Bücherregal lädt …
Wie schön wir waren
442 Seiten

In einem (fiktiven) afrikanischen Land werden die Ölressourcen des kleinen Dorfes Kosawa von einem amerikanischen Konzern namens Pexton ausgebeutet. Generationen an Kindern werden aufgrund der dabei entstehenden Verunreinigungen immer wieder vergiftet und begraben. Eines Tages stellt sich das Dorf gegen den Ölkonzern. Vor allem das kleine Mädchen Thula wächst dabei zur Revolutionärin heran. Ein jahrzehntelanger Kampf gegen den Konzern, gegen die Verstrickung von Staat und Kapital sowie Neokolonialismus beginnt.

Was hier Fiktion ist, könnte beispielhaft für verschiedene Kämpfe auf dem afrikanischen Kontinent stehen - gerade die Parallele zu den tatsächlich stattfindenden Kämpfen der Ogoni in Nigeria gegen den echten Ölkonzern Shell fällt einem ein. Beschrieben wird hier ein Widerstand, dem man nah sein kann. Ich mag Romane, die von Aufständen erzählen, weil sie dabei einen Blick in die individuelle Auseinandersetzung geben. In diesem Fall wurde aber auch eine kollektive Auseinandersetzung durch die verschiedenen Perspektiven der Dorfbewohner*innen dabei aufgezeigt. Stellenweise war es mir kurz etwas zu zäh, sodass ich länger brauchte, um weiterhören zu wollen. Die Kapitel sind auch relativ lang im Gegensatz zum letzten Hörbuch, daher konnte ich es nicht so gut einfach nebenbei hören, weil ich mitten im Kapitel abbrach und beim nächsten Mal wieder reinkommen musste. Hängt aber auch mit meiner kurzen Aufmerksamkeitsspanne zusammen. Das Ende war leider ernüchternd, aber im Sinne dass es wohl einfach sehr realistisch war. Damit aber ein Roman, der aktueller den je ist. Denn auch wenn es nie explizit ausgeschrieben ist, ist das ein Roman über Klimagerechtigkeit. Über die Kämpfe im globalen Süden, die am meisten darunter leiden, dass wir global in einem kapitalistischen System leben, das inhärent die Klimakrise hervorbringt.

Das Ministerium für die Zukunft
716 Seiten

Im Jahr 2025 bringt die bisher größte Hitzewelle innerhalb einer Woche 20 Mio. Menschen in Indien um. Aufgrund des Pariser Abkommens wird in Zürich ein neues Ministerium der UN aufgebaut. Man nennt es das "Ministerium für die Zukunft". Es hat den Auftrag, etwas gegen die Klimakrise zu tun. Doch es ist nicht der einzige Akteur auf der Welt, der sich das zur Aufgabe macht.

Dieser Roman hat mir bezüglich der nächsten Jahre tatsächlich etwas Hoffnung gegeben. Ich konnte mir bisher nie wirklich vorstellen, wie die Zukunft aussehen könnte, „climate anxiety“ und Ohnmacht kamen ansonsten in mir auf. Ich mag, wie das Buch aufzeigte, dass es nicht einfach eine Revolution braucht, um den Klimawandel zu bewältigen, sondern mehrere, unterschiedliche Arten von Interventionen, überall auf der Welt, dass es nicht die eine Lösung geben wird, sondern verschiedene, die jeweils gleichermaßen notwendig sind. Ich habe es in nahezu jeder Minute gehört, in der ich kochte, abwusch oder anderen Haushaltstätigkeiten nachging. Nach den ersten paar Kapiteln war ich bereits überzeugt, dass es großartig ist, und wurde nicht enttäuscht. Es stellt - wie es in dieser Zeit auch nötig ist - Grundsätzliches in Frage, es erklärte mir historische, wirtschaftliche und technische Dinge, von denen ich nicht allzu viel oder gar nichts bisher wusste, und es regte mich immer wieder zum Nachdenken an - was will man von einem guten Buch mehr? Und gleichzeitig gewöhnt man sich so sehr an die Charaktere, dass man am Ende echt wehmütig wird. Ich weiß leider wirklich nicht, was ich dazu schreiben soll, mir ging so vieles währenddessen durch den Kopf. Aber für mich ist es definitiv jetzt schon eines der besten Bücher, die ich dieses Jahr konsumiert habe. Einzig fragwürdig finde ich, dass ausgerechnet Barack Obama es ebenfalls so toll fand LOL haben wir das gleiche Buch gelesen….

Klimagerechtigkeit
128 Seiten

Ich bin wahrscheinlich etwas biased, weil ich von dem Autor viel halte, aber für die ca. 120 Seiten, die es nur hat, ist es wirklich ein hervorragendes Buch, wenn man in kompakter Weise den roten Faden (der wortwörtlich von dem Auto gezogen wird) von Kolonialismus und Kapitalismus in unserer Geschichte hin zur Klimakrise verstehen will. Es ist ein super Einstieg, um einen Überblick über die heutigen Verhältnisse zu bekommen, weshalb ich es wirklich jeder Person ans Herz legen würde, die sich bisher nur oberflächlich mit der Klimakrise bzw. rein vom wissenschaftlichen Standpunkt heraus beschäftigt hat. Das Buch räumt in Kürze mit Versprechen des „Grünen Wachstum“ bzw. „Grünen Kapitalismus“ auf, zeigt die vielfältige Geschichte von Umwelt- und Klimagerechtigkeitsbewegungen, die nicht nur hier im globalen Norden aktiv sind, und verknüpft dementsprechend nicht nur geschichtlich sondern auch global die Geschehnisse miteinander.