Irgendwann werde ich die Hoffnung aufgeben, dass Bücher von europäischen Autoren aus dem 19ten Jahrhundert nicht voller rassistischer Klischees sind.
Ich kann mir gar nicht ausmalen, was dieses Buch mit mir gemacht hätte, wenn ich es mit 16 oder 17 gelesen hätte.
Mir ist es manchmal etwas schwer gefallen, die Handlung nachzuvollziehen, aber das war vermutlich eine Mischung aus den ganzen französischen Namen, dass ich es als Hörbuch gehört habe, und der mehrmonatigen Pause die ich gemacht habe. Trotzdem muss gesagt werden, dass wie in jedem Roman von Dumas die Sprache einfach wunderschön ist. Die Art, wie er Handlungen beschreibt, aber vor allem Gefühlsregungen und Beziehungen ist so liebevoll und lebendig. Allein dafür lohnt es sich für mich bereits, dieses Buch gelesen zu haben.
PS: Anna von Österreich hat im Hörbuch einen österreichischen Akzent, obwohl sie Spanierin ist.
Die Lieder, die in der von Neil Gaiman gelesenen Hörbuchversion dabei sind, sind absolute Banger, muss man einfach mal sagen.
Wie Dumas schreibt ist einfach unglaublich. Jede Figur ist so voller Persönlichkeit und Antrieb, niemand fühlt sich an wie eine bloße Spielfigur in einem überkomplizierten Beziehungsgeflecht. Diese Geflechte entstehen natürlich, während die Geschichte sich trotzdem wie solch eine anfühlt. Jeder Satz ist beabsichtigt, wunderschön konstruiert erfüllt seinen Zweck: Dialog ist lebendig, Beschreibungen malen Bilder, manche Sätze gehen einfach direkt ins Herz. Dumas liebt seine Figuren und ich tue es auch, fieberte immer mit ihnen mit und wusste doch, dass sie in guten Händen sind. Die Sanftheit mit der Liebesbeziehungen, Freundschaften und Eltern (insbesondere Väter) geschrieben werden, fühlt sich an wie eine warme Umarmung ~an Edmond Dantès breiter Brust~.
Ich bewerte Bücher, die ich für die Uni gelesen habe ja eigentlich nicht, aber das hier möchte ich bewerten, und zwar schlecht.
Ich musste mich durch diese Ansammlung von Hauptsätzen durchquälen. Es entsteht durch den Satzbau überhaupt keine Spannung, es ist nur Hauptsatz. Hauptsatz. Hauptsatz. Und das 170 Seiten lang. Und nicht mal auf die middlegrade-Art, wo einfacherer Satzbau gewählt wird, um eine jüngere Leserschaft nicht zu überfordern. Vielleicht wird hier etwas Catcher in the Rye ähnliches versucht, aber ohne das nötige literarische Können – zumindest bleibt der Erfolg aus.
Die Art und Weise, wie in diesem Buch mit Frauen umgegangen wird, ist wirklich furchtbar. Ihr Aussehen wird immer genau beschrieben, damit wir uns auch vorstellen können, wie sehr und warum Benjamin sie „nageln“ möchte. Es wird von „Fotzen“ und „Tittenmonstern“ gesprochen, Mädchen sind „geil“, aber auch seltsam. Persönlichkeiten wären ja auch irgendwie zu viel verlangt. Oder vielleicht hätte ich angefangen, die Jungs noch sympathisch zu finden, wenn sie nicht ständig darüber reden würden, wie toll sie Brüste finden und dass lesbische Mädchen von Männern bekehrt werden wollen.
Das einzige, was mir ganz gut gefallen hat, war die Freundschaft zwischen den Jungs und das Gefühl, das entsteht, als sie aus dem Internat abhauen. Nicht, was sie dabei machen oder wie es beschrieben wird, aber … die Idee, vielleicht.
Ein sehr unfreundlicher Reminder an mich, keine Bücher von 17-Jährigen Jungs zu lesen.