Bücherregal lädt …
Matrix von Lauren Groff hat mich sehr beeindruckt. Groff taucht tief in das mittelalterliche Leben ein, verleiht ihm durch ihren unverwechselbaren Stil eine "plastische Präsenz" und belebt die Geschichte Maries, einer unangepassten Heldin, die im Kloster ungeahnte Stärke findet. Die historische Genauigkeit und die sprachliche Brillanz machen das Buch zu einem beeindruckenden Leseerlebnis. Ein Roman, der nicht nur gefällt, sondern auch in Erinnerung bleibt und zum Nachdenken anregt.
In Un chien à ma table, ausgezeichnet mit dem Prix Femina 2022, erzählt Claudie Hunzinger im Stile des Nature Writings von einem älteren Paar, das abgeschieden in einem Wald lebt. Sophie, eine Schriftstellerin, und Grieg, ihr Lebensgefährte, verbringen ihre Tage inmitten von Büchern und Natur, zurückgezogen von der modernen Gesellschaft.
Eines Abends taucht eine kleine, verletzte Hündin auf, die den Namen Yes bekommt. Yes bringt Änderungen in den gewohnten Alltag und wird zum Auslöser für Erinnerungen, Gedanken und Gespräche über das Älterwerden, das Schreiben, die Literatur und die Welt im Wandel.
Der Roman thematisiert den Zustand einer bedrohten Welt und erzählt von der Zerstörungskraft und Gewalttätigkeit des Menschen, die im Roman stets präsent sind, zwar nicht offen, aber immer bedrohlich im Hintergrund. Und trotzdem finden sich immer wieder Momente des Glücks in der Natur, in der Literatur, im Schreiben aber auch im Zusammenleben zwischen Sophie, Grieg und Yes.
Einerseits hat mich das Buch vor allem sprachlich überzeugt. Andererseits hatte ich etwas Mühe mit dieser Rückzugs-Geschichte, in der Trost nicht von den Menschen draussen kommt, sondern einzig in der Literatur oder in der Beziehung zu einem kleinen Hund zu finden ist - und selten vielleicht auch beim Lebensgefährten.