Everett kreiert eine dystopische Geschichte, die im gegenwärtigen Bundesstaat Mississippi verortet ist. Es geschieht eine Serie von Lynchmorden, die in Verbindung zu Fällen einer Jahrhunderte alte Praxis in den USA gebracht wird. Nur sind die Opfer jetzt Weisse. Statt einer historischen Darstellung transportiert Everett das Grauen, den Schrecken, die Brutalität und Absurdität solcher Taten in die heutige Zeit. Gleichzeitig gibt er Einblick in eine tatsächlich tief gespaltene Gesellschaft.
Eine packende und erschütternde Geschichte einer Familie in Kalifornien. Genial ist, wie Everett den US-Alltag mit seinem strukturellen Rassismus zum Thema macht und in diversen kleine Situationen und aus verschiedenen Perspektiven in die Erzählung einbaut.
Caroline Wahl nimmt uns mit ins Leben zweier Schwestern mit relativ grossem Altersabstand, die bei ihrer alkoholkranken Mutter leben. Beeindruckend ist einerseits, wie die zwei ihren Alltag meistern und wie kurze Lichtblicke und Menschen von aussen immer wieder Hoffnung und Glück in ihre Leben bringen. Andererseits zeigt Wahl mit feiner Sprache und Witz das „Erwachsenwerden“ oder den Reifeprozess der beiden Schwestern. Ein Buch voller Zuversicht und über die kleinen Dinge und Freuden des Alltags.
Eine traumhafte Lektüre. Mit feinfühliger Sprache schafft Murakami stimmungsvolle und magische Räume, so geheimnisvoll, dass Lesende im Dunkeln tappen, ihnen aber auch viel Interpretationsspielraum gelassen wird. Der vorurteilslose Umgang der Figuren untereinander, die alle ihre eigene (schwere) Vergangenheit und ihr Überzeugungen mit sich tragen, versprüht eine seltsame Zuversicht, dass überzeugte Entscheidungen stets auf den richtigen Weg führen.
Ausgehend von einem Gespräch mit ihrem Vater auf einer Parkbank geht Nadine Olonetzky ihrer Familiengeschicht nach. Die Shoah und ihre Folgen sind zentral. Die Autorin beschreibt tagebuchartig aus erzählten Erinnerungen und Dokumenten von den Grausamkeiten und der Entmenschlichung, von der Kälte der Täter und der zwischenmenschlichen Wärme sowie von den familiären Traumata und den bürokratischen Labyrinthen zu Entschädigungszahlungen. Der Schreibstil ist fragmentarisch, mit zahlreichen Wiederholungen und Wiederaufnahmen von Themen wie auch unzähligen offenen und unbeantworteten Fragen. Das ist gewöhnungsbedürftig, aber auch ein Mittel, um die Wirren und Schrecken des Krieges zu zeigen, die Wehr- und Ratlosigkeit jüdischer Familien von damals bis heute darzustellen und sich den immensen oder totalen Verlust von geliebten Personen, Erinnerungen und Habseligkeiten irgendwie bewusst zu machen. Etwas dass man niemandem und keiner Familie wünscht und deshalb ein wichtiges Buch.
Ein Kurzaufenthalt in New York dient der erzählenden Person Blicke zurück zu werfen, auf Veränderungen, vermeintliche Gewissheiten, auf Freundschaft und Liebe und auf die eigene Person, im unmerklichen Wandel ihres Lebens.
Ein Buch über die Jagd, den Wert eines Lebens und das Sterben. Geschickt verschränkt Schoeters eine US-amerikanische Perspektive mit vielen anderen aus dem subtropischen Afrika. Sie lässt die Charaktere des Buches persönlichen Erfolg vs. Gemeinschaft diskutieren, stellt der Relevanz des Lebens seine verhältnismässig beschränkte Dauer, seinen monetären Wert und seine Härte entgegen und beschreitet auch ein mystische Ebene. Eine kurzweilige aber ernste Lektüre.