Bücherregal lädt …
Davids Dilemma
288 Seiten

Weil David an einem Tag keine Lust auf Sportunterricht hat, sagt er seinem Lehrer, dass er nicht teilnehmen kann, weil Schabbat ist – wodurch er sich unbeabsichtigt als Jude outet. Bevor er es verhindern kann, verbreitet sich die Information und macht ihn zum Mobbingopfer. Das entwickelt sich zunächst sogar positiv, weil David dadurch zum ersten Mal sichtbar wird, vor allem für seine Mitschülerin Maja, in die er verliebt ist. Doch dann verstrickt er sich immer mehr in Lügen, was dazu führt, dass Neonazis seine Unterstützung für ihre eigenen Pläne wollen …

Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht so recht, was ich von diesem Jugendroman halten soll. Er handelt von Antisemitismus, aber nicht unbedingt auf eine Weise, die ihn beseitigt. Er handelt von Fehlern, aber nicht auf eine Weise, die sie verzeihlich oder verständlich macht. Nur das Mobbing war meiner Meinung tiefgründig dargestellt und zeigte sehr gut, wie schlimm es wirklich werden kann.

David war bei der Geschichte mein Hauptproblem. Er war meiner Meinung nach ein sehr unsympathischer Protagonist, der sich vor allem dadurch auszeichnet, dass er ständig dumme Dinge sagt und tut, ohne sie zu reflektieren und daraus zu lernen. Das verschlimmert seine Situation natürlich, aber weil seine Familie bedroht wird, hört er nicht damit auf – was einerseits natürlich verständlich ist, andererseits aber auch eine schmerzhaft offensichtliche Falle. Denn natürlich hören die Erpressungen nicht auf, egal, wie viel David für die Neonazis tut, sodass ich mir gewünscht hätte, er hätte schon sehr viel früher mit einem Erwachsenen geredet. Das führt in der Handlung selbst zwar nicht gerade zu einer idealen Lösung, wäre aber zu einem früheren Zeitpunkt eventuell eine gewesen. Zudem fürchte ich, dass Davids unsympathisches Verhalten nicht unbedingt dazu beiträgt, Antisemitismus zu beseitigen.

Was die Nebencharaktere angeht, waren viele leider ebenfalls unsympathisch, mit nur ein paar wenigen, die ein bisschen Tiefe zeigten. Hier möchte ich Micke, Davids besten Freund, hervorheben; sein Verhalten war ebenfalls nicht immer okay, aber trotzdem habe ihn verstanden und mit ihm mitgefühlt. Bestimmt wird es umgekehrt ein paar Leser:innen geben, die Mickes Verhalten überhaupt nicht billigen und sich dafür umso mehr in David hineinversetzen können, aber bei mir war das nicht der Fall.

Insgesamt also ein Roman, der mich leider auf die falsche Weise aufgeregt hat und den ich nicht bedingungslos weiterempfehlen kann, obwohl er auch positive Sachen enthielt.