Nachdem mir sein vorheriger Roman "Arbeit" sehr gut gefallen hatte, war ich sogar auf der Lesung zu diesem Buch in Mainz. War ein angenehmer Abend mit Freunden. Und ein großer Teil der Geschichte spielt ja auch in Mainz. Ein anderer großer Teil in Südamerika. Zwei Lebensgeschichten, die sich kreuzen, in einer Krise jeweils, bei weitem nicht der ersten Krise. Zwei Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen unterwegs sind und nie wirklich ankommen, aber auch zumindest kurz näher kommen. Ein bisschen ist es auch eine deutsche Nachkriegsgeschichte, und auch eine übers Auswandern und Ankommen oder eben nicht. Und natürlich über Einsamkeit. Soledad.
Gelesen als Ebook. Hatte ich mich zuletzt noch beschwert, dass Doctorow die Klimakrise zu wenig thematisiert? Hier holt er das alles nach. Wenn auch in einem Setting, in Kalifornien, das eine extrem in zwei konträre Positionen gespaltene Gesellschaft zeigt. Aber das sind die USA ja schon länger. Und auch gerade jetzt im Wahlkampf, Doctorow extrapoliert die heutige Situation, es wird alles noch krasser. Und natürlich auch das Klima. Insgesamt musste ich mich durch die erste Hälfte des Romans ziemlich durchquälen, und auch wenn die Story später Fahrt aufnimmt, bleiben die Längen, sich wiederholende Beschreibungen und Erklärungen. Dazu kommt, dass einige Ereignisse wie Zufälle erscheinen, die die Handlung vorantreiben, nicht als logische Konsequenz vorheriger Ereignisse. Abgesehen passt aber vieles zusammen, sind die Figuren stimmig, sind viele Ideen ziemlich cool und progressiv, ist die Handlung oft ein Wechselbad der Gefühle, und an und zu kommt auch Spannung auf. Aber ein Page-Turner war es für mich leider trotzdem nicht. Leider, weil ich ein Fan von Doctorow bin. Und auch bleibe.
Der Originaltitel lautet: "Babel: Or the Necessity of Violence: An Arcane History of the Oxford Translators' Revolution", und ich kopiere mal die Zusammenfassung aus der englischsprachigen Wikipedia (ohne Übersetzung): "Babel is set in an alternative-reality 1830s England in which Britain's global economic and colonial supremacy are fueled by the use of magical silver bars. Their power comes from capturing what is "lost in translation" between words in different languages that have similar, but not identical, meanings. Silver bars inscribed with such 'match-pairs' can increase industrial and agricultural production, improve the accuracy of bullets, heal injuries, and more. To harness this power, Oxford University created the Royal Institute of Translation, nicknamed "Babel", where scholars work to find match-pairs. The plot is focused on four new students at the institute, their growing awareness that their academic efforts maintain Britain's imperialist supremacy, their debate over how to prevent the Opium War, and the use of violence."
Es geht also einerseits zunächst einmal um Übersetzung, um Sprachen, die in der alternativen Zeitlinie des Romans magische Veränderungen in der Welt bewirken können. Sprache ist Magie ist die stärkste Macht der Welt. Naja, vielleicht sind Kapitalismus, Imperialismus, Kolonialismus und Rassismus noch stärker und beharrlicher. Aber das finden die Protagonisten (und Lesenden) erst nach und nach heraus. Der Weg dahin ist beschwerlich (auch für die Lesenden, weil teilweise sehr detail-lastig mit vielen Fußnoten, weil teilweise auch grausam), aber erkenntnisreich und größtenteils unterhaltsam und spannend. Die Handlung nimmt in der zweiten Hälfte ordentlich Fahrt auf und endet mehr oder weniger mit einem Höhepunkt.
Der Trick mit der Silber-Magie und der alternativen Zeitlinie funktioniert, und er funktioniert vielleicht deshalb so gut, weil viele Ereignisse und Mechaniken auch in unserer Zeitlinie ohne das Silber ganz genauso passierten oder zumindest hätten passieren können. Das macht alles greifbarer, konkreter und relevanter. Es geht nicht nur um allgemeine, abstrakte Konzepte (wie "Liebe" oder "Hass" o.ä.), sondern um tatsächliche Geschichte, die sich wiederholt. Die Parallelen, die sich aus der Zeit der späten Industriellen Revolution speisen, aber auch auf heute spiegeln lassen, sind zum Teil frappierend.
