Weit über der smaragdgrünen See
544 Seiten

Tress lebt auf einer kleinen Insel im smaragdgrünen Kosmeer, wo sie ihre Zeit mit Fenster putzen, Tassen sammeln und ihrem besten Freund Charlie verbringt. Die beiden sind ineinander verliebt, werden jedoch auseinandergerissen, als Charlie in die Fänge der mächtigen Zauberin gerät. Entschlossen, ihn zu befreien, landet Tress auf einem Piratenschiff voller skurriler Charaktere und einer sprechenden Ratte, mit denen sie Freundschaft schließt. Doch die Kapitänin des Schiffs, Krähe, hat eigene Pläne mit der Besatzung. Schnell wird klar, dass Tress zunächst ihren neuen Freunden helfen muss, bevor sie Charlie retten kann …

Dieser kreative Fantasyroman ist lustig, skurril, herzerwärmend und erzählt ein klassisches Abenteuer in einem neuen Gewand. Er wird aus der Perspektive des Schiffsjungen Hoid erzählt, der gerade unter einem unglücklichen Fluch leidet, der je nach Perspektive sehr lustig oder sehr traurig ist. Obwohl Tress definitiv die Protagonistin ist, haben die Szenen mit Hoid besonders viel Spaß gemacht.

Die Handlung plätschert manchmal ein wenig vor sich hin und Tress wachsende Freundschaft zu der Crew war leider nicht genug, um die teils langsame Geschwindigkeit der Geschichte auszugleichen. Zwar hat sie so einige interessante Szenen mit der Kapitänin Krähe und den Crewmitgliedern Fort, Salay und Ann, doch obwohl mir Fort sehr sympathisch war und Krähe eine sehr gute Antagonistin, waren die Charaktere selbst eher zweidimensional. Für den Zweck der Geschichte mehr als ausreichend, aber nicht unbedingt genug, um mein Interesse konstant aufrechtzuerhalten. Tatsächlich dachte ich eine ganze Weile, dass das Piratenschiff nur eine von vielen Etappen auf der Reise sein wird, aber tatsächlich verbringt Tress fast die gesamte Geschichte dort.

Was dafür umso gelungener war, war Tress und die Welt selbst. Sie war eine wirklich sympathische Protagonistin, die mir schnell ans Herz gewachsen ist – sie ist loyal, schlau, denkt nach bevor sie handelt, macht manchmal Fehler und lernt aus ihnen und ist entschlossen, ihren Freunden zu helfen. Als Protagonistin im Speziellen war sie sehr erfrischend, weil sie Qualitäten zeigte, die Hauptcharaktere viel zu selten haben (speziell, nicht voreilig Schlüsse zu ziehen und um Hilfe zu bitten). Sie bekommt viele Stellen, ihren Mut und ihre Kreativität zu beweisen, was mir sehr gefallen hat. Dadurch, dass die Welt des Kosmeers allgemein so interessant ist, waren es eher diese beiden Faktoren als die Charaktere, die mich zum Weiterlesen antrieben.

Am Ende gibt es einen Twist, den ich wirklich sehr früh kommen sah, bis zu dem Punkt, an dem ich mich fragte, ob ich mich vielleicht doch irre – doch weil der Twist der Handlung sehr diente und es mir erlaubte, schon früh gewisse Szenen in einem anderen Kontext zu sehen, machte mir das nichts aus, im Gegenteil. Teils frage ich mich sogar, ob man den Twist vorher ahnen soll, weil er eine potentielle Schwäche des Romans komplett ausmerzt.

Insgesamt also ein kreativer Abenteuerroman in einer Fantasywelt und mit einer Protagonistin, der mir gut gefiel!

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