Ein Krimi, der bewusst mit klassischen Erzählformen bricht: Die Geschichte ist im Stil eines Drehbuchs geschrieben, einzelne Szenen werden in kurzen, filmischen Sequenzen geschildert und mit Collagen, Schriftbildern oder typografischen Spielereien kombiniert. Das wirkt ungewohnt, manchmal chaotisch, aber auch erfrischend anders.
Im Zentrum steht eine kurdische Familie, die in die Niederlande geflüchtet ist und unabsichtlich in einen Kunstraub verwickelt wird. Dies hat weitreichende Folgen. Gewalt, Rache und persönliches Leid entfalten sich in einer turbulenten Handlung.
Einzelne Szenen haben mich zum Nachdenken, andere zum Schmunzeln gebracht. Dennoch hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass aus der Geschichte mehr hätte werden können. Einzelne Tippfehler im Buch haben mich zusätzlich gestört.
Wer sich gerne auf literarische Experimente einlässt kann hier fündig werden. Und dann liesse sich durchaus auch eine Vier-Sterne-Wertung rechtfertigen.
Ich bin der Geschichte gerne gefolgt, der Stil hat mich überzeugt. Den Kern der Geschichte habe ich jedoch nicht ganz herauschälen können. Müsste ich vielleicht ein zweites Mal lesen?
Ich war gespannt auf das Buch. Die Erwartungen an ein Werk, das so hochgelobt wurde, waren naturgemäss sehr hoch, und entsprechend ist die Gefahr einer Enttäuschung gross. Gefallen hat mir die bildreiche Sprache, die gut zur Geschichte passt und beim Lesen Freude macht. Doch schwieriger war für mich der Anspruch dieses Romans: Er möchte die Geschichte Ungarns vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts darstellen.Dieser Versuch gelingt meines Erachtens nicht völlig.
Zu schnell reihen sich die Episoden aneinander, sie erscheinen eher als lose Folge von Szenen denn als dichtes Gesellschaftspanorama. Eigentlich hätte man bei einer solchen Geschichte abtauchen müssen in eine andere Zeit, in eine andere Welt. Das ist mir nicht gelungen. Ich habe das Gefühl, dass vieles an der Oberfläche geblieben ist. Wer also wie ich eine umfassende, tief durchdrungene historische Erzählung erwartet, könnte - so wie ich - etwas enttäuscht sein.