Auch wenn Luisas Eintritt ins Leben etwas, nun ja, ungewohnt luftig war, scheint sie doch ein vom Glück begünstigtes Kind. Ihre Mutter Aza lässt sie kurz nach der Geburt aus ihrem Zimmer im 5. Stock des Krankenhauses fallen, doch wie ein Wunder wird sie von Fergus' großen Händen aufgefangen, der zufällig gerade zur Stelle ist. Da Aza verschwunden ist, zieht Luisa zu ihrem Vater Paul in die Studenten-WG und ihr Lebensretter kommt gleich mit. So wächst die Kleine wohl behütet und geliebt in einem unorthodoxen Umfeld auf, sodass das Fehlen ihrer Mutter ihrem Vater mehr zu schaffen macht als Luisa. Als sich sieben Jahre später, wie der Zufall es will, ein Lebensumbruch für beinahe alle WG-BewohnerInnen abzeichnet und nun auch die ersten Fragen von Luisa nach ihrer Mutter kommen, entscheidet Paul, sich gemeinsam mit seiner Tochter auf die Suche nach Aza zu machen.
Drei Teile umfasst diese schön zu lesende Familiengeschichte, die von Luisa als 20jähriger erzählt wird: Zuerst von ihrem wohlbehüteten Aufwachsen in der WG und den dort lebenden und teilweise wechselnden BewohnerInnen. Dann folgt der Aufbruch mit ihrem Vater, um Azas Vergangenheit in Deutschland aufzuspüren und zuguterletzt machen sich die Beiden nach Brasilien auf, wohin Azas Spur führt und Paul eine Stelle als Referendar bekommen hat. Sehr liebevoll und lebendig werden all die Menschen beschrieben, die Luisa von klein auf um sich hat und ich konnte gut nachvollziehen, wie sie diese ihr zugewandte Aufmerksamkeit und Liebe zu einem glücklichen und fröhlichen Kind machte - auch ohne Mutter. Wie heisst es in einem afrikanischen Sprichwort: Um ein Kind zu erziehen, braucht man ein ganzes Dorf. Hier ist es eine WG - und die macht ihre Sache gut :-)
Abwechslungsreich und überwiegend vergnüglich liest sich diese Suche nach Aza, denn selbst die traurigsten Stellen (und davon gibt es einige) bleiben es nicht allzu lange. Lediglich der Umstand, dass hier eine sehr junge Frau in einer derart lebendigen Wortvielfalt erzählt, die ich einer 20jährigen schlicht nicht zutraue (ich bitte schon im Voraus alle 20jährigen um Entschuldigung, falls ich ihnen Unrecht tue ;-)), wirkte zu Beginn etwas irritierend auf mich.
Xavier Kieffer, der luxemburgische Koch, steckt wider Willen mal wieder mittendrin in einem Verbrechen. Ein Unbekannter stolpert offensichtlich betrunken in Kieffers Stand auf der Luxemburger Kirmes und verliert dabei Schlüssel und eine Magnetkarte. Als der Fremde am nächsten Morgen tot aufgefunden wird, rufen die beiden Männer, die am Vorabend nach ihrer eigenen Aussage ihren betrunkenen Freund heimbringen wollten, einen unguten Verdacht bei Xavier wach, der noch durch einen mysteriösen Anruf einer unbekannten Firma verstärkt wird, die die Rückgabe der Karte und der Schlüssel wünscht. Xavier beginnt zu ermitteln...
Auch in diesem dritten Band dreht sich der Krimi um ein aktuelles Thema: spekulative Wertpapiergeschäfte im Nahrungsmittelbereich. Doch keine Sorge: Selbst für völlig unwissende Lesende wird hier in verständlicher wie auch unterhaltsamer Form eine Art Einführung zu diesem Gebiet geliefert. Das Ganze ist um einen angenehm spannenden Krimi drumrum gestrickt, der wie üblich jede Menge luxemburgisches Lokalkolorit liefert (wobei mir einfällt: Ich war immer noch nicht dort ;-)).
