichte ist "trotzdem" grandios!

Effi Briest
212 Seiten

Ich kann vollkommen nachvollziehen, warum so viele Effi Briest so furchtbar (und) langweilig finden, es ist eben sehr langatmig und scheinbar wird viel Unnötiges beschrieben und besprochen. Ich habe das Buch nun noch mal für eine Analyse gelesen und wenn man erst mal weiß und bemerkt, was da überhaupt alles drinsteckt und wie sehr alles zusammenhängt, dann ist es eine wirklich interessante Geschichte.