Unter diesem Buch hatte ich mir zuerst etwas ganz anderes vorgestellt - und dann hat es sich als eine Art Krimi herausgestellt, sehr spannend, hervorragend geschrieben. Es geht um Mord, Jagd auf Tiere, um Beziehungen zwischen Kindern u Eltern, Freundschaft u Liebe, um das (er)frieren in kaltem Wasser, um Parfumherstellung, darum, sich für das einzusetzen, was wichtig ist im Leben. Es beginnt mit dem Zusammenstoß eines großen Frachters mit einem kleinen Hummerfangboot, wobei der Besitzer des Bootes, ein guter Freund der Protagonistin u Vater ihres patensohnes stirbt. Sie -Pirio- selbst überlebt dank ihres besonderen Stoffwechsels, der bewirkt, dass sie in kaltem Wasser nicht so schnell erfriert. Absolut empfehlenswert!
Die junge Amerikanerin Pirio Kasparov überlebt einen schrecklichen Unfall auf See. Sie selbst, Ärzte und Wissenschaftler können nicht erklären, wie sie das geschafft hat. Ihr guter Freund Ned ist dabei ums Leben gekommen und hinterlässt nun seine Ex-Freundin Thomasina und seinen Sohn Noah, zugleich Pirios Patenkind. Pirio muss nun mit ihren Schuldgefühlen leben: Ned hat sie gerettet und ist dabei selbst ums Leben gekommen. Für ihn und für Noah sucht Pirio nun nach Gründen für den Unfall - und stößt auf Hinweise, die auf ein Verbrechen deuten.
“Zeit für Pirio Kasparov herauszufinden, wer sie wirklich ist.” So endet der Klappentext dieses Buches. Und genau diese Suche habe ich erwartet. Die ersten Kapitel haben mich in dieser Hinsicht auch nicht enttäuscht - im Gegenteil: Sie waren ein richtig toller Einstieg, Gegenwart und Vergangenheit wurden unauffällig miteinander verknüpft, sodass ein plastisches und deutliches Bild von Pirios Leben und das ihrer Familie und Freunde zustande kam. Auch der wunderbar angenehme Schreibstil trägt dazu bei. Was danach jedoch folgt, ist eine Kriminalroman-artige Suche nach Beweisen, die ich in dem Format und dem Umfang nach der Beschreibung im Klappentext und der Aufmachung des Buches her nicht erwartet hätte. Trotzdem ist auch dieser Teil der Geschichte schön und spannend geschrieben. Es kommen wirklich erschreckende Dinge ans Licht, Umwelt- und Tierschutzthemen werden angesprochen, allerdings ohne einen erhobenen, mahnenden oder gar belehrenden Zeigefinger.
Die Charaktere sind zu Beginn der Geschichte ganz und gar nicht farblos. Selbst Randfiguren werden durch den tollen Schreibstil der Autorin zwar kurz und knapp, aber doch plastisch und nachvollziehbar beschrieben. Im Verlauf des Romans wurde die Hauptfigur Pirio allerdings für mich leider immer blasser. Ihre Handlungen und ihre Motivation dazu waren irgendwann nicht mehr richtig nachvollziehbar.
Alles in allem ein Buch für angenehme Lesestunden, besonders wenn man gleichzeitig auch noch Krimis oder allgemein die Suche nach Beweisen gut und spannend findet. Der Schreibstil der Autorin, die übrigens auch Kreatives Schreiben unterrichtet und deshalb natürlich weiß, wie es geht, hat für mich vieles wieder ausgeglichen.
3,5 von 5 Sternen