Gefehlt haben mir indes die ausführlichen Koch- und Essbeschreibungen der vorherigen Bücher. Nicht, dass in diesem Band davon nicht die Rede wäre. Aber es fällt doch deutlich weniger detailgetreu aus und kommt auch seltener zur Sprache - was ich eindeutig daran festmachen kann, dass mir beim Lesen kaum das Wasser im Munde zusammenlief und ich dieses Mal an keinem Rezept Interesse zeigte.
Doch alles in allem: Eine schöne kurzweilige Krimiunterhaltung mit sympathischen Figuren und viel luxemburgischen Flair.
Dies ist eines der wenigen Bücher, die ich aufgrund der darin enthaltenen Grausamkeiten immer wieder zur Seite legen musste, da mich der Versuch des Hineinversetzens in den Protagonisten stets auf's Neue zu sehr deprimierte.
Hauptfigur des Romans ist der kleine Ludovic, der das Kind einer brutalen Vergewaltigung der fast 14jährigen Nicole ist. Aus Scham vor sich selbst und den Nachbarn wird der kleine Junge auf dem Dachboden untergebracht, nein, besser: gefangengehalten, wo er zwar Essen und Trinken erhält (immer so, dass er nicht verhungern oder verdursten kann), jedoch keinerlei Zuneigung geschweige denn Liebe. Stattdessen schlägt ihm Wut, Verachtung und Hass entgegen, ohne dass er weiß weshalb, während er sich nach Zuwendung sehnt. Lediglich eine ferne Verwandte bringt ihm einmal die Woche für kurze Zeit etwas Zärtlichkeit und Herzenswärme entgegen, doch es reicht nicht um sein Bedürfnis nach Liebe zu stillen. Als Ludo sechs Jahre alt ist, wird seine Mutter mit dem Witwer Micho verheiratet, ein deutlich älterer, aber vermögender Mann mit einem etwas größeren Sohn als Ludo, der bereit ist, sich um Nicoles kleinen Jungen zu kümmern. Doch auch in dem neuen Zuhause wird Ludos Bedürfnis nach Zuwendung nicht erfüllt: Tatav, der Sohn Michos, schikaniert ihn ebenso wie Nicole. Und Micho, der einzige der dem kleinen Jungen gegenüber positive Gefühle hat, ist nicht in der Lage diese auszudrücken. So kommt Ludo nach ausdrücklichem Drängen seiner Mutter in ein Heim für 'Irre'. Doch auch hier findet er keinen Frieden, denn er hat nur einen Wunsch: geliebt zu werden von seiner Mutter.
Ich empfand die Geschichte ungeheuer grausam, wie diesem kleinen Kind nur Kälte und Härte entgegengebracht wird. Dass Ludo unter solchen Bedingungen ein merkwürdiges Verhalten aufweist, versteht sich vermutlich von selbst (ich musste während des Lesens immer wieder an Kaspar Hauser denken). Von seiten Anderer (insbesondere seiner Mutter) führt es jedoch dazu, ihn immer mehr zu hassen und auch zu fürchten. Erzählt wird die Geschichte fast vollständig aus Ludos Sicht, die sehr überzeugend wirkt, so dass man sowohl seine Sehnsucht nach menschlicher Nähe wie auch seine Verletzbarkeit beinahe körperlich spüren kann. Doch nicht nur Ludo ist ein Opfer fehlender Zuwendung: Nicole, die Heimleiterin, Micho, die anderen 'Irren' - alle sehnen sich nach Liebe.
So ist dieser Roman nicht nur eine grausame Geschichte über das unglückliche Leben eines ungewünschten Kindes, sondern zudem ein bemerkenswertes Plädoyer für die Liebe.
In Mexiko ist es das Beste, wenn man ein hässliches Mädchen ist oder ein Junge.
Dass Frauen in vielen Gegenden dieser Welt unterdrückt, misshandelt und vergewaltigt werden, ist nichts Neues. Liest man jedoch diesen Roman, erhalten solche Fakten eine völlig andere Brisanz.
