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Die Verlorene
440 Seiten

[Vater:]"Mädchen sind dann gut, wenn man sie nicht hört und auch nicht sieht. Im Haushalt sollen sie wirken." (S.23)

"Wenn ein Mädchen einen Jungen zu nahe an sich herankommen lässt, ist es immer selber schuld", hatte Vater entschieden. (S.39)

[Sie] hat den dritten Abschnitt - von den ausserehelichen, insbesondere den unehelichen Kindern - nachgelesen, hat gelesen, dass eine Weibsperson, welche ausserehelich geschwängert wurde, berechtigt sei, ihren Schwängerer wegen Vaterschaft zu belangen, dass sie dies aber nur während der Schwangerschaft machen kann und zwar in der Regel beim Pfarramte [...] "Ein unter Sechzehnjähriger kann nicht belangt werden, und ein verheirateter Mann kann nicht belangt werden." (S.222)

"[Ich] nehme Ihnen heute Ihren Namen, Frieda Keller, ab. Ihr seid von nun an Nummer einhundertzweiundneunzig. Für den Rest Eures jammervollen Lebens und bis zum Jüngsten Tag." (S.299)

"Du nennst sie immer noch bei ihrem Namen", gibt Albin zu bedenken. "Nach all den Jahren." Bertram Toggenburger sagt lakonisch: "Nach all den Jahren ist sie immer noch ein Mensch." (S.320)

Frieda Keller aus St.Gallen wird 1904 zu Tode verurteilt. Jahre zuvor wurde sie von ihrem damaligen Arbeitgeber vergewaltigt. Als geächtete Frau mit unehelichem Kind, ohne Geld und Unterstützung, erdrosselte sie aus Verzweiflung und Hilflosigkeit ihren mittlerweile 5-jährigen Sohn. Ihr Todesurteil wurde nach Gnadengesuch in eine lebenslängliche Zuchthausstrafe umgewandelt. Nach 15 Jahren in Einzelhaft durft sie das Gefängnis verlassen. Die Zeit im Gefängnis hinterliess bei ihr physische und psychische Spuren, sie hatte Mühe, sich in Freiheit wieder zurechtzufinden. Nach mehreren Hirnschlägen wurde sie in eine Pflegeanstalt und zuletzt in die Psychiatrie Münsterlingen überwiesen, wo Frieda Keller mit 62 Jahren starb.

Eine erschütternde, hochtragische Geschichte, die nachhallt. Sie macht traurig und wütend zugleich. Die Geschichte wurde sorgfältig recherchiert, das Buch mit originalen Auszügen von Gerichtsakten, Zeitungsartikeln und Briefen ergänzt. Die Sprache ist der Zeit um 1900 angepasst, teilweise lesen sich die Sätze wie ein Gedicht. Das war für mich etwas gewöhnungsbedürftig. Die Geschichte hat mich sehr gepackt, Friedas Schicksal ist mir sehr nahe gegangen, es gab aber einige Stellen, die meiner Meinung nach hätten gekürzt werden können. So empfand ich das Buch teilweise doch als sehr langatmig.

Heartbreak Opel
103 Seiten

Eine unkonventionelle Weihnachtsgeschichte von einem Verbrecher, der als Barkeeper im Restaurant Militärkantine (eines meiner Lieblingsrestaurants in St.Gallen :) ) arbeitet. Am Weihnachtsabend überfällt er mit seiner hochschwangeren Freundin den Mc Donalds am Marktplatz. Die Flucht verläuft nicht wie geplant, mit Schnee haben sie nicht gerechnet...

Ich fand diese kurze Graphic Novel besonders wegen ihres Lokalkolorits spannend.

Sankt Galler Spitzen
320 Seiten

Für mich, die in St.Gallen wohnt, war es sehr unterhaltsam, den mir bekannten Schauplätzen des Krimis zu folgen. Für mich, die beruflich mit der Textilbranche der Ostschweiz verknüpft ist, war es zudem sehr interessant zu lesen, wie sich die Geschichte um eine fiktionale St.Galler Textilfirma dreht.

Ansonsten hat mich der Krimi nicht überzeugt. Aber ich bin auch keine enthusiastische Krimileserin.