Wer die Nachtigall stört ...
448 Seiten

Was für ein unglaubliches und geniales Buch. Ich habe damals in der Oberstufe den Film mit Gregory Peck als Atticus gesehen und fand ihn damals gut, aber nicht überwältigend. Dies hat sich nun geändert. Vielleicht bin ich wieder ein bisschen mehr wie ein Kind geworden (Kindsein ist hier ja auch ein Motiv).

Der Inhalt an sich dürfte ja bekannt sein; es seien ein paar Dinge herausgestellt.

Beinahe jedes gute Buch hat wohl eine Gerichtsverhandlung (Der Fremde, bisschen auch Schuld und Sühne, entfernt der Gesang der Flusskrebse usw.). Das Abschlussplädoyer Atticus' ist wahrhaft meisterlich, so etwas hat eine echte Gewalt in sich.

Dass zu Beginn darauf hingewiesen wird, dass man die Nachtigall/die Spottdrossel (Mockingbird) nicht stören/töten dürfe, da sie niemandem etwas zuleide tue und einen nur mit dem Gesang erfreue und dass das am Ende so schön, so wirklich schön, auf Boo Radley übertragen wird, das hat mich beinahe nochmal zu Tränen gerührt.

Mir gefiel Scout als Charakter. Alles durch ihre Augen zu sehen hat einem einerseits ohne Wertung manche Doppelmoral aufgezeigt (zB die Cunninghams, die Tom Robinson lynchen wollten oder die eine Frau, die schon sehr paternalistisch (nett und vorsichtig ausgedrückt) über die zu missionierenden Stämme "berichtet") und andererseits gab es mit ihr die einzig richtige Wertung bzgl Rassismus.

Ich bin etwas zwiegespalten in Bezug auf gewisse Termini, die in diesem Hörbuch auftraten. Einerseits widerstrebt es mir, das Wort (sowohl mit einfachem g als auch mit doppeltem g) zu hören, andererseits ist es damit ja eine äußerst genaue Darstellung der damaligen Zeit. Ich für meinen Teil würde bei einer Neuaufnahme anders handeln und auf jeden Fall die abfälligere der beiden Versionen zensieren und die Version, die von den "Guten" genutzt wird, umschreiben.

Ich finde es schlimm, dass das Buch aus manchen Leselisten der Schulen verschwindet, zumindest in den USA. Bei uns war das nicht einmal auf dem Lehrplan, der Film wurde nach dem Abitur gesehen, als wir unsere Zeit in der Schule noch absitzen mussten.

Dunkelgrün fast schwarz
480 Seiten

Am diesem Roman gab es viel, was mir gefiel. Fast alle intimen Momente zählen dazu und die Farben, die der Hauptprotagonist Motz synästhetisch sieht.

Was mir nicht gefiel war der beste Freund Motz', der 17 Jahre später einfach auftaucht und genau dort weitermacht, wo er aufgehört hat; sein Leben zerstören. Ich habe noch nie eine Person mehr gehasst als diesen eiskalten Psychopathen. Unglaublich. Ich hätte mir gewünscht, dass er grün und blau und blutig geschlagen wird.