Der Fall Meursault - eine Gegendarstellung
208 Seiten

Lyrisch wunderbar, auch wenn Daoud nicht an den Meister des "[Geschreibsels] von Salz und Meer" herankommt, bei weitem nicht. Der sich durch das ganze Buch ziehende passiv-aggressive Ton war durchaus unangenehm. Man kann es als interessant ansehen, eine Gegendarstellung zu einem der besten Romane aller Zeiten zu lesen, einen "verlorenen Zwilling". Wenn man jedoch diese Gelegenheit nutzt, um seinen Hass gegenüber der Kolonialzeit usw zu kompensieren, dann kann man es nur noch mit dem Prädikat "Naja" versehen. Es sollte eher den Beititel "Eine Abrechnung" tragen, denn der einer Gegendarstellung inneliegende Charakter des Neutralen, Objektiven, fehlt.

Antifragilität
688 Seiten

SELTEN divergierte die Erwartung mit dem dargebotenen Inhalt mehr als in diesem Fall. Ungefähr 600 Seiten, die ein aufmerksamer (bzw nicht von Taleb eingeschüchterter) Lektor auf knapp 150 Seiten hätte runterkürzen müssen, immer dieselben Punkte. Irgendwann ist das proletenhafte, selbstverliebte Gebashe Akademiker*innen gegenüber einfach nur noch unerträglich; die lateinischen Zitate und Fakten des Bildungsbürgertums wirken so, als hätte er eine autoerotische Beziehung mit sich selbst. Ich kann von Glück sprechen, dass ich dieses sich in einem Satz zusammenfassen lassende Buch als billigere Taschenbuchausgabe erworben habe. Sogar ein Kollegah hatte in seinem Buch mehr Substanz (und auch mehr cringefreien Witz).
Zwei Sterne gibt es allein für die nicht das Thema betreffenden random facts über zB griechische Mythologie