Die junge Ladydi erzählt uns von ihrem Leben im mexikanischen Guerrero, tief in den Bergen im Süden des Landes, wo Drogen- und Menschenhändler die Macht besitzen. Hier werden kleine Mädchen von ihren Müttern als Jungen verkleidet und als Teenager auf hässlich getrimmt: die Haare kurz geschnitten, die Zähne mit Filzer schwarz bemalt, alte Männerklamotten als Kleidung. Tauchen am Horizont SUVs auf, verstecken sich die Töchter in Erdlöchern. Dennoch werden immer wieder Mädchen entführt und verkauft, so auch eine der besten Freundinnen von Ladydi. Der Berg, auf dem sie mit ihrer Mutter wohnt, ist wie die übrige Gegend eine männerfreie Zone. Entweder sind die Brüder und Väter auf die Dealerseite gewechselt oder sie sind in die USA geflohen, wo sie ein neues Leben begonnen haben. Als Ladydi nach Acapulco geht um dort als Kindermädchen zu arbeiten, hofft sie die Schrecken ihrer Jugend hinter sich zu lassen. Doch nach kurzer Zeit findet sie sich in einem Alptraum wieder: sie wird des Doppelmordes an einem Drogendealer und seiner Tochter beschuldigt.
Jennifer Clement hat eine unglaublich bildhafte und direkte Sprache für ihre junge Protagonistin gefunden. Man sieht und fühlt die Szenarien unmittelbar vor sich und kann angesichts des alltäglichen Grauens und Elends, das die Frauen dort durchleben, nur ungläubig den Kopf schütteln. Es ist ein rauhes, heisses Land (über 40 Grad), das keinerlei Aussichten auf die geringste Chance einer Verbesserung verspricht. Die Drogenmafia regiert diese Gegend und man ist deren Wilkür vollkommen ausgeliefert.
Mir ist dieses Buch sehr nahe gegangen und ich kann nicht ausdrücken, wie dankbar ich dafür bin, in einem anderen Teil der Welt geboren worden zu sein.
Ansonsten bleibt nur, den letzten Satz von Ladydis Mutter zu wiederholen: Bete bloß, dass es ein Junge wird.
Roy Cady hat gerade keinen guten Lauf. Erst erklärt ihm der Arzt, dass er Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium habe; dann erteilt ihm sein Boss einen Auftrag, allerdings mit der Absicht ihn dabei umbringen zu lassen. Doch der Plan geht schief und Cody gelingt es zu flüchten. Mit dabei ist die junge Rocky, der er das Leben rettete sowie einige brisante Unterlagen, die seinen nunmehr Exboss derbe Schwierigkeiten machen könnten. Auf ihrer Flucht nehmen sie noch (gegen den Willen Roys) Rockys kleine Schwester Tiffany mit und mieten sich in Galveston an der texanischen Küste in einem schäbigen Motel ein.
Angekündigt wird diese Geschichte als Krimi bzw. Krimi Noir. Doch wer nun einen spannenden Reißer mit actionreichen Verfolgungsjagden oder ähnlichem erwartet, wird wohl enttäuscht sein. Sieht man von der Rahmenhandlung ab, einem überaus blutigen und gewalttätigen Beginn und (Fast)Ende, kann man das Ganze wohl eher als Introspektion eines Gangsters bezeichnen, der angesichts seines nahestehenden Todes eine Art Bilanz seines Lebens zieht, die nicht gerade berauschend ausfällt. Doch bevor er resigniert den Whiskyflaschen verfällt, entdeckt er eine weitere Seite an sich: Gegen seinen Willen beginnt er, sich für Rocky und ihre kleine Schwester verantwortlich zu fühlen...
Auch wenn die üblichen Action- bzw. Spannungselemente fehlen, mich hat diese Ich-Erzählung des Syndikat-Killers Roy Cady in seinen Bann gezogen, nicht zuletzt auch aufgrund der genialen Lesung Walter Kreyes. Seine leicht raue Stimme und sein lakonischer Tonfall geben die Person Roys überzeugend wieder - nichts wirkte aufgesetzt oder gekünstelt. Eine gute Geschichte in typischer Südstaatenmanier mit einem ebenso guten Vorleser!
Zwei Erzählstränge umfasst dieses Buch, von denen einer sich langsam dem anderen annähert. Es ist Anfang der 70er in den USA, die Rassegesetze sind gerade einige Jahre zuvor aufgehoben worden, als die Sozialarbeiterin Helen den Auftrag erhält, sich um den afrikanischen Austauschstudenten Isaac zu kümmern. Es gibt nur wenige Informationen über seine Person und Helen beschleicht das Gefühl, dass er ein, wenn nicht mehrere Geheimnisse hat. Dennoch (oder vielleicht gerade deshalb) verliebt sie sich in ihn, eine Liebe, die ihr bisheriges Leben völlig durcheinanderwürfelt.
