Ein historischer Roman über die Erforschung des Niger mit der Hauptfigur Mungo Park. Wir erfahren von seinem Leben von Ende des 18. bis zum Anfang des 19. Jh., folgen ihm auf zwei Entdeckungstouren entlang des Flusslaufs und lernen Figuren aus seiner Familie, seinem Umfeld und Weggefährten von seinen Reisen kennen. Boyle gibt uns mit seiner Erzählweise und seinen facettereichen Personen, auch wenn teils derb und unverblümt, einen wohl sehr autentischen Einblick in die Lebensrealität um 1800. Wer Entdeckergeschichten mag und deftige Sprache nicht scheut, wird das Buch mögen.
Im Zentrum der Erzählung steht ein Strategiespiel zum Zweiten Weltkrieg. Schauplatz ist ein Ferienort in Spanien und die Geschichte ist aus Tagebucheinträgen der erzählenden Person, Udo Berger, aufgebaut. Bolaño, so scheint es, lässt das über mehrere Wochen dauernde Spiel (eine einzige Partie) und die Ereignisse im Ferienort parallel laufen, sodass Bergers Situation, der sich nach der Abreise seiner Partnerin entschliesst, noch einige Wochen länger in Spanien zu bleiben, immer aussichtloser, beklemmender und einsamer wird. Bergers Affären, angebliche Freunde, seine Bekanntschaft mit dem seltsamen und verschlossenen Kontrahenten im Strategiespiel und der Ausgang der Partie, alles ist im Abwärtstrend begriffen. Bergers Stimmung und seine Situation verdüstern sich, er selber verliert sich darin und seine Wahrnehmung ist mit zunehmender Dauer die eines seelischen Wracks. Seine Gesunheit, die Dauer des Spiels und der Aufenthalt in Spanien sind zeitlich begrenzt und er nimmt je länger desto mehr Schaden. Ein düsteres und beklemmendes Buch.
»In dem Roman sind Fabel, Legende, Phantasie und Groteske zu einer Einheit verwoben.…» Fantastischer Lesespass!
Ein wichtiges Thema, nämlich das von freikirchlichen Gemeinschaften, das Tabea Steiner in „Immer zwei und zwei“ behandelt. Sie situiert die Figuren und deren Handeln so, dass ich mich als Leser aus der Schweiz in sehr alltägliche Situationen versetzt fühle und sich eine Nähe zu den Lebensumständen auftut. Obwohl die Thematik vielschichtig und aus der Perspektive verschiederner Personen behandelt wird, fehlt der Erzählung der Zug und auch die „Auflösung“. Es ist ein Gefühl, dass uns Steiner Fragmente ohne Anfang und Schluss vorsetzt. Die schnellen Wechsel zwischen Personen, Orten und Unausgesprochenem tragen nicht zum Lesefluss bei.
Eine unspektakuläre Erzählung in der wir dem Imker Sergej, der in der grauen Zone im Donbass (Ukraine, ca. 2017) lebt, und seinen Bienen folgen. Sehr fein beschreibt Kurkow die Einsamkeit der Zurückgebliebenen zwischen den Fronten, die Mängel, die herrschen sowie die Stimmung zwischen Ukrainern, Separatisten, Russen und Krimtataren, die von Skepsis bis hin zu Fremdenhass reicht. Trotzdem vermag die Erzählung Hoffnung zu stiften, denn ebenso oft wie die Abneigung zwischen verschiedenen Gruppen erlebbar wird, zeigen Sergejs Begenungen immer auch Herzlichkeit und Nächstenliebe.
Eine Erzählung zur Stellung der Frau in der Gesellschaft, in der Wissenschaft und in der Familie in den USA der späten 50er. Im Zentrum der Geschichte steht Elizabeth Zott, deren Weg wir verfolgen und der von Tiefpunkt zu Tiefpunkt nur durch ihre Hartnäckigkeit fortgeführt wird.
„«Nöd us Zucker» ist eine Ode an die Achterbahn namens Leben und an dessen Fülle, Reichhaltigkeit und Verrücktheit. Es ist das ehrliche Zeugnis einer jungen Frau, die mit Tiefgang und Selbstironie Allzumenschliches offenlegt. So hat sich Lidija nicht nur «en verdammte Platz idärä Scheisswält» erkämpft, sondern auch meine Verbundenheit, weil mir ihre Tagebucheinträge gezeigt haben, dass wir doch alle im gleichen Abteil der Achterbahn sitzen. Darum bin ich Team Lidija.“ (aus dem Nachwort von Gisela Feuz) Treffender könnte es nicht beschrieben sein.
Ein toller Boyle, der die drei Geschichten von Eltern, Sohn und Tochter in Kalifornien respektive Florida erzählt. Menschliche Schicksalsschläge werden gesamtgesellschaftlichen, wie dem Klimawandel gegenübergestellt. Es bleibt dem Leser überlassen, die Situationen zu bewerten und vergleichen. Das Buch enthält einige Stellen, in denen man nicht weiss, ob man fassungslos und traurig sein soll oder man wegen der irrsinnigen, fast ironischen Beschreibung ins Schmunzel gerät. Schörkellos reibt uns Boyle auf jeder Seite unseren verschwenderischen Lebensstil unter die Nase, ein Buch unserer Gegenwart.