Bücherregal lädt …
Gentleman über Bord
171 Seiten

Henry Preston Standish ist ein privilegierter Mann, der ein zufriedenes Leben ohne besondere Vorkommnisse führt. Doch irgendetwas fehlt ihm in seinem Leben, sodass er beschließt, auf einen kleinen Urlaub zu gehen. Auf dem Schiff Arabella, das eine ruhige Fahrt auf dem Pazifik verspricht, hofft er, das zu finden, was er so vergeblich sucht. Bis er am dreizehnten Tag der Reise ausrutscht und ins Meer fällt ...

Dieser kurze, eindrückliche Roman fokussiert sich hauptsächlich auf Standish' Gedanken und Gefühle, die ihn mitten im Meer überrollen. Seine anfängliche Unbekümmertheit, weil er fest davon überzeugt ist, dass das Schiff bald umkehren wird; seine Vorstellungen darüber, wie er nach seiner Rettung allen von diesem kleinen Abenteuer berichten wird; und seine abschweifenden Gedanken im Allgemeinen, die seinen Zustand gut zum Ausdruck bringen.

Auch die Schiffsreisenden werden in den Fokus gerückt, sodass wir erfahren, welche Umstände genau dafür gesorgt haben, dass ihnen Standish' Abwesenheit so spät auffiel, und welche Schlussfolgerungen sie daraufhin zogen. Dieser Kontrast zwischen Standish' Hoffnungen und der Unwissenheit der Reisenden hat mir sehr gut gefallen, wobei es aber natürlich Standish' Gedankenwelt war, die mich am meisten beeindruckte. Man fiebert richtig mit ihm mit und hofft vergeblich, dass er gerettet werden wird. Es war schlicht faszinierend, zu lesen, wie es Standish so ganz allein mitten im Meer erging.

Leserinnen und Leser, die einen qualitativen, kurzen Roman suchen, werden hier einen finden, der ihnen wohl noch lange danach im Gedächtnis bleiben wird!

O. Henry - Die besten Geschichten
192 Seiten

Ich war eigentlich nie ein großer Fan von Kurzgeschichten, doch auf Empfehlung probierte ich die besten Kurzgeschichten von O. Henry aus ... und verstand plötzlich, was Kurzgeschichten so lesenswert macht. Es war einfach unglaublich, wie es O. Henry innerhalb zehn, zwanzig Seiten geschafft hat, eine sich vollständig anfühlende Geschichte zu erzählen, die einem tatsächlich in Erinnerung bleibt.

Das liegt größtenteils an den teils vorhersehbaren, teils überraschenden, aber immer wundervollen Pointen. Dadurch gewann jede Geschichte noch mal einen anderen Kontext, der sie besonders bittersüß machte.

Von den fünfzehn Geschichten, die in dieser Sammlung enthalten sind, gab es vielleicht drei, die ich nicht besonders herausragend fand, während die anderen zwölf mir problemlos im Gedächtnis geblieben sind. Eine beeindruckende Leistung!

Meine persönlichen Top 5 sind (in der Reihenfolge, in der sie in der Sammlung vorkommen): "Die Gaben der Weisen" (emotional), "Der Cop und der Choral" (humorvoll), "Nach zwanzig Jahren" (herzzerreißend), "Die dritte Zutat" (herzerwärmend) und "Hexenbrot" (tragisch). Aber letztendlich hatte jede Geschichte etwas, das sie erinnerungswürdig machte, selbst bei den zwei, drei Geschichten, die mir im Gesamten nicht so gut wie die anderen gefielen.

Wer gerne Kurzgeschichten liest und die O. Henrys noch nicht gelesen hat, sollte das unbedingt nachholen. Und wer sich wie ich immer gewundert hat, was der Reiz von Kurzgeschichten ist, wird ihn hier erfahren!