Der zweite Erzählstrang berichtet von Isaacs Leben in Uganda und wie er zu dem Menschen wurde, den Helen kennenlernt. Es ist die Geschichte eines armen Dorfjungen, der in der Hauptstadt eher zufällig in Unruhen und die Anfänge einer Revolution gerät und Zeuge wird, wie aus Liebe Entsetzen und Terror entstehen können.
Mir gefiel die Geschichte dieser zwei Menschen, die einerseits so viel gemeinsam haben, andererseits aber unglaublich viel trennt. Bei Beiden löst die Liebe erhebliche Veränderungen aus, doch die Erfahrungen die Isaac macht, bleiben Helen in dieser Grausamkeit glücklicherweise erspart. Dennoch wird auch ihr Leben schwieriger, denn die Liebe zu einem Afrikaner in jenen Zeiten ist alles andere als erwünscht. Leider werden die gesellschaftlichen Hintergründe nur grob umrissen - mehr Details hätten das Buch sicherlich um einige 100 Seiten anwachsen lassen können, was ich jedoch nicht als Nachteil empfunden hätte.
So bleibt es bei einer, nein zwei Liebesgeschichten vor dem Hintergrund der 70er Jahre in Uganda und den USA.
Endlich gibt es mal wieder einen neuen Krimihelden auf dem Markt (wobei Held eindeutig übertrieben ist), der ebenso wie seine MitstreiterInnen weitestgehend klischeefrei daherkommt. Eigentlich ist er, Sam Kronberg, nämlich ein Loser. Seit Jahren schreibt er Bücher, die kein Mensch lesen will und schlägt sich trotz seines Studiums mit Aushilfsjobs durch, was ihn jedoch keineswegs verdrießt. Doch als seine über alles geliebte Frau Lala ihm erklärt, dass sie ihn aufgrund seiner 'Antriebslosigkeit' verlässt (er ist der Mann, er sollte das Geld nach Hause bringen, nicht sie!), heuert er als Assistenzdetektiv bei Solar Lonsky an, einem unglaublich intelligenten wie auch unglaublich fetten Paranoiker. Sein erster Fall scheint sich für Sam ganz gut zu entwickeln, bis sich die von ihm zu überwachende Frau von einem Balkon in den Tod stürzt...
Wer an Krimis die (vermeintliche) Realitätsbezogenheit schätzt, wird mit diesem Buch nicht glücklich werden. Sowohl der Großteil der Figuren wie auch die dargestellten Milieus wirken derart überzogen, dass sich viele wohl kaum vorstellen können, dass so etwas tatsächlich existiert, wie beispielsweise das Filmpublikum einer besonderen Erstaufführung: "...eine krude Mischung aus einer Dungeon-and-Dragons-Convention, der Dreißigjahrfeier der High Times und einem Gipfeltreffen von Black-Metal-Clans." Kampfszenen arten mehr oder weniger in Gemetzel aus (amputierte Finger, die in Nasen gesteckt werden) und die zur Zeit überall vorkommenden, beliebten Erotikszenen grenzen hier schon eher an Pornographie. Dazu kommen eine Menge ungewöhnlicher Situationen, die sich hier nur schwierig wiedergeben lassen (und mich beim Lesen immer wieder grinsen ließen) und ein wirklich äusserst mysteriöser Todesfall. Kurzum: Das Buch ist schräg, schrill, komisch, eklig, er- und aufregend - mir hat's gefallen ;-)
Mal wieder so richtig versinken in einem Buch, mitfürchten, -leiden, -freuen und was sonst noch alles mit der Heldin der Geschichte - ja, das gelingt mit dieser Lektüre schon ganz gut, wenn auch nicht perfekt. Aber was ist schon vollkommen im Leben ;-) ?
