Christa Wolf erzählt den Medea Mythos mal anders. Sie ist nicht die Hexe, nicht die, die die eigenen Kinder umbringt. Sie ist Opfer einer patriarchalen Gesellschaft. Es sind die Männer um sie herum und die Frauen, die Misogynie internalisiert haben, die sie zugrunde richten.
Christa Wolf porträtiert die antike Medea, indem sie neben der Protagonistin auch andere über sie zu Wort kommen lässt und so das Bild der antiken Kindsmörderin „ver-rückt“. Es handelt sich dabei um einen pointiert weiblichen Ansatz, den sich vor allem Männer mit Ängsten vor starken Frauen „reinziehen“ sollten. Keine Angst, dass es ihnen wie „Turon“ gehen könnte, der die Axt lieber beim Zimmermann gelassen hätte.
Obwohl es Schullektüre war, ist dieses Buch wirklich gut! Nicht so fad wie die anderen.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto besser wird es. Es geht unter anderem um patriarchale Strukturen, Machterhalt um jeden Preis und um die Angst vor dem Fremden, das als Sündenbock für gesellschaftliche Missstände hinhalten muss. Diese hochaktuelle Gesellschaftskritik erzählt Wolf anhand der mythologischen Figur der Medea. Die Lektüre hat mich im Nachgang noch sehr beschäftigt, was auch am guten Kommentarteil lag, der einige Hintergründe erklärt und den Text in einen größeren Zusammenhang eingeordnet hat.