Dieses kleine aber feine Büchlein versammelt, wie der Titel schon verrät drei Geschichten: "Der Zwang zur Tiefe": großartig und mit Sog: Was macht Kritik mit einem Künstler und ist sie überhaupt gerechtfertigt. (Selbstreflektierterweise sollte ich nach der Lektüre hier keinen Eintrag darüber verfassen) "Ein Kampf": Im Prinzip nur die Schilderung eines ordinären Schachspiels im Stadtpark zwischen einem Fremden und dem Lokalmeister. Aber so gut beobachtet, so zum mitdenken geschrieben, dass es eine Freude ist. "Das Vermächtnis des Maitre Mussard": hat mir am wenigsten gefallen, obwohl das Thema eigentlich brandaktuell ist: Ein Mann, normaler Lebensweg, nicht ungebildtet, meint eines Tages zu entdecken, dass die Welt an akuter vermuschelung leidet, die alles und jeden zu Steinernen Muscheln werden lässt. (Eigentlich hat er nur ein Fossil entdeckt) Er versteift sich geistig immer mehr auf seine Verschwörungstheorie der Versteifung der Welt und stirbt endlich an einer mysteriösen Krankheit, die genau in sein Weltbild passt.
Den Schluss bildet die fantastische Kurzgeschichte: "Amnesie in litteris" Der Titel ist Programm. Relatable, unbedingt lesen
Freche und unterhaltsame Lektüre, kurzweilig, bleibt aber auch nur kurz im Gedächtnis.
Der Tag hat kommen müssen an dem ein Schuss aus der Nothombschen Erzählungskanone kein Treffer wird. Ihren Sprachstil hat sie natürlich beibehalten doch inhaltlich unterschied sich es sich diesmal nur knapp von einer Dokusoap. Sie ist schön und lebt ihre Freiheit aus, der Neid der anderen macht sie an. Sie wird mit 19 schwanger und kann dem Kind keine Liebe geben, es hat ihr die Freiheit geraubt und vor allem wandern die Blicke nicht mehr wie früher zu ihrem Dekolleté sondern weiter bis in den Kinderwagen wo das neue Gaffobjekt schlummert. Es kommt ein zweites Kind und ein drittes, die Liebe der Mutter zu den Nachfolgern nimmt immer mehr zu und die Erstgeborene versteht die Welt nicht mehr. Mit ihrem Leben geht es weiter, sie wird hier und da enttäuscht, betrogen und hintergangen und wie das ganze ausging habe ich, wo doch sonst starke Enden eine zutiefst nothombsche Eigenschaft sind, schon vergessen.
Ein Aufruf gegen Newskonsum. Im Vorwort schreibt er, dass ein Leser, der sowieso keine "News" (gemeint sind alle Nachrichten die nur Tagesaktuell sind und eine gewisse Tiefe missen lassen) konsumiert das Buch eigentlich wieder zuklappen kann. Eigentlich wäre das in letzter Zeit auf mich zutreffend gewesen, doch ich folgte bisher eher einem Gefühl, nicht dem was Dobelli hier liefert. Nämlich 35 Argumente soziologischer, psychologischer oder ganz pragmatischer Natur gegen News. Mit diesem neuen Fundament ausgestattet habe ich tatsächlich -vorerst- meine Abstinenz in den radikalen Bereich Verschoben. Liebe Heute Show, liebe Zeit, ich vermisse euch schon jetzt.
Krimi und Tragödie in drei Teilen. Wegen großer Spoilergefahr werde ich nicht auf den Inhalt eingehen. Nur so viel: Drei Frauen lernen den selben Mann kennen. Doch sie wissen nichts voneinander und könnten auch nicht unterschiedlicher sein. (Fast schon wieder zu viel verraten, fürchte ich) Hitchcock meinte: "There is a distinct difference between suspense and suprise" Hier kann man beides erleben. Vielleicht hätte es der Master of Suspense sogar verfilmt.
Motte ist 15, wohnt in Bonn, seine Eltern lassen sich scheiden, er muss aus dem Haus seiner Kindheit ausziehen und sein bester Freund erkrankt an Lymphdrüsenkrebs. Yay.
Kaum zu glauben dass mich dieses Buch zum Lachen gebracht hat. Matthias Brandt schafft es irgendwie aus dem Kopf dieses 15-jährigen so glaubwürdig zu schreiben und führt gleichzeitig so ulkige und doch lebensechte Charaktere ein, dass eine Welt entsteht die, wie die echte, sich nicht entscheiden kann zwischen gut und böse, Trauer und Freude.
Eigentlich nicht nur ein Roman, sondern auch ein Resilienzratgeber. Doch anders als der Durchschnittsratgeber eben mit Perspektive und Sprachstil angereichert.
Der erste Roman von Stephen Fry. Wie zu erwarten war ein Feuerwerk an intelligenten Wortwitzen, weshalb sich das lesen im Original sicher gelohnt hat -auch wenn ich mit meinem durch Filme ausgebauten Schulenglisch hart an meine Grenzen stieß. Handlungsort sind fast ausschließlich Universitäten, im Extremfall liest man einen Dialog zwischen mehreren Mitgliedern einer Linguistischen Fakultät, da wird die Sprache nunmal etwas sophisticated.
Ein Pageturner allererster Güteklasse. Ich war sofort begeistert von der Versform, der einfachen und doch lyrischen Erzählart. Die komplette Handlung zieht sich über eine einzige Fahrstuhlfahrt. Bei 288 Seiten die krasseste Zeitdehnung die mir je untergekommen ist.
Mörderische Kurzgeschichten unterschiedlicher Coleur und Qualität. Hätte man vielleicht besser lektorieren können (manchmal war mir sehr danach den Rotstift anzusetzen) aber alles in allem eine nette Auswahl und gut geeignet für kleine Lese-Pausen zwischendurch.
Im positiven Sinne total durchgeknallt. Beispiele gefällig? Ein Buch killt einen Rezensionisten (ich habe Angst), vier Besoffene überfallen einen kleinen Supermarkt in dem sie Stammkunden sind - nackt, der Song "Fiesta Mexicana" ist scheinbar der einzige auf der Welt, eine kleine Verschwörergruppe glaubt, dass telepatierende Haustiere mit den Weltverschwörern kommunizieren und Trotzki kann fliegen, ist aber gar nicht Trotzki, sondern heißt nur so. Das wäre ein kleiner Teil. Ich frage mich nur: Warum?, denn so richtig witzig war´s irgendwie doch nicht.. Das Hörbuch hat Bela übrigens selbst eingesprochen und das ist natürlich allererste Sahne.
Karikaturenansammlung, von gelesen kann man also nicht sprechen. Nicht mehr ganz up-to-date (Westerwelle lebt noch, Guttenberg hat gegeelte Haare und Lindner fehlt)
Ich werde das noch mal lesen um herauszufinden was das überhaupt war, doch das was mir klar wurde hat mir sehr gefallen.
Hat sehr stark angefangen mit originellen Beschreibungen Wiens in der damaligen Zeit und den ausgefallensten Berufen, die wohl alle mal einen Sinn hatten. Gegen Ende fühlt es sich allerdings ein bisschen so an, als müsste das Leben Joseph Hammers einfach nur noch zu Ende erzählt werden.