Matrix von Lauren Groff hat mich sehr beeindruckt. Groff taucht tief in das mittelalterliche Leben ein, verleiht ihm durch ihren unverwechselbaren Stil eine "plastische Präsenz" und belebt die Geschichte Maries, einer unangepassten Heldin, die im Kloster ungeahnte Stärke findet. Die historische Genauigkeit und die sprachliche Brillanz machen das Buch zu einem beeindruckenden Leseerlebnis. Ein Roman, der nicht nur gefällt, sondern auch in Erinnerung bleibt und zum Nachdenken anregt.
Das Buch handelt von den Brüdern Jules und Edmond Goncourt, auf die der bekannte Prix Goncourt zurückgeht. Die beiden wohlhabenden Brüder tun alles gemeinsam. Sie schreiben nicht nur ihre Bücher zusammen (den ersten naturalistischen Roman), sie teilen sogar ihre Geliebten. Die dritte Hauptperson im Buch ist ihre Haushälterin Rose. Sie ist eine schlechte Köchin, umsorgt die beiden Männer aber liebevoll und fürsorglich. Was die beiden nicht wissen, Rose führt ein Doppelleben. Nachdem sie sich in einen Mann verliebt hat, verfällt sie diesem und wird von ihm in jeder Beziehung ausgenutzt. Dies geht so weit, dass Rose die Brüder Goncourt bestiehlt. Nach dem Tod von Rose, entdecken die Brüder das Geheimnis. Ihre Trauer um Rose ist jedoch grösser, als die Enttäuschung über sie. Die Geschichte von Rose verarbeiten sie schliesslich in einem Roman. Alain Claude Sulzer wiederum macht die Brüder Goncourt zum Gegenstand seines Romans. Ein sehr lesenswertes Buch, das die Leser:innen in das Paris des 19. Jahrhundert eintauchen lässt
Rabenthron von Rebecca Gablé entführt die Lesenden in das England des Jahres 1013, eine Zeit des Umbruchs, in der Wikingerüberfälle, Machtkämpfe und politische Unsicherheit das Land prägen. König Æthelred II. („der Unberatene“) ist zu schwach, um sein Reich zu schützen. In dieser gefährlichen Zeit begegnen sich der junge Engländer Ælfric of Helmsby und der dänische Gefangene Hakon. Aus ihrer ungewöhnlichen Freundschaft entsteht eine Geschichte von Loyalität, Verrat und Hoffnung, die sie in den Einflussbereich der machtbewussten Königin Emma von der Normandie führt.
Die Autorin verknüpft persönliche Schicksale mit grossen historischen Ereignissen. England steht zwischen Angelsachsen, Dänen und Normannen, und Emma wird zur Schlüsselfigur dieser Übergangszeit: zweimal Königin von England, Mutter zweier Könige und eine Frau, die in einer von Männern dominierten Welt politischen Einfluss gewinnt.
Wie stets überzeugt Rebecca Gablé durch gründliche Recherche und atmosphärische Dichte. Man erfährt viel über die Geschichte Englands im 11. Jahrhundert; insgesamt bleiben die Figuren jedoch recht schematisch, und es ist meist klar, wer die Guten und wer die Bösen sind. Grosser Pluspunkt: Der wunderschön gestaltete farbige Buchschnitt, mit dem man im Zug lesend die Menschen rundherum beeindrucken kann.