Manche der Figuren, ihre Erfahrungen und Mindsets, könnten auch im 21. Jahrhundert leben, sind aber gefangen im britischen Empire der 1830er Jahre. Dadurch, finde ich, hat das Buch durchaus aktuelle Relevanz, kann aber auch als historischer Roman gelesen werden, aber auch als (satirischer) Blick auf den akademischen Betrieb. Und das ist wahrscheinlich das Besondere an "Babel" und die hervorzuhebende Leistung der Autorin.
Ein Pratchett-Band, den ich noch nicht gelesen hatte, aus der lokalen Bücherei ausgeliehen.
Ja, da war ich ziemlich schnell durch, und irgendwie kam vieles nicht überraschend, wenn man schon mehrere Teile der Serie kennt. Routiniert runtergeschrieben. Klar gibt es einige erwartbar unerwartete Wendungen und ein paar schöne Ideen, und es liest sich flüssig und spannend. Aber ein gewisser Gewöhnungseffekt ist nicht von der Hand zu weisen.
Habe länger nichts mehr von Boyle gelesen, weil mich die Inhalte nicht interessiert haben. Hier ist das anders, aber die Story ist im Vergleich zu älteren Büchern irgendwie gedämpfter, weniger drastisch. Auch hier geht das Leben trotz aller Katastrophen immer weiter, die Einschläge kommen zwar immer näher, aber so lange die Protagonisten noch Alkohol im Haus und viel Geld haben, scheint es egal. Einerseits ein schonungs- und hoffnungsloser Blick darauf, wie die Welt mit dem Klimawandel umgeht; andererseits bleibt der Fokus so eng auf einer Familie, dass die globalen folgen unklar bleiben.
Ich mag Okorafors Bücher einfach, oder vielleicht auch Africanfuturism. Die Mischung aus etwas Tech und viel Magie, dazu das Setting in Westafrika. Und der Plot liest sich auch wunderbar fluffig durch.
Hatte schon viel Gutes gehört, und Andy Weir ist ja mittlerweile sehr bekannt. Und die Geschichte enttäuschte wirklich nicht. Beste Unterhaltung, die bestimmt auch früher oder später verfilmt werden wird. Es gibt immer wieder Plot-Twists, die unerwartet Spannung erzeugen, und immer steht alles auf einer wissenschaftlichen Basis. Zumindest ist es fast nie so abwegig, dass es erzwungen wirkt. Mir hat auch gefallen, dass zunächst ein guter Teil auf der Erde spielt und die Verhältnisse und Dynamiken dort erzählt, es dann aber in ein anderes Sonnensystem inklusive Aliens geht. Empfehlung!
Zufällig in der Online-Bibliothek darauf gestoßen bei der Suche nach Fahrrad-Büchern. Eine Sammlung von von "feminist bicycle science fiction" short stories, mal besser, mal schlechter. Fliegende Fahrräder im All, kann man gut lesen.
Ich habe das Buch gelesen, nachdem ich eher zufällig den Film "Blinded by the light" gesehen hatte. Mir gefiel der Film, mich interessiere die "wahre Geschichte" dahinter, und ich habe auch eine gewisse Schwäche für Bruce Springsteen und den Titel dieses Buches 😉 Das Buch ist allerdings nicht linear aufgebaut, wiederholt sich manchmal und dreht sich bisweilen im Kreis. Dafür beleuchtet es aber andere Aspekte (der britischen Gesellschaft) genauer, die im Film kaum oder gar nicht vorkommen. Von daher würde ich sagen, lieber den Film schauen, den man die Musik mag, und bei Interesse das Buch hinterher.
Ein klassischer Doctorow, in kurzer Zeit durchgelesen. Spannend, thematisch mein Ding, hätte aber gern etwas mehr auf andere aktuelle Themen (Klima, ...) eingehen können. Aber vielleicht hätte das der Story auch geschadet.
Speculative Fiction, wie sie sein soll - regt zum Nachdenken an. Gelungenes Setting, über das ich gern noch mehr erfahren möchte.
Roboter beherrschen die Erde, und es gibt nur noch einen Menschen. Aber sind Maschinen nicht auch Menschen, nur anders?