Tooly steht im Mittelpunkt dieser knapp 500 Seiten und man begleitet sie auf drei verschiedenen Abschnitten ihres Lebens, die nach und nach die Rätsel ihrer Vergangenheit offenbaren. Mit 10 Jahren kommt sie mit ihrem Vater nach Bangkok, wo sie die Menschen kennenlernt, die in der folgenden Zeit maßgeblich ihr Leben beeinflussen werden. Ungefähr 10 Jahre später in New York City, kurz vor ihrer Volljährigkeit, führt sie eine halbherzige Liebesbeziehung in einer WG, bevor sie mit einem radikalen Schritt all ihre Verbindungen löst. Und 2011, Tooly ist mittlerweile Anfang 30, lebt als Besitzerin eines nicht sehr gut gehenden Antiquariats in Wales, erreicht sie eine Nachricht aus ihrer Vergangenheit, die für sie noch immer mehr Unbekanntes als Bekanntes birgt. So macht sich Tooly wieder auf die Reise...
Es ist schon ein recht illustres und chaotisches Leben, das in einer sehr genauen und bildhaften Sprache von Tom Rachman hier beschrieben wird, wie beispielsweise gleich der erste Satz zeigt: 'Sein Bleistift schwebte über dem Verkaufsbuch, stieß, wenn Fogg einer Behauptung Nachdruck verleihen wollte, zum Blatt hinab, bis die Bleistifspitze auf's Papier traf, stieg gleich darauf wie ein Kunstflieger auf, um dann, wenn er wieder etwas betonte, erneut im Sturzflug niederzugehen, wodurch der immer stumpfer werdende Stift ein Sternenbild von Punkten rund um jenen einsamen Eintrag dieses Morgens hinterließ, der den Verkauf eines gebrauchten Exemplars von 'Landschnecken in Großbritannien' von A.G. Brunt-Coppell (Preis: 3,50 £) festhielt.' So versinkt man regelrecht in Toolys Leben, das immer konfuser zu verlaufen scheint - was mir irgendwann angesichts der merkwürdigen Personen, die nach und nach in ihr Leben treten, etwas zu viel des Guten wurde. Auch mit dem 'Fast-Ende' hadere ich etwas, in dem nach dieser doch sehr drastischen Enthüllung einfach - NICHTS passiert. Zumindest habe ich es so empfunden. Trotzdem: Es ist ein Schmöker mit einer bezaubernden Heldin und einer schönen Sprache, der die langen Herbstabende garantiert recht kurz werden lässt.
PS: Ist der Titel eine Anlehnung an das 1987 erschiene Buch von Paul M. Kennedy? Mit dem Motto '...dass eine imperiale Überdehnung eine Großmacht zum Niedergang führt.' (Quelle:wikipedia)?
Italienische Küche finde ich einfach köstlich, egal ob mit oder ohne Fleisch. Aber da ich versuche, meinen Fleischkonsum zu reduzieren, kommt dieses Kochbuch natürlich gerade recht. 150 aromatische und sehr unterschiedliche Gerichte gibt es, die nach Jahreszeiten und der Kategorie Jederzeit eingeteilt sind. Darunter befinden sich jeweils die Rubriken Antipasti - Pane & Pizza, Suppen, Salate & Gemüse, Pasta-Polenta & Reis sowie Süsses. Was sofort ins Auge fällt, sind die eher kleinen Zutatenlisten: zumeist sind es nur ein oder zwei Hauptzutaten, daneben noch Gewürze und Dinge wie das obligatorische Olivenöl und der unverzichtbare Knoblauch (sieht man mal von den süssen Sachen ab ;-)). Den meisten Gerichten werden zwei Seiten gewidmet: auf einer ist ein Bild zu sehen, die andere zeigt die Zutaten und das Rezept. Die Zubereitung der Speisen ist recht einfach gehalten, bei den bisher von mir gekochten Gerichten (Rigatoni mit Mangold, Zucchiniauflauf, geschmorte Paprika und Tropeazwiebeln in Essig) war das Einmachglas wohl das Komplizierteste ;-) Im Gegensatz zu anderen Kochbüchern dieses Preisniveaus wirkt dieses eher schlicht: Das Papier ist zwar von wirklich guter Qualität, doch wurde auf Glanzpapier verzichtet, was ich persönlich nicht als Nachteil empfinde - es senkt die Hemmschwelle, das gute Stück auch tatsächlich in der Küche zu benutzen ;-) Alles in allem: Ein Kochbuch, das bereits seinen festen Platz in meiner Küche besitzt!
Es ist eine völlig skurrile Geschichte mit nicht einmal ganz so unsympathischen 'Unholden', den Gappern. Aus lauter Liebe heften sie sich an Ziegen, die jedoch alles andere als begeistert davon sind und früher oder später aufhören, Milch zu geben und immer dünner werden. Die kleinen Kinder in dem Dörfchen Frip, das aus gerade mal drei Häusern besteht, haben die Aufgabe die Ziegen von den Gappern zu befreien, um sie anschließend ins Meer zu werfen. Doch drei Stunden später haben sie sich mühsam wieder an die Ziegen herangekämpft ('...wenn du so groß bist wie ein Tennisball und keine Beine hast und dich fortbewegst, indem du deinen äußerst empfindlichen Bauch zusammen- und wieder auseinanderkrumpelst...'), um ihnen erneut ihre Liebe zu zeigen und die Kinder beginnen wieder von vorne. Doch als einer der etwas intelligenteren Gapper feststellt, dass es zu den Ziegen von Serena etwas näher ist als zu den anderen, bleibt die ganze Gruppe dort und der Rest wird verschont. Nun muss sie alleine alle Gapper entfernen, denn ihre Nachbarn sind der Meinung, dass es wohl ihre eigene Schuld sein muss und aalen sich in der Überzeugung, selbst etwas Besseres zu sein bzw. etwas Tolles vollbracht zu haben, weshalb sie von der Plage verschont bleiben. Doch Serena akzeptiert ihr Schicksal nicht und überlegt sich einen neuen Weg...
Ich finde diese Geschichte ungemein unterhaltsam und lehrreich (ohne erhobenen Zeigefinger), denn sie transportiert derart viele Botschaften, dass dieses Büchlein in jedem Fall mehrmals gelesen werden sollte. Es geht um Selbstbewusstsein, zu lernen den eigenen Weg zu gehen auch gegen den Willen der Mehrheit. Um Liebe, die auch unglücklich machen kann. Um Nächstenliebe, die man nicht nur den Menschen angedeihen lassen soll, die man mag, sondern wirklich allen und die einen auch selbst glücklich macht. Um Egoismus, der aber nur kurzfristig Vorteile bringen mag. Und bestimmt noch um einiges mehr, was mir jetzt aber gerade nicht einfällt :wink: Auch die Bebilderung des Buches ist so ungewöhnlich wie die Geschichte. Es sind Zeichnungen, die sehr plakativ wirken, manche erscheinen wie Collagen, andere wie richtige Gemälde. Die Kinder mit denen ich das Buch gelesen habe, möchten diese schiefen und überspitzten Illustrationen, die die Eigenheiten der Geschichte überdeutlich darstellten.
Einziges Manko: Ein größeres Format hätte diesen Bildern sicherlich gut getan. Aber auch so hat dieses Büchlein einen festen Platz in meinem Regal.
Harry Hole, Hauptfigur einer Krimireihe von Jo Nesbø, untersucht in diesem ersten Fall den Mord an einer jungen Norwegerin in Australien. Dort ist Hole Andrew zugeordnet, einem Aboriginie-Kollegen, mit dem ihm bald ein freundschaftliches Verhältnis verbindet. Was zu Beginn wie ein Routineverbrechen aussieht, scheint sich jedoch zusehends als das Werk eines Serienmörders und -vergewaltigers zu entpuppen. Und Andrews Verhalten wird immer merkwürdiger...
Die neue Hauptfigur ist bemerkenswert untypisch für einen ,Kriminaler'. Zwar auch geplagt von schweren Problemen in der Vergangenheit (wie viele seiner nordischen Kollegen), verliert Hole sich dennoch nicht in Depressionen und tiefer Schwermut. Lieber versäuft er seinen Verstand :-)
Ebenfalls untypisch sind die ausgesprochen langen Exkurse zu Themen wie Geschichte der Aboriginies, deren Mythen und Sagen, der Vergangenheit der Ermittler usw. So werden einem nicht nur die handelnden Personen des Buches sehr nahe gebracht, sondern man erfährt zusätzlich viel Neues und Unbekanntes über das Land und dessen Vergangenheit (zumindest mir ging das so).
Die Story selbst ist verzwickt und mit viel psychologischer Raffinesse aufgebaut, die Spannung bleibt wirklich bis zur letzten Seite erhalten (Wäre am Schluß des Buches keine Leseprobe einer späteren Folge enthalten, wüsste man nicht ob Hole nun die Reißleine seines Fallschirms zieht oder nicht...).
Ein spannender und interessanter Erstling einer Krimireihe, die Lust auf mehr macht.
Dass der Krieg ein schmutziges Geschäft ist, dürfte allgemein bekannt sein. Aber sooo schmutzig? Joakim Zander stellt in seinem Erstling eine Seite der privatisierten Kriegsmaschinerie dar, von der man nur hoffen kann dass sie der Phantasie des Autors entspringt. Da dieser jedoch aus dem Milieu kommt in dem sich große Teile der Geschichte abspielen, ist wohl eher das Gegenteil zu befürchten.
Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven: Da ist zum Einen der amerikanische Agent, der vor rund 30 Jahren selbst nur knapp einem Attentat entgangen ist, aber dabei seine Freundin und Mutter ihres gemeinsamen erst vor kurzem geborenen Kindes verloren hat. Dann gibt es Klara, eine junge schwedische Juristin, die in Brüssel Karriere macht. Mahmoud, der Mann den Klara während ihres Studiums über alles liebte und der sie scheinbar grundlos verließ. George, für den Geld und Karriere alles zu sein scheint. Und diverse weitere Personen, die mehr oder weniger wichtiger für den Fortgang der Geschichte sind. Dreh- und Angelpunkt von Allen wird Klara, an die Mahmoud sich wendet, als er unverschuldet in einen Mord verwickelt wird und an Unterlagen gerät, die höchste Regierungskreise und Geheimdienste in die Hände bekommen möchten und dabei vor nichts zurückschrecken. Klara hilft ihm, findet sich selbst plötzlich als Ziel diverser Mordanschläge wieder und macht die Feststellung, dass sie nichts und niemandem mehr trauen kann.
Bis auf die Geschichte des Amerikaners spielt sich beinahe alles in nicht einmal einer Woche ab, das Tempo ist überaus rasant. Schnelle Wechsel der Örtlichkeiten, verschiedene Perspektiven folgen rasch aufeinander - man sieht den Film geradezu schon vor sich. Ich vermute, er wird nicht lange auf sich warten lassen ;-) Doch bis dahin ist das Buch in jedem Fall zu empfehlen. Ein spannender Thriller, der vermutlich (befürchte ich) nicht so weit von der Realität entfernt ist, wie es zu wünschen wäre.
Teddy Overman hat das große Glück, sich in einer Arbeit verwirklichen zu können, die sie über alles liebt: Sie restauriert alte Möbel und es gelingt ihr auch mit Erfolg, diese in ihrem eigenen kleinen Geschäft zu verkaufen. Wie es trotz mancher Widrigkeiten dazu kam, wie ihr Leben überhaupt verlaufen ist, welchen Menschen sie begegnete, die ihr halfen und zur Seite standen - das wie auch die Geschichte ihrer Familie wird in diesem Roman von Teddy selbst erzählt. Es sind schöne wie auch schlimme Dinge von denen sie berichtet. Doch das Gute überwiegt mehr als deutlich, denn beinahe alle Seiten dieser Lektüre strahlen eine Liebe zum Leben, zu Menschen und Tieren aus, dass es einem ganz warm ums Herz wird ;-)
Wie könnte das Leben schön sein, wenn es in der Realität nur ein bisschen mehr so wäre wie in diesem Buch ;-) Im Ernst: Diese Geschichte quillt über vor gutherzigen, rechtschaffenen und wahrhaften Personen - und die wenigen Bösen werden auch recht schnell ihrer gerechten Strafe zugeführt. Zugegeben, das klingt nun sehr nach rosarotem Kitsch und Wölkchen. Und irgendwie ist es das auch, aber trotzdem liest es sich meiner Meinung nach deutlich besser als das 'Zeug' von Hedwig Courths-Mahler oder Rosamunde Pilcher. Auf irgendeine Art und Weise gelingt es der Autorin, all ihren ProtagonistInnen soviel Liebenswertes und Aufrichtiges einzuhauchen, dass man sich mit ihnen freut und fürchtet. Für fünf Sterne ist es mir ein bisschen zu viel heile Welt (auch wenn das Böse oder Schlimme durchaus existiert), aber vier Sterne für eine herzerwärmende Wohlfühllektüre hat sich das Buch schon verdient :-)
Das kleine Büchlein beginnt mit einem wunderbaren Liebesbrief, geschrieben von Dole, der Geliebten des Ich-Erzählers Gil - doch leider ist er nicht an ihn, sondern an einen anderen Mann gerichtet. Gil entdeckt dieses Schreiben im Laub auf der Terrasse, wo es offenbar verloren gegangen ist, behält diesen Fund aber für sich. Stattdessen wird er zum Misstrauenden und zum Beobachter Doles: 'Und nachdem ich es (das Vertrauen) verloren habe, jetzt, dieses unerbittliche Hinsehn, kalt, scharf, skrupellos und genau.....Unabwendbarer, unablässiger Blick. Unruhe, Zweifel und instinktive Beschuldigung. Dole kann jetzt sagen was sie will - nichts mehr ist glaubhaft.' Doch gleichzeitig blickt er auf ihre gemeinsame Zeit zurück, ihre Reisen, ihr Leben in der Stadt, ihre Vorlieben und Abneigungen.
Es ist keine Geschichte mit Spannungsbögen oder einer Handlung die auf einen Höhepunkt zusteuert, die hier erzählt wird. Gil schildert stattdessen in einer sehr poetischen Sprache in eher kurzen Episoden seine Erinnerungen an die glückliche Zeit mit Dole, wie auch sein Empfinden nach der Entdeckung des Briefes. So lebt das Buch mehr von der Atmosphäre als von der tatsächlichen Geschichte.
Dies ist ein kleines Büchlein mit einer Liebesgeschichte, die aber soviel mehr enthält als 'nur' eine zärtliche Romanze. 152 Seiten die deutlich machen, was wirklich wichtig ist im Leben, was wahre Liebe ist. Hört sich großspurig an? Nun ja, vielleicht. Doch lest selbst!
Eine junge Ärztin leistet in den Jahren 1942/43 für eine Widerstandsgruppe Kurierdienste, doch die Gruppe fliegt auf. Einige werden verhaftet, ihr verheirateter Geliebter flieht mit Frau und Kind ins rettende Ausland, andere versuchen ebenfalls zu entkommen. Ihr bester Freund drängt sie zur Flucht mit einem ihrer Patienten, einem Einfaltspinsel aus den Bergen, wie sie ihn selbst bezeichnet. Unter einem falschen Namen soll sie ihn heiraten um sich in Sicherheit zu bringen. Joza der Hinterwäldler, der in sie verliebt ist, willigt in diese Scheinehe ein und so bricht sie mit ihm in sein Dorf in den Bergen auf - nach Želary.
Dort erlebt sie eine Rückkehr zu den Wurzeln: ein einfaches schlichtes Leben. Und entdeckt nach und nach in ihrem Mann einen Menschen voller Liebe und Gefühl - ganz im Widerspruch zu seinem Äußeren. Legátová beschreibt das langsame Ankommen der jungen Frau aus der Stadt derart überzeugend und einfühlsam, dass man ihre sich ständig ändernden Empfindungen stets deutlich nachvollziehen kann. Was sie zuvor als tumbe Beschäftigung gefürchtet hat wie Kochen, Beeren sammeln usw. entwickelt sich zusehends zur völlständig befriedigenden Tätigkeit - neudeutsch würde man schreiben: Sie gerät immer öfter in einen Flow ;-) Sie lernt Menschen kennen, die in ihrem Tun voll und ganz aufgehen und darin glücklich sind, egal wie schwer die Last ist die sie zu tragen haben. Und ihren Mann, der ihr zu Beginn mehr Furcht als Wohlgefühl einflößte, lernt sie lieben obwohl ihr bisheriger Traummann das genaue Gegenteil von Joza ist.
Eine wunderschöne Geschichte die auf ungewöhnliche Weise zeigt, was im Leben wirklich wichtig ist.