Schönes Buch um einen allgemeinen Blick über die reale Politik und ihren Unterschieden zur Textbuch-Demokratie zu bekommen. Um das Ganze aufzulockern gibt es immer wieder Auszüge aus teilweise bekannten Geschichten, die den Einstieg in das jeweilige Thema deutlich erleichtern. Sehr zu empfehlen, vor allem da man die gedruckte Version sehr günstig über bpb erstehen kann und das PDF sogar vom Autor selber kostenlos angeboten wird.
Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, ich hätte dieses Buch nie angefasst, wenn es mir nicht geschenkt worden wäre. Doch darum lasse ich mir auch so gerne Bücher schenken, da sie des öfteren andere Perspektiven, Wortschätze und Geschichte aufweisen, als meine "normale" Buchsammlung.
Ich kannte weder Vogeler noch Rilke vor diesem Buch. Beide schienen wohl "vor ein paar Jahren" Teil des Curriculums fast jeder Schule gewesen zu sein. Einer meiner Chefs kann "Der Panther" nach 30 Jahren immer noch auswendig aufsagen. Gerade deshalb habe ich deshalb auch manchmal das Gefühl gehabt, als würde ich Anmerkungen verpassen, als würde mir Hintergrundwissen fehlen, wenn Zitate eingeworfen wurden. Auf der anderen Seite empfand ich die Geschichte jedoch auch als einen guten Einstieg in die Epoche. So habe ich mir das ein oder andere Gedicht oder Bild "der Familie" während des Lesens parallel ergoogelt und habe auch nach dem Ende Lust bekommen, mich noch ein bisschen damit zu beschäftigen. Würde das mein Schuldirektor, der mir das Buch zum Abitur geschenkt hat, erfahren, würde er das wohl als Erfolgserlebnis empfinden. Zum Glück wird er das wohl nie ;)
Es gibt diese Bücher, die man fühlen möchte. Bei denen man am Ende denkt, dass sie doch eigentlich irgendwie lebensverändernd sind, und trotzdem das eigene Leben irgendwie das Gleiche ist. Homo Faber ist eines dieser Bücher. Als Schulliteratur aufgezwungen, hatte es vom Start her schon eine schlechte Position in meiner Bewertung, doch nach den sehr mühseligen ersten 100 Seiten konnte man tatsächlich sagen, dass man sich an den Schreibstil gewöhnt hat. Man fieberte mit dem Charakter mit und ignorierte gezielt, wie absurd die Zufälle irgendwann wurden.
Max Frisch hat hier ein Buch geschrieben, welches, gerade weil es so anstrengend und kleinteilig ist, ein gewissen Charme hat, da es im Endeffekt den Charakter des Walter Faber nur abrundet. Doch irgendwie fehlt etwas. Basierend auf meinen Vorrednern tippe ich stark auf meine eigene Lebenserfahrung, das Gefühl, nicht mehr Erwachsen, sondern nur älter zu werden, das Gefühl, Balast auf seinen Schultern zu tragen, der größer als Schulnoten ist. All das fehlt mir und verringert, so meine Vermutung, mein Leseerlebnis.
Ich habe mir genau für diesen Tag in 15 Jahren einen Kalendereintrag gemacht, in dem einfach steht "Homo Faber lesen". Vielleicht werde ich dieses Buch dann mehr Wert schätzen oder erkennen, dass dies hier tatsächlich nur ein durchschnittliches Buch für